Überraschend, provokant und einfallsreich Ina Hartwig gratuliert Familie Montez

Gruppenbild mit Hunden: Mirek Macke und Ina Hartwig, dahinter Adriane Dolce, Jerome North und Susanne Kujer feiern das zehnjährige Bestehen des Kunstvereins Familie Montez. Foto: Faure

Ostend (jf) – Das Domizil der Familie Montez ist so ungewöhnlich wie der Kunstverein selbst: Seit 2014 residieren Mirek Macke und sein Team in den Bögen der Honsellbrücke am Hafenpark im Osten der Stadt.

Macke, 1959 im masurischen Ilawa geboren, wollte zunächst überhaupt kein Künstler werden, sondern lernte Bautechniker. Eine Tante holt ihn nach Hamburg, da ist er 25. Er probierte alles Mögliche aus, machte das deutsche Abitur, studierte ein paar Monate Jura. Mit Keramik-Köpfen bewarb er sich in Kassel an der Bildhauerklasse, ging später nach Salzburg und stellte sich bei dem Maler und Aktionskünstler Hermann Nitsch vor. „Der war an meinen Arbeiten interessiert“, erzählte er der kleinen Geburtstagsrunde. Kulturdezernentin Ina Hartwig, die begonnen hatte, Mackes Lebenslauf in Schwerpunkten vorzulesen, wurde ab und an korrigiert und unterbrochen. Sie sah es gelassen, schließlich weiß der Künstler selbst am besten, was er wann und wo gemacht hatte. „Übrigens kommt Hermann Nitsch 2018 nach Frankfurt und wird anlässlich seines 80. Geburtstages ausstellen“, fügte Macke hinzu.

Macke entwirft zunächst Kunst mit Schablonen und Sprühdosen

Nach Frankfurt brachte Nitsch, der ab 1989 an der Städelschule als Dozent tätig war, den jungen Künstler mit. Macke absolviert die Kunstschule, mietete sich aber zunächst kein Atelier, sondern entwarf Kunst für das Museum Moderne Kunst, den Portikus und das Literaturhaus – mit Schablonen und Sprühdosen. „Manche Arbeiten waren schon am nächsten Tag wieder weg“, fügte Macke lachend an.

Am Städelshof bezieht er zusammen mit Anja Czioska im Jahr 2000 ein Atelier, sie bauen ein Bar ein, feiern Partys, nennen den Laden, der als Geheimtipp gilt, Lola Montez. Dass die Tänzerin die Geliebte des Bayrischen Königs Ludwig I. war, erfuhren sie erst später. „Aber das passte dann doch ganz gut“, meinte Macke. „Das Party-Atelier hatte schließlich eine unheimliche Reichweite und war auch nicht mehr aufzuhalten. Und die Qualität war furchtbar“, urteilt Macke heute.

Kunstverein Lola Montez startete in Räumen in der Nähe des Städelhofes

2007 zog Macke nach einer Pause in die Breite Gasse, wieder zurück in die Nähe des Städelshofes, und eröffnete in heruntergekommenen Räumen den Kunstverein Lola Montez. „Zuerst waren das um die 800 Quadratmeter, zuletzt hatten wir rund 3000 Quadratmeter – immer wieder kam irgendwie etwas dazu“, erläuterte Macke. Mit ihren Ausstellungen provozierten die Künstler die Öffentlichkeit und eckten an. Die Bauaufsicht fand Mängel an den Räumen, das Gebäude wurde zunächst gesperrt. Doch so einfach ließen sich die Künstler nicht vertreiben. Robert Bock von der Ausstellungshalle 1A in der Schulstraße stellte seine Räume zur Verfügung, um Arbeiten von rund 30 Künstlern zu versteigern. 35.000 Euro kamen zusammen, das Atelier wurde hergerichtet, der Kunstverein konnte ein Jahr länger bleiben.

Brückenbögen sind skurriler und gleichzeitig anziehender Ort geworden

2013 ist allerdings endgültig Schluss. „Montez im Exil“ nannte sich ein Wanderausstellung, die durchs Land zog, an jedem Ort kamen zu dem Grundstock von 30 Werken weitere hinzu. Dann entschied die Stadt, dem Kunstverein Familie Montez die Räume in den Bögen unter der Honsellbrücke zur Verfügung zu stellen. Zunächst eine Enttäuschung, denn so ziemlich alles musste improvisiert werden. 2014 zieht der Kunstverein in die Räume, inzwischen hat sich alles eingespielt, die Brückenbögen sind zu einem skurrilen und gleichzeitig anziehenden Ort geworden.

Ina Hartwig hatte zum Jubiläum nicht nur Glückwünsche und Blumen mitgebracht, sondern auch einen Scheck über 5000 Euro – Startkapital für die Ausstellungen 2018, auf die man gespannt sein darf. Familie Montez wird sich wieder etwas einfallen lassen, überraschen, provozieren, herausfordern – so viel steht fest.