Auf der Informationsveranstaltung geht es heiß her Innovationsquartier in Frankfurt heftig umstritten

Martin Hunscher trifft beim Informationsabend auf viel Widerstand. Foto: Faure

Nordend (jf) – Im Foyer des Gehörlosen- und Schwerhörigenzentrums in der Rothschildallee drängten sich viele Besucher um die ausgehängten Pläne zum Ernst-May-Viertel. Der große Andrang auf der ersten Informationsveranstaltung zu den aktuellen Planungen spiegelte das große Interesse der Bürger an diesem Thema wieder.

Martin Hunscher, Leiter des Stadtplanungsamtes, begrüßte die Gäste, die kaum Platz im Saal fanden – weitere Stühle mussten noch herbeigeschafft werden. „Wir haben für das Ernst-May-Viertel einen Planungsauftrag des Magistrats vom 24. Februar 2011. Es geht um das Gebiet zwischen Huthpark, Hauptfriedhof und dem nördlichen Günthersburgpark“, erklärte der Planer und unterstrich: „Wir stehen erst am Anfang.“ Er wies darauf hin, dass bei der Sitzung des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau am 4. Juli Sorgen bezüglich des Ernst-May-Viertels und des Innovationsquartiers laut wurden. Die betreffenden Anträge wurden verschoben.

Es geht um einen ersten Testentwurf. Die Bauleitplanung sei erst der zweite Schritt, betonte Hunscher. Es gehe an diesem Abend um die erste Runde, in der die Voruntersuchungen präsentiert werden sollten.

Land und Bund müssen sich beteiligen

Markus Rademacher vom Stadtplanungsamt erläuterte: „Wir reden über viel Grün zwischen Seckbach, Bornheim und dem Nordend. Die Klimatologie wird verbessert.“ An dieser Stelle war lautes Lachen im Saal zu hören. Rademacher wies darauf hin, dass der sogenannte „Pesch-Plan“ aus dem Jahr 2012 in der Form nicht mehr zu realisieren sei. Beispielsweise habe sich herausgestellt, dass der Blumengroßmarkt bleiben wolle. Zudem habe sich die Einhausung der A 661 von angedachten 1.200 Metern auf eine Variante von 400 Metern verkürzt. Es gäbe das Modell, auf der Nordseite der Autobahn eine zehn Meter hohe Lärmschutzwand zu errichten, man ziehe jedoch stattdessen eine Bebauung vor.

Das Ernst-May-Viertel solle bis 2028 entstehen, Voraussetzung sei, dass sich Land und Bund beteiligten. In der anschließenden Diskussion meldete sich zunächst ein kleines Mädchen zu Wort: „Was ist eigentlich mit dem Abenteuerspielplatz (ASP)? Und bedeutet eine sechsspurige Autobahn etwa weniger Lärm?“

Frage nach Projektentwickler

Hunscher antwortete: „Ein neuer Standort für den ASP soll gesucht werden, der jetzige Ort war nur für eine temporäre Nutzung vorgesehen, hat sich allerdings über die Jahre verfestigt.“ Der Ausbau der A 661 werde vom Bund gefördert, alle sechs Spuren verliefen innerhalb des Tunnels.

Ein Bürger fragte nach einem Projektentwickler und wollte wissen, ob sich dieser wirklich 40 Prozent der Flächen gesichert habe. Hunscher bestätigte, dass es wohl einen Projektentwickler (formart) gäbe, es sich jedoch um private Geschäfte handle, deren Umfang und Konditionen unbekannt seien.

6.000 Unterschriften für die grüne Lunge

Hansjörg Brecht, Erster Vorsitzender der 2015 gegründeten Bürgerinitiative „Grüne Lunge am Günthersburgpark“, überreichte Martin Hunscher ein besonderes Präsent: einen Ordner mit über 6.000 Unterschriften für den Erhalt dieses Areals. „Wir sind keine Handvoll egoistischer Freizeitgärtner, die ihre Parzellen verteidigen wollen“, kommentierte er.

Hunscher stellte klar: „Vor der Sommerpause wird nichts entschieden.“ Ein Bürger aus dem Publikum bemängelte, dass in der Planung eine dringend benötigte weiterführende Schule fehle. „Wird unser Grün für hochpreisige Wohnungen verscherbelt?“, fragte ein Teilnehmer und stellte zudem fest: „Wenn der ASP verlegt wird, geht die Arbeit von vielen Jahren kaputt.“ Bisher gäbe es keine Gutachten zur klimatischen Entwicklung, es lägen lediglich Studien vor, „die Bauleitplanung muss ergebnisoffen sein“, erläuterte Hunscher. Es stimme allerdings, dass bislang nur eine Grundschule im neuen Quartier vorgesehen sei. Aus dem Publikum wurde zudem der Widerspruch zwischen zu knappem Wohnraum und hohem Büroflächen-Leerstand angesprochen und eine Vegetationskartierung gefordert.

„Pippi-Langstrumpf-Planung"

Christof Klawitter vom Stadtplanungsamt verwies auf seit April 2016 laufende Untersuchungen des Senckenbergischen Forschungsinstituts zur Fauna, die über ein Jahr geführt würden. Eine Aussage sei daher zurzeit nicht möglich. „Sorge macht mir die Reihenfolge. Erst soll der Wohnungsbau kommen, dann der ‚Deckel’ für die Autobahn“, bemerkte ein Frau und erhielt zustimmenden Applaus. Die Einhausung der Autobahn liege nicht in der Hand des Stadtplanungsamtes, erklärte Hunscher. Dennoch sei die Entwicklung aller Maßnahmen ausschlaggebend.

Die Kinderbeauftragte des Nordends, Ulrike Grzimek, meldete sich zu Wort: „Hat die Stadt Kinder bei der Planung beteiligt? Der ASP ist ein Symbol für gelungene Kindheit geworden und muss erhalten und in den Bebauungsplan aufgenommen werden. Wir können es uns als Stadt nicht leisten, das bisschen Frischluft, was hereinkommt, noch zu verbauen. Es scheint mir eine Pippi-Langstrumpf-Planung zu sein nach dem Motto ‚Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt’.“ Grzimek erhielt viel Beifall.

Hunscher erklärte erneut, dass es noch keine Detailplanungen gäbe. Man wolle „keinen Pfropfen“ in die Frischluftschneise bauen. „Aber einen Minitunnel – und zwar aus Kostengrünen“, bemerkte ein Teilnehmer. „Die kleine Variante ist vertretbar, wenn auch nicht die beste Lösung“, entgegnete Hunscher abschließend..