Wie geht Liebe in Zeiten des Hasses? Katrin Bauerfeind zu Gast im Bornheimer Bürgerhaus

Katrin Bauerfeind präsentiert begeistert ihr Programm im Saalbau Bornheim. Foto: Faure

Bornheim (jf) – Es war fast ein Mädelsabend im Saal des Bürgerhauses Bornheim. Und es war die Tour-Premiere für Katrin Bauerfeind, die ihr drittes Buch „Alles kann, Liebe muss“ vorstellte. Zum Beatles-Song „All You Need Is Love“ kam sie auf die Bühne, in roten High Heels, hautengen schwarzen Lederleggins und einem weißen T-Shirt. Sie plauderte zunächst von ihrer Kindheit in Schwaben. Dort habe man „Mensch ärgere dich“ gespielt und alles, was gut war, madig gemacht.

Die kleine Katrin stellte sich vor, sie würde entführt werden – 5000 Mark hätten die Entführer für die Rückgabe des Mädchens haben wollen. Die Familie musste sich also entscheiden zwischen Kind oder Couch. Nicht einfach. Zumindest in Schwaben nicht, wie Bauerfeind anklingen ließ: „So geht Familie in Schwaben.“ Auch ein „ich hab’ dich lieb“ kommt da nicht leicht über die Lippen. Die Oma beispielsweise sagt so etwas nie, aber sie kocht und bäckt es.

Anekdoten aus dem Leben

Katrin Bauerfeind wollte mit diesem Zustand in ihrer Familie aufräumen, lud den Vater zum gemeinsamen Gleitschirmfliegen ein. Doch bereits die Anreise gestaltete sich schwierig. „Es ist gar nicht so einfach, mit den ehemals Erziehungsberechtigten gemeinsame Musik im Auto zu finden“, sagte Bauerfeind. Aus dem Ausflug wird ein Desaster, aber am nächsten Tag schickt der Vater tatsächlich eine SMS: Ich hab dich lieb. Nein, die erste binomische Formel ist weder bei Bauerfeind noch beim Publikum hängen geblieben. Die erste Liebe aber schon. „Mit zwölf habe ich mich das erste Mal verliebt. Und wurde von den Eltern nicht ernst genommen“, stellte die Autorin fest.

Mehr als 20 Jahre später hat man Erfahrungen mit der Liebe, inzwischen schaute sie mehrmals vorbei. Und ging auch wieder. War vielleicht doch nicht das Richtige. Auf jeden Fall musste der 35. Geburtstag ganz groß gefeiert werden. Mit Freunden und Party. Doch Vorsicht! Das kann ganz schnell ziemlich schief gehen. Denn inzwischen trifft man sich ja nur noch auf Facebook, weil „alle Termine, Lactose und Kinder haben“. Da birgt doch ein reales Zusammenkommen haufenweise Gefahren und Fettnäpfchen.

Große Erfolge in Film und Fernsehen

Katrin Bauerfeind, die 2006 den Grimme Online Award erhielt, hatte kurze Zeit später die ersten Fernsehauftritte im Berlinale-Journal, bei TV total und bei Harald Schmidt. Mit „Bauerfeind“ bekam die studierte Technikjournalistin auf 3sat ihr eigenes Magazin, weitere folgten. Fast jedes Jahr spielt sie zudem in einem Fernsehfilm mit.

Die Premiere der Tour war gelungen, charmant, witzig, manchmal boshaft und direkt, brachte Katrin Bauerfeind die Zuschauer zum Lachen. Viel Applaus erhielt sie für ihre Ansprache als Bundeskanzlerin Angela Merkel: Verdrossenheit sei in Deutschland zum Nationalsport geworden. Deshalb komme derjenige, der weiterhin meckert, zum Bürgeraustausch nach Polen oder Belgien. Für vier Wochen. Verlängerung ist möglich, wenn das nicht reichen sollte ... In der Zugabe riet Katrin Bauerfeind: „Machen Sie mal ein Date mit sich selbst. Denn wer sich selbst nicht liebt, kann auch keinen anderen lieben.“ Und verabschiedete sich „mit ganz viel Liebe“.