Über Einsichten und Zukunftswünsche Künstlerin Michaela Heidlas-May und ihr Atelier im Grünen

Michaela Heidlas-May fühlt sich wohl in ihrem Garten, in dem sie auch ihr Atelier hat. Foto: Faure

Nordend (jf) – „Im Garten schärft sich der Blick für das scheinbar Unwesentliche“, sagt Künstlerin Michaela Heidlas-May. IhrenGarten, ein grünes Refugium oberhalb des Günthersburgparks, hat die Familie Heidlas-May, zu der neben den Eltern ein siebenjähriger Junge und ein elfjähriges Mädchen gehören, seit vielen Jahren. Für Heidlas-May ist er ein ganz besonderer Ort.

Auf dem 180. Foto von Künstlerin Michaela Heidlas-May ist eine Schnecke mit einem hübschen braunen Haus zu sehen, die über feuchte Erde zwischen nassen Blättern kriecht. Anfang 2017 hat die Malerin begonnen, jeden Tag ein Gartenfoto auf Instagram zu posten, verlinkt ist das digitale Fotoalbum auf der Plattform www.gruene-lunge-am-guenthersburgpark.de

Seit Bestehen Mitglied der Grünen Lunge

1999 zog Michaela Heidlas-May von Bad Homburg nach Frankfurt. „Da war noch alles anders in der Großstadt“, sagt sie. „Ich sorge mich schon um das Klima. Das merkt man bereits im Kleinen. Auf der Friedberger Landstraße ist die Luft stickig, die Temperaturen sind höher als hier in der Kleingartenanlage.“

Der im Oktober 2015 gegründeten Bürgerinitiative Grüne Lunge am Günthersburgpark gehört sie seit Bestehen an. „Mir fehlt die Fantasie, wie das mit 4500 Menschen, die dann im sogenannten Innovationsquartier wohnen werden, aussehen soll. Mehr Menschen heißt auch mehr Autos, mehr Verkehr.“ Deshalb engagiert sie sich. Klar ist ihr natürlich auch, dass eine Stadt wie Frankfurt neue Wohnungen braucht. Aber sollte man nicht zuerst im Bestand schauen? „Es gibt auch andere Interessen, die nicht auf Luxuswohnungen, Party und Konsum ausgerichtet sind“, sagt Heidlas-May.

Garten als Ort der Integration

Von der Informationsveranstaltung am 18. Mai mit Planungsdezernent Mike Josef, Umweltdezernentin Rosemarie Heilig und dem Klima-Experten Lutz Katzschner war sie enttäuscht: „Der Klima-Experte zeigte in einem medial gut ausgestatteten Raum eine Präsentation, die nicht lesbar war. Mike Josef redete, ohne auf die Fragen der Bürger einzugehen. Das alles mag zur Bürgerinformation dienen, unter Bürgerbeteiligung verstehe ich etwas Anderes.“

Michaela Heidlas-May schätzt die Gartenanlage auch, weil sie ein „Ort der Integration“ ist und nennt ein Beispiel: „Auf dem schmalen Kleingartenweg gibt es viele freundliche Begegnungen, jeder muss Rücksicht nehmen. Man kommt schnell miteinander ins Gespräch. Oft ergibt sich das spontan.“ Von den versprochenen Ersatzgärten hält sie wenig: „Die Gärten am Günthersburgpark sind in Jahrzehnten gewachsen. So etwas kann man nicht umpflanzen, genauso wenig wie den Abenteuerspielplatz. Es ist sehr gut, dass er bleibt.“

Natur wichtig für die Jugend

Michaela Heidlas-May will das Grün nicht nur für sich erhalten. „Wir sollten die Gärten öffnen, Kinder sollten wissen, wie Obst vom Baum und Beeren von den Sträuchern schmecken.“ Seit dem Sommer 2016 hat sie ihr Atelier im Garten. „Das ist für mich wesentlich inspirierender als ein Raum in einem festen Haus“, erklärt die Malerin, die zur Gruppe Three for Wall gehört und 2015 zusammen mit Nicole Wächtler und Pia Grambart-Delalic die Mauer im oberen Günthersburgpark bunt gestaltete.

Weitere Projekte sind in Sachsenhausen und Bockenheim geplant: „Wir entwickeln Bilder für den jeweiligen Ort.“ Ihre Fotoreihe auf Instagram will sie fortsetzen: „Ich habe viel dabei gelernt und nehme die Natur anders wahr. Die Dinge werden kostbar. Genau diesen Blick sollten wir den Kindern vermitteln.“ So hofft Heidlas-May, dass möglichst viel Grün erhalten bleiben wird und Begegnungsstätten in der Gartenanlage entstehen, damit viele Menschen die Natur erleben können und schätzen lernen.

Kommentare

Menschen in der Natur

Längst rennen wir alle nur noch durch die Gegend um allen Anforderungen gerecht zu werden. Spass und Talente leben, ist mit Arbeit nicht mehr zu vereinen.
Die Gesellschaft im Ausnahmezustand, die Fassade bröckelt gewaltig....die nachkommende Gerneration sieht nicht mehr viel Sinn in der Gestaltung ihrer Zukunft.Alle sind " Aufgeklärt" ändern kann man eh nichts.Das höre ich oft. Wenn ich auf dem Weg in unseren Garten bin, alles immer grüner wird, beruhigen sich meine Gedanken...ach ja und auf der kurzen Strecke im Kleingartenweg grüsse ich alle die an mir vorbei streunen....Unfassbar und doch selbstverständlich...man grüsst sich auf "Trampelfaden" , bleibt stehen und kommt ins Gespräch mit Fremden...dieses Kleinod menschlicher Begegnung sollte Bestandsschutz genießen .
Gudrun Jung