Phantastische Heilige Nacht in der Ausstellung Liebieghaus lädt zur weihnachtlichen Entdeckungsreise

Kostbare Gewänder, viele Details sind in der neapolitanischen Krippe zu entdecken. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Die Weihnachtsgeschichte kennt eigentlich jeder: Die Jungfrau Maria bringt Jesus, Gottes Sohn, zur Welt. Ein Stern zeigt den Heiligen Drei Königen den Weg in den Stall nach Bethlehem. Dort beten sie das Neugeborene an.

Aber was denkt der Zimmermann Joseph, als er nach monatelanger Abwesenheit nach Hause zurückkommt und seine Verlobte schwanger vorfindet? Wieso bleibt Maria auch nach der Geburt Jungfrau? Und warum hat die Heilige Birgitta von Schweden Visionen? Wie überhaupt kommen die Krippen in Kirchen und Wohnzimmer?

Es fängt schon mit einer Zeitverschiebung an: Nicht am 24. Dezember wird Jesus geboren, sondern erst am 25. Dezember. „Die Weihnachtsgeschichte ist oft nur in Ausschnitten bekannt, noch weniger bekannt ist, wie sich die Geschichte und die Erzählungen, die sich darum ranken, im Laufe der Jahrhunderte entwickelten“, sagte Philipp Demandt, seit Oktober neuer Direktor von Städel, Schirn und Liebieghaus. Nun bietet die Ausstellung „Heilige Nacht. Die Weihnachtsgeschichte und ihre Bilderwelt“ im Liebieghaus, „dem intimsten und emotionalsten der drei Häuser“, wie Demandt formulierte, wunderbare und interessante Einblicke.

Thema hat immer mehr geboten

Kurator Stefan Roller verriet, wie es zur Exposition kam: „Nach der Schau ‚Die große Illusion’ 2014 fragte mich Max Hollein über weitere Pläne für das Liebieghaus. Mir schwebte eine kleine Ausstellung rund um die Weihnachtsgeschichte vor, bestückt aus Beständen des Hauses. Aber es kam anders; je tiefer ich bohrte, umso interessanter und vielfältiger bot sich das Thema dar.“

In der Bibel selbst findet der Leser nicht allzu viel zur Weihnachtsgeschichte. Dazu benötigt man mehr, die apokryphen Schriften beispielsweise – Texte, die von der Amtskirche nicht als gültig anerkannt wurden. Aber äußerst aufschlussreich sind. Dennoch steckt die Weihnachtsgeschichte voller Fragen. Die uns heute bekannten Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar waren eigentlich laut Lukas-Evangelium eine unbekannte Zahl von Hirten, denen ein Engel die Geburt Christi verkündete. Sie eilten nach Bethlehem, um das Kind zu sehen. Erst bei Matthäus wurden sie zu den Weisen aus dem Morgenland, und erst in den Legenden des sechsten Jahrhunderts wurden sie zu den drei Königen.

300 Figuren hinter Glas

„Bis ins sechste Jahrhundert war die Weihnachtsgeschichte in aller Welt bekannt und bestimmend“, sagte Roller. Die in zwei Bereiche und zehn Kapitel gegliederte Ausstellung zeigt etwa 100 Objekte, 40 davon kommen aus internationalen Sammlungen. Besonders beeindruckend sind zwei riesige Krippen – der Begriff wird erst im 17. Jahrhundert verwendet, die ersten skulpturalen Darstellungen zur Geburt Christi kamen im 16. Jahrhundert auf. Eine große bunte Papierkrippe von Georg und Felix Haller, Terfens/Tirol, aus dem Jahr 1863 mit über 300 Figuren entfaltet hinter Glas ihre Pracht. Daneben ist eine neapolitanische Krippe, die aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt, zu sehen – in Auszügen, denn der Platz hätte für alle der relativ großen, kostbar gekleideten sowie handwerklich kunstvoll gestalteten Figuren nicht gereicht.

Die Ausstellung ist in der Skulpturensammlung am Schaumainkai 71 bis zum 29. Januar 2017 zu sehen. Von Donnerstagnachmittag, 8. Dezember, bis Sonntag, 11. Dezember (dritte Advent), wird im Garten des Liebieghauses erstmals ein Markt unter dem Titel „Weihnachtszauber“ stattfinden – mit Kunsthandwerk, kulinarischen Köstlichkeiten und weihnachtlicher Musik. Am Freitag, 16. Dezember, wird Michael Quast im Metzler-Saal des Städel Museums Weihnachtliches vortragen. Wer sich vorab über die Ausstellung informieren möchte, kann sich unter heiligenacht.liebieghaus.de das Digitorial anschauen.