Bau des Riederwaldtunnels beginnt frühestens Ende 2019 Lösungen zum Schutz der Schule müssen her

Staatsminister Tarek Al-Wazir spricht über das Großbauprojekt Riederwaldtunnel Riederwald. Foto: Hagemann

Riederwald (sh) – Eine schier unendliche Geschichte soll zu einem positiven Abschluss gebracht werden. Diesen Wunsch formulierte Staatsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) in einer zweiteiligen Informationsveranstaltung zum Bau des Riederwaldtunnels, zu der das Straßen- und Verkehrsmanagement Hessen Mobil eingeladen hatte. Die Mammut-Veranstaltungen dauerten bis in die Nacht – aber es ging ja auch um ein gigantisches Projekt. Trotz geballter Fachkompetenz seitens Hessen Mobil blieben am Ende einige Fragen seitens der engagierten und zahlreich erschienenen Bürger offen.

Zum Hintergrund: Der Riederwaldtunnel soll die Lücke zwischen der nach Osten führenden A66 und der A661 schließen. „Das Projekt zieht sich seit mittlerweile 37 Jahren. Die Linienführung wurde sogar bereits im Jahr 1979 festgelegt. Seitdem gab es zahlreiche Planänderungen“, erklärte erklärte Staatsminister Tarek Al-Wazir. Die aktuelle Planänderung wurde aufgrund der aktuellen Bevölkerungsprognose für die Stadt Frankfurt erforderlich. 2013 ging man noch davon aus, dass Frankfurt schrumpfen würde, doch nachdem klar wurde, dass die Stadt wachse, wurde 2015 eine neue Verkehrsprognose in Auftrag gegeben. Aus dieser geht hervor, dass sich in 2030 deutlich mehr Fahrzeuge auf Frankfurts Straßen tummeln werden. So mussten die Planungen zum Tunnelbau und Lückenschluss den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Gerade das höhere Verkehrsaufkommen soll durch das Großprojekt reduziert werden. Die Planer erwarten einen Rückgang des Verkehrs im Frankfurter Straßennetz um insgesamt rund 30 Prozent. So sollen beispielsweise 2030 Am Erlenbruch ohne Tunnel 22.000 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sein. Der Tunnel würde die Anzahl auf 14.000 Fahrzeuge reduzieren. Auch die Hanauer Landstraße soll vom dem Bauwerk profitieren. Statt 52.000 Fahrzeuge pro Tag im Jahr 2030 ohne Tunnel sollen es mit Tunnel dann nur noch 39.000 sein, die auf der „Hanauer“ fahren. Al-Wazir versprach den Zuhörern bei der Infoveranstaltung den größtmöglichen Lärmschutz, der gesetzlich machbar sei. Den Wunsch der Bürgerinitiative Riederwald und des Aktionsbündnisses Unmenschliche Autobahn einer kompletten Einhausung der Autobahn musste das Gremium ablehnen: Hessen Mobil sei da an die Vorgaben des Bundesrechnungshofs gebunden. Die Kosten für eine komplette Einhausung seien unverhältnismäßig, führte Dietmar Hönig von Hessen Mobil aus. Stattdessen werde es Schallschutzwände entlang der Strecke von Bornheim bis zum Riederwald geben. Laut Hönig seien diese aktiven Schallschutzmaßnahmen erweitert worden, sodass die Anzahl der vom Autobahnlärm betroffenen Fälle von 1212 auf 297 reduziert wurde. Zu den 297 verbliebenen Fällen zählen insbesondere Bewohner in oberen Geschossen von Hochhäusern. Neben den Schutzwänden wird für die Strecke zwischen der Anschlussstelle Friedberger Landstraße und Frankfurt Ost offenporiger Asphalt verwendet. Auf Nachfragen aus dem Publikum räumte Hönig ein, dass dieser Belag etwa alle acht Jahre erneuert werden müsse.

Verkehr soll mittels Rampe fließen

Geplant seien ein sechsstreifiger Neubau zwischen Autobahndreieck Erlenbruch und der Anschlussstelle Bergen-Enkheim (A66) sowie die Vervollständigung zwischen Anschlussstelle Friedberger Landstraße und Frankfurt Ost als vierstreifiger Regelausbau. Mittels einer Direktrampe ab Friedberger Landstraße Richtung Süden, dem Ausbau einer Verzögerungsspur südlich des Autobahndreiecks Erlenbruch sowie eines durchgehenden Verflechtungsstreifens von der Anschlussstelle Friedberger Landstraße bis zum Autobahndreieck Erlenbruch soll der Verkehr gut fließen können, führte Christoph Schulze von der PTV Transport Consult GmbH aus. Auf den neuen Strecken werde der Verkehr dann laut Prognose zwar zunehmen, dafür gebe es im Bereich Erlenbruch, Hanauer Landstraße und im städtischen Netz Entlastungen, so Schulze weiter. Viele Bürger waren skeptisch. Für die prophezeite Entlastung gebe es keinerlei Garantien, hieß es aus dem Publikum.

Hessen Mobil beabsichtigt, das Planänderungsverfahren Ende dieses Jahres einzuleiten. Das Anhörungsverfahren mit Auslegung, Erörterungstermin und Erlass des Planänderungsbeschlusses sollen bis 2019 erfolgen. Im Anschluss folgen Ausführungsplanung und ein EU-weites Vergabeverfahren. Wenn keine Klageverfahren kommen, könnte mit dem Bau des Tunnels frühestens Ende 2019/Anfang 2020 begonnen werden. Das Autobahndreieck Erlenbruch befindet sich bereits in Bau, ebenso die drei Leitungsbrücken im Bereich des Tunnelbauwerks. Der Bau des Autobahndreiecks Erlenbruch soll 2019 abgeschlossen sein.

Der Tunnel selbst wird abschnittweise von außen nach innen gebaut. Begonnen wird laut Jürgen Semmler von Hessen Mobil mit dem Trogbereich West, nahe des Autobahndreiecks Erlenbruch. In einer weiteren Bauphase werden die U-Bahn-Strecke nach Norden verlegt und der Erlenbruch als Ringverkehr mit Einbahnregelung eingerichtet. Ampelgeregelte Möglichkeiten, die Baustelle zu überqueren soll es an der Haenischstraße und an der Schäfflestraße geben. Gearbeitet wird an der Baustelle von Montag bis Samstag von sieben bis 20 Uhr. Ende 2027 soll der Tunnel dann fertig sein.

Um die Belastung durch Staub und Dreck während der Bauarbeiten gering zu halten, sollen das Baumatrial bewässert und die Lkw mittels Waschanlage gewaschen werden. Zudem würden permanente Luftmessungen an der Baustelle vorgenommen, erklärte Florian Pfäfflin von der IVU Umwelt GmbH.

Das Thema „Lärm“ erhitzte auch zu später Stunde die Gemüter. Zwar soll es mobile Schutzwände geben, die mit der Baustelle „mitwandern“ und die nicht nur gegen Lärm, sondern auch vor Staub schützen sollen, aber durch die Querungsmöglichkeit Haenischstraße schallt der Krach durch die Lücke direkt auf die Pestalozzi-Grundschule sowie die Hortwiese und den Kindergarten.

Genaue Messungen stehen bevor

Man werde die Schule noch einmal gesondert betrachten und genaue Messungen in den Klassenräumen vornehmen, versuchte der Lärm-Sachverständige Markus Schweiger vom Büro Obermeyer die Anwesenden zu beschwichtigen. „Dass die Schule vor Baulärm geschützt werden muss, ist seit vier Jahren bekannt, jetzt steht sie plötzlich wie ein Elefant im Raum“, waren Schulleiterin Miriam Boiar, Lehrerinnen und der Schulelternbeirat fassungslos.

Die Frage, ob die Kita in der Lauterbacher Straße in Fechenheim-Nord vor Lärm geschützt werde, wurde verneint. Dort gebe es keine unverhältnismäßigen Überschreitungen, hieß es von Schweiger. „Dass wir solche Aussagen erst auf Nachfrage erhalten, ärgert uns. Wir hatten auf mehr Lösungsansätze gehofft“, beklagte sich das Publikum. Anstatt die bevorstehenden Beeinträchtigungen im Einzelnen zu betrachten, hätten sich die Anwesenden auch eine Bewertung der Gesamtbelastung gewünscht.