Über ein Leben auf der Flucht Magda Lorant liest aus ihrer Autobiografie

Munter und geistig rege las die 97-jährige Magda Lorant in der Stadtteilbibliothek Seckbach aus ihrer Biografie „Ein Leben auf der Flucht“. Foto: Schieder

Seckbach (ms) – Das Quartiersmanagement Atzelberg-Seckbach lud in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Programm Aktive Nachbarschaft am Donnerstag, 14. September, zur zweiten Buchvorstellung „Ein Leben auf der Flucht“ in die Stadtteilbibliothek Seckbach ein.

Quartiersmanagerin Jale Atmaca begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und die Autorin Magda Lorant geborene Egressy. In die Thematik führte Heinz Becker ein, der dafür gesorgt hatte, dass das Buch erscheinen konnte. Er und seine Frau sorgen auch für das Erscheinen der Quartiersinformation „Elsterblättche“. Aufmerksam geworden war er auf die Lebenserinnerungen durch die Theatergruppe der Budge-Stiftung, in der Magda Lorant mitwirkt, die auch in dem Heim wohnt.

Ihre Eltern waren Musiker

„Der Lesekreis der Stadtteilbibliothek hat sich gerade mit Büchern über und von alten Menschen beschäftigt,“ erklärte Becker. Er stellte dann die 97-jährige Magda Lorant als lebendige, geistig präsente und charmante Frau vor. Immer auf der Flucht war Lorant schon vor ihrer Geburt, als die Familie nach einem Pogrom aus Hamburg nach Ungarn und Budapest floh, wo sie 1920 zur Welt kam. Ihre Eltern waren beide Musiker und der Vater schrieb die Musik für Stummfilme. In Ungarn wird er als Kommunist verdächtigt, so flieht die Familie nach Holland, wo die Schwester von Magda Lorant an Kinderlähmung erkrankt. Die Hoffnung auf Heilung führt die Familie nach Berlin, denn der Vater vertraut auf die medizinische Kunst der Charité.

Mit der Nazizeit – damals wohnten sie in Wiesbaden – kam für die jüdische Familie eine erneute Verfolgung. Wieder führte sie der Weg nach Budapest, wo Magda Lorant mehrmals nur knapp der Deportation entkommen kann. Mit 20 Jahren beginnt ihre eigene Karriere als Tänzerin. Nach dem Kriegsende beginnt ein mühsamer Neuanfang. Sie tingelt für die Familie. Dann bekommt sie ein Engagement nach Dessau, wo sie auch ihre Gesangskunst ausüben kann.

In Dresden geheiratet und nach Frankfurt geflohen

In Dresden heiratet sie dann. Der Ungarnaufstand lässt sie über Berlin nach Westdeutschland und dort dann nach Frankfurt fliehen. Weiter ist sie mit ihrem Mann, einem Sänger, unterwegs. Als sie kein Engagement bekommt, bewirbt sie sich als Kontoristin. Ihre mangelnde Kenntnis dieser Arbeit versucht sie bei ihrer Bewerbung mit dem Ausspruch zu übertünchen, sie habe ihr Leben lang Theater gespielt und werde auch diese Rolle ausfüllen können. Zum guten Schluss wird sie sogar Lohnbuchhalterin.

Ihre Lesung begann Magda Lorant, die liebevoll „Mazi“ genannt wird, mit einem von ihr geschriebenen Gedicht, dann las sie mehrere Episoden aus dem Buch beginnend mit ihrer Kinderzeit vor. Das Judentum habe für sie nie eine Rolle gespielt. Sie habe immer nur als Künstlerin wahrgenommen werden wollen. Erst im Budge-Heim habe sie mehr über das Judentum mit seinen Lehren, Festen und Ritualen erfahren. Viele der Zuhörer wollten das ganze Buch lesen, das für 15 Euro zu kaufen ist, und ließen es sich von der Autorin signieren.

Kommentare

Egressy Magda

Es hat mich sehr berührt, dass Magda Egressy noch lebt. Mein Vater Imre REVESZ hat Ihr und Ihren Mann Georg Lorant Gesangsunterricht gegeben in Budapest.
Wie konnte ich mit Magda Egressy Kontakt aufnehmen?