„König der (Zoo-)Tiere“ im Kaisersaal verabschiedet Manfred Niekisch empfängt Entlassungsurkunde

Ina Hartwig (von links), Manfred Niekisch mit einem Grün-Gürteltier, ein Geschenk von Rosemarie Heilig (rechts). Foto: Faure

Frankfurt/Ostend (jf) – Nicht wie zunächst vorgesehen im kleineren Limpurgsaal, sondern im berühmten Kaisersaal fand die Verabschiedung des Zoodirektors Professor Dr. Manfred Niekisch statt – eine besondere Ehre.

„Am 1. März 2008 wurde Manfred Niekisch ‚König der Tiere’ des Frankfurter Zoos, einem der artenreichsten Tiergärten“, leitete Kulturdezernentin Ina Hartwig ihr Grußwort ein. Unter seiner knapp zehnjährigen Ägide seien spektakuläre Nachzuchten gelungen. „Dass der Zoo zum Bildungs- und Lernort wurde, ist dem erfolgreichen Wirken Manfred Niekischs zu verdanken“, unterstrich die Dezernentin. Die Einrichtung mit mehr als 150 Mitarbeitern sei „einer der größten Besuchermagneten des Rhein-Main-Gebietes“. Niekisch sei nicht nur ein erfolgreicher Zoodirektor, sondern auch ein großer und geistreicher Erzähler, dem die Menschen gerne lauschen.

Zukunft der Anlage war nach dem Zweiten Weltkrieg noch ungewiss

1858 wurde der Zoo gegründet, 1874 zog er auf die Pfingstweide, seinen heutigen Standort. Was nach dem Zweiten Weltkrieg aus der zerstörten Anlage werden sollte, war zunächst ungewiss. Ein gutes Gespür im richtigen Moment bewies Bernhard Grzimek; er sperrte im allgemeinen Chaos einfach eine Straße und gewann so zusätzlich drei Hektar Fläche für den Zoo, der seither elf Hektar groß ist. Niekisch nahm sein Amt im 150. Jubiläumsjahr des Tiergartens auf – und musste eine schwere Entscheidung treffen: Der beliebte Gorilla-Mann Matze quälte sich und litt unter Schmerzen. Die Entscheidung, den Weißrücken einzuschläfern, fiel dem Zoo-Chef nicht leicht.

Niekisch setzt sich auch für weltweiten Artenschutz ein

Viel wurde im Zoo verändert; der Bogori-Wald, noch von Niekischs Vorgänger Christian Schmidt in die Wege geleitet, wurde 2008 eröffnet. Aufsehen erregten der neue Eingang und die neue Südamerika-Anlage, beide wurden 2013 in Betrieb genommen. 2014 wurde eine neue Quarantänestation eingerichtet, 2016 erfolgte der Spatenstich für die moderne Pinguinanlage. „Manfred Niekisch setzte sich nicht nur für den Frankfurter Zoo ein, sondern in vielen internationalen Organisationen für weltweiten Artenschutz“, unterstrich Hartwig.

Die Festrede hielt Oliver Pagan, Direktor des Zoologischen Gartens Basel und Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ). „Manfred Niekisch kann auf ein überdurchschnittlich gut gefülltes Berufsleben blicken“, äußerte der Kollege und unterstrich: „Ein gut gefüllter Zoo leistet einen Beitrag zu Bildung, Natur- und Artenschutz.“ Aufgabe eines Zoodirektors sei die Umsetzung neuer Forschungsergebnisse, sei „das Visionieren, Planen und Realisieren“ – genau das sei in Frankfurt gelungen. Bereits 2008 gab es eine besondere Verbindung zwischen Basel und Frankfurt; Gorilla-Mann Viatu wechselte aus der Schweiz an den Main. Die Baseler sahen den Umzug positiv – „die Frankfurter Gorilla-Damen nach dem Verlust von Matze eher kritisch“, bemerkte Pagan.

Zur Zeit entsteht eine neue Pinguin-Anlage im Frankfurter Zoo

„Gegenwärtig wird unter dem Motto ‚schöner wohnen’ eine Pinguin-Anlage gebaut“, äußerte der Baseler Kollege. Seit 2008 haben über acht Millionen Menschen den Frankfurter Zoo besucht. „Es geht darum, dass Menschen einsehen, dass sie ihr Verhalten ändern müssen, um Arten zu erhalten. Genau das will Niekisch erreichen“, betonte Pagan. Nach seiner Rede überreichte der Schweizer dem Frankfurter Kollegen ein spezielles Geschenk – Baseler Läckerli. Manfred Niekisch dankte allen Verantwortlichen für „die erfreuliche Begleitung seit 2008“, namentlich auch dem ehemaligen Kulturdezernenten Felix Semmelroth, der mit dafür sorgte, dass dem Zoo 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden.

„Allerdings hat der Zoo noch einige Aufgaben vor sich, und er hat ein enormes Entwicklungspotenzial. Als Innenstadteinrichtung ist er außerdem eine Klima-Oase und ein großes Klassenzimmer“, unterstrich Niekisch. Besonders stolz sei er auf Nachzuchten beim Fingertier und auf den jüngsten Nachwuchs bei den Okapis. „Vor anderthalb Stunden wurde ein kleiner Bonobo geboren“, berichtete der Zoodirektor – ein schönes Geschenk zum Abschied.

Niekisch ließ nicht unerwähnt, dass bei der weiteren Entwicklung des Zoos auch die Politik gefordert sei: „Der Zoo Frankfurt muss auch künftig Maßstäbe setzen. Bitte halten Sie weiter Ihre schützenden Hände über ihn“, wandte er sich an Stadtverordnete und Magistrat, „wir sind zwar nur ein Amt der Stadt – aber kein anderes hat so viele Tiere und so viele Besucher.“ Über die Nachfolge Manfred Niekischs wird der Magistrat Anfang 2018 entscheiden.