Wegweiser und Info-Tafeln Martin Luther war in Frankfurt unterwegs

Gerold Beckmann, Uwe Becker und Stefan Majer bei der Enthüllung der Wegschilder. Foto: Faure

Bornheim (jf) – Die barocke Johanniskirche zwischen Turmstraße und Großer Spillingsgasse ist ein guter Ort, um den Frankfurter Teil des Lutherwegs offiziell zu eröffnen. Es ist einfach die schönste Kirche in der Mainstadt – darüber sind sich zumindest die Bornheimer einig.

Stadtrat und Kirchendezernent Uwe Becker verwies vor der Enthüllung der Wegweiser auf dem Johanniskirchplatz darauf hin, dass mit der Kennzeichnung der insgesamt rund 360 Kilometer langen Strecke der Weg erfahrbar gemacht werden soll. Die Weg ist aufgrund starker Veränderungen nicht vollkommen identisch mit der Originalroute, verläuft jedoch in einem engen Korridor dazu. Martin Luther war vom 2. April bis zum 16. April 1521 von Eisenach bis zum Reichstag nach Worms unterwegs. Eine damals beschwerliche und nicht ungefährliche Reise.

Am 14. April traf Luther von Friedberg kommend in Frankfurt ein. Nun werden elf Markierungen und zusätzlich vier Informationstafeln an seinen Aufenthalt in der Stadt erinnern. „Religion ist auch Identität und prägt Frankfurt mit – genau wie die Kirchen zum Stadtbild gehören“, sagte Becker. Außerdem erlebe das Pilgern seit einigen Jahren eine Renaissance. Warum also nicht auch auf Luthers Spuren? Becker regte an, eine Stempelstelle einzurichten, dann könnten die Pilger ihre Station in Frankfurt im Heft festhalten.

Martin Luther nächtigte in Frankfurt

„An Frankfurt führt kein Weg vorbei – das war offensichtlich schon 1521 so“, bemerkte Verkehrsdezernent Stefan Majer und freute sich, dass die Stadt neben dem Bonifatiusweg nun einen zweiten Pilgerweg hat. Beide Strecken kreuzen einander übrigens vor der Kirche in Nieder-Erlenbach. „Ich komme an einen mir vertrauten Ort zurück“, sagte Gerold Beckmann vom Vorstand des 2012 gegründeten Vereins Lutherweg in Hessen. In der Johanniskirche sei sein Vater getauft und konfirmiert worden. Zudem sei das Fußball-Idol Richard Herrmann, an den der Platz vor dem Frankfurter Volksbank Stadion erinnert, ein entfernter Verwandter gewesen.

Martin Luther nächtigte in Frankfurt im Gasthof „Zum Strauß“ in der heutigen Bethmannstraße, das Haus gibt es nicht mehr, es lag in Höhe der Bethmann Bank. Nur noch ein großes Wandbild mit dem Vogel Strauß erinnert an den berühmten Gast, der sich im Gasthof bei Lautenspiel, Wein und guter Gesellschaft wohl fühlte.

Nicht seine Lieblingsstadt

Luther liebte Frankfurt nicht, obwohl seine Bibelübersetzungen hier auf den Messen tausendfach verkauft wurden. Ein „Gold- und Silberloch“ sei die Stadt, kritisierte er. Frankfurt habe die Wahl, wer und was im Mittelpunkt stehen sollte – Mensch oder Profit, Gott oder Mammon.

Auch auf der Rückreise übernachtete Luther wieder im „Strauß“; er hatte nicht widerrufen, der Bannfluch des Papstes vom Januar 1521 lastete auf ihm. Er schrieb am 27. April 1521 an Lucas Cranach, dass er zwar ungebrochen in die Zukunft blicke, sich aber verbergen müsse. Einige Tage darauf wurde Martin Luther auf Anweisung von Kurfürst Friedrich des Weisen von Sachsen auf die Wartburg „entführt“ und lebte dort bis zum Frühjahr 1522 als Junker Jörg. Anschließend kehrte er nach Wittenberg zurück – seine Gedanken der Reformation waren nicht mehr aufzuhalten.

Buch erscheint bald

Etwa 500.000 Euro kostet die Einrichtung des Lutherwegs in Hessen, 65 Prozent übernahm das Land. Die noch fehlende Summe kommt von Unternehmen, Stiftungen und der evangelischen Kirche. Es „luthert“ gewaltig in der Reformationsdekade 2008 bis 2017, die Höhepunkte liegen im 500. Jahr der Verbreitung der 95 Thesen. Im Mai 2017 soll der gesamte Lutherweg von Wittenberg bis nach Worms fertig sein, bis Frankfurt ist er das nun schon.

Wer sich informieren möchte, hat sowohl im Internet als auch in den Buchhandlungen reichlich Gelegenheit dazu. Ein Pilgerführer „Lutherweg 1521“ wird Ende Juli/Anfang August erscheinen, „Luthers Wormsreise und der Lutherweg 1521“ ist bereits erhältlich.