Das Haus in der Nummer 21 ist nach wie vor eingerüstet, ein großes Schild davor verspricht „Perfektion & Exklusivität leben“ – es klingt wie Hohn. „Wir leben seit drei Jahren auf der Baustelle, die Schikanen gehen weiter. Fast eine Woche lang hatten wir kein warmes Wasser – obwohl zunächst nur Arbeiten für einen Tag angekündigt waren“, erzählte Mieterin Almuth Meyer.
Der Sprecher des Vereins Thomas Heinzelmann-Ekoos deutete auf ein Bild aus dem Jahr 2012: „So schön sah unser Haus einmal aus.“ Auf einer Leine sind Fotos ausgestellt, sie dokumentieren, was in den vergangenen drei Jahren mit dem Haus, das die Rohleder und Paz GbR erworben hat, passiert ist. „Die Feindseligkeit zwischen Mietern und Eigentümern ist traurig. Und die Braut wird aufgehübscht. Wir geben trotzdem nicht auf. Fehlinformationen über die Bewohner halfen ebenso wenig wie die anhaltenden Versuche, sie aus ihren Wohnungen hinauszuekeln“, sagte Heinzelmann-Ekoos, der inzwischen die sechste Kündigung erhalten hat. „Wir wollen weiter versuchen, mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen“, unterstrich er.
Rechtslage ist schwierig
Während dieses Vorhaben als äußerst schwierig erscheint, gebe es zu den Bauarbeitern ein gutes Verhältnis. Sogar Erste Hilfe leisteten die Mieter den Arbeitern. Über den Zustand des Hauses und die Schikanen der Eigentümer wurden auf diesem Sommerfest einmal mehr die Köpfe geschüttelt. Da habe man zwar alle Fachbehörden mit im Boot, aber die Rechtslage sei trotzdem schwierig. Und unverständlich. Doch die Mieter wollen weiter durchhalten. „Das funktioniert nur, weil wir die Idee der Hausgemeinschaft leben“, sagte Thomas Heinzelmann-Ekoos. Und diese Idee war auch zum Sommerfest deutlich spürbar, die Mieter hatten Torten und Snacks mitgebracht, unterhielten sich, bekamen viel Unterstützung. Trotz der traurigen Situation war es ein Fest, das Mut machte.
Die Wingertstraße 21 ist auch bei der Sommertour von „Stadtlabor unterwegs“ dabei. Unter dem Titel „24h Hausgemeinschaft“ sind Interessierte eingeladen, einen Tag lang mit den Mietern zu leben – generationsübergreifend, gemeinschaftlich, zwischen Lebenslust und Gentrifizierungsfrust.
Mehr Informationen dazu sind im Internet unter www.stadtlabor-unterwegs.de zu finden.