Herr über 450 Tierarten Miguel Casares ist neuer Leiter des Frankfurter Zoos

Die Alpakas fressen dem künftigen Zoodirektor Miguel Casares aus der Hand. Foto: Faure

Ostend (jf) – „Zunächst muss ich mich für mein Deutsch entschuldigen“, sagte Miguel Casares del Arco, so sein vollständiger Name. Dieses Pardon ist nicht notwendig, denn sein Deutsch ist ziemlich gut und verständlich. Der 51-Jährige wird ab 1. Februar 2018 neuer Direktor des Zoos Frankfurt. Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde der Wunschkandidat von Kulturdezernentin Ina Hartwig vom Magistrat in seiner Sitzung am 19. Januar bestätigt. „Beeindruckt hat die Expertise von Miguel Casares in Zooplanung und -gestaltung“, unterstrich Hartwig, „unter räumlich beschränkten Voraussetzungen ist Casares in Valencia eine naturnahe Gestaltung des Bioparcs gelungen.“

Miguel Casares kennt den Frankfurter Zoo seit vielen Jahren: „Nach meiner Promotion an der Universität Zürich hat mir 1990 der damalige Frankfurter Zoodirektor Richard Faust meinen ersten Praktikumsplatz zugesagt. Als ich im September 2016 zurückkam und Leiter der wissenschaftlichen Abteilung und stellvertretender Zoodirektor in Frankfurt wurde, war das ein freudiges Wiedersehen – auch mit einigen Kollegen von damals“, berichtete Miguel Casares. Es sei ihm eine große Ehre, Nachfolger von Manfred Niekisch zu werden und in einer Reihe mit so berühmten Vorgängern wie Bernhard Grzimek zu stehen.

Schon früh interessierte sich der 1966 in Madrid Geborene für Tiere, studierte Veterinärmedizin, beschäftigte sich mit Riesenschildkröten auf den Galápagos-Inseln und später mit den winzigen Gehegen im inzwischen geschlossenen Mini-Zoo der spanischen Stadt Valencia: Das muss auch anders gehen. Miguel Casares konzipierte in Kooperation mit dem spanischen Unternehmen Rain Forest den zehn Hektar umfassenden Bioparc Valencia, der 2008 eröffnet wurde, von der Größe her adäquat dem elf Hektar messenden Frankfurter Zoo.

Barrieren zwischen Tier und Mensch auflösen

In Valencia ging es Casares darum, die Barrieren zwischen Tieren und Menschen aufzulösen. „Ähnliches passiert in Frankfurt mit Errichtung der neuen Pinguin-Anlage“, knüpfte er an. In seinen Konzepten haben Jagd- und Beutetiere auf derselben Anlage Platz, voneinander getrennt durch Geländemodulationen. „Das ist für die Besucher faszinierend“, erklärte der Experte. „Wir müssen den Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern ihre Herzen erobern“, fügte er hinzu. Und das in einer digitalen Gesellschaft, in der jedes Tier in Bild und Wort sofort auf dem Schirm von Handy und Computer erscheint. In einer Zeit, in der Fernreisen keine unerreichbaren Träume mehr sind. Der Zoo müsse auf diese Entwicklungen reagieren und Artenschutz und Erhaltung der Tierarten mit neuen, attraktiven Präsentationen für die Besucher verbinden.

Zunächst gelte es, begonnene Vorhaben aus dem 2008 verabschiedeten 30-Millionen-Euro umfassenden Investitionspaket für den Zoo Frankfurt zu Ende zu bringen. Dann werde man weiter sehen – Ideen gebe es genug. Gemeinsam mit der Stadt müsse die Richtung festgelegt und schließlich ein Masterplan erstellt werden. Dass der Zoo weiter entwickelt wird, steht auch für Ina Hartwig außer Frage, dass dafür finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssen, ebenfalls.

Naturschutz und Besucherattraktion verknüpfen 

„Es geht darum, Naturschutz und Besucherattraktion zu verknüpfen, außerdem müssen wir das Problem Gastronomie dringend lösen“, bemerkte Casares. Da könnte der Bioparc von Valencia als Vorbild dienen – dort gibt es gastronomische Einrichtungen mit 400 Plätzen. Auf die Frage, ob Casares von den Menschenaffen schon als neuer Direktor akzeptiert werde, antwortet er: „Ich versuche, dass mich die Menschenaffen ignorieren. Ich stehe ja ganz unten in der Hierarchie.“ In der Organisation des Zoos jedoch steht Casares künftig an der Spitze.