Von U-Bahn-Station bis Skyline hinter Brennnesseln Neue Ausstellung in der Volkshochschule

Katrin Blumenschein (von links), Petra Vierheller, Annett Strickmann, Holger Ziegler, Hartmuth Schröder, Christine Meinecke, Norbert Rotsch, Jutta Grönefeld und Nicola Wagner, im Hintergrund Bilder von U-Bahn-Stationen. Foto: Faure

Ostend (jf) – Der Schriftzug „schauspiel frankfurt“ doppelt, gespiegelt. Eine Frau, lächelnd, zur Seite blickend, in Gedanken. Große Rohre, bedeckt mit Graffiti und von Farnen zunehmend überwuchert. Dick aufgespachtelte rote Farbe neben einer Tür. Der lange Schatten von vier Zinken einer Gabel – nur ein Bild aus der neuen Ausstellung in der Volkshochschule Frankfurt (VHS).

„Für mich ist es diese Ausstellung der Anfang einer Serie von weiteren Expositionen“, begrüßte die pädagogische Mitarbeiterin Nicola Wagner der VHS die Besucher der Vernissage. Mehr als ein Jahr Arbeit haben die Ausstellenden in das Projekt investiert. „Vom gelegentlichen Knipsen zur fotografischen Serie“ – so hieß ein Kurs der VHS unter der Leitung des Fotografen Hartmuth Schröder im Februar 2016, an dem zwölf Interessierte teilnahmen. „Am letzten Kursabend hatten wir festgelegt, uns genau ein Jahr später, also im Frühjahr 2017, erneut zu treffen. Mit der ‚Verpflichtung’, ein Fotobuch zu dem selbstgewählten Thema vorzulegen“, sagte Hartmuth Schröder zur Eröffnung der Fotoausstellung.

Fünf Teilnehmer waren tatsächlich gekommen und hatten ihre Fotobücher mitgebracht. Da lag der Gedanke an eine Ausstellung nahe: „Die meisten Bilder verschwinden auf Rechnern. Das ist eigentlich schade, die Fotos sollten der Öffentlichkeit gezeigt und zur Diskussion gestellt werden“, erläuterte Schröder. „Wir haben dann zu diesen fünf Kursteilnehmern zwei altgediente ‚Serientäterinnen’ dazu geholt, um die Vielfalt der Exposition zu erweitern“, erklärte der Dozent.

100 unterschiedliche Fotografien 

Rund 100 Fotografien sind nun zu sehen. Die Maxime des großen deutschen Fotografen und Hochschullehrers Heinrich Riebesehl (1938 bis 2010), „Ich misstraue dem Einzelbild“, bildete den Ausgangspunkt für die Erarbeitung der Bildstrecken. Weitere Aspekte wie Themenauswahl, Farb- oder Schwarz-Weiß-Fotografie, Kameratechnik, Orte und möglicherweise erforderliche Genehmigungen kamen hinzu. „Aber dann kam der ‚dickste Brocken’: Reicht die Hartnäckigkeit aus, eventuell sogar über Monate beim Thema zu bleiben?“, bemerkte Schröder.

Sieben Hobbyfotografen sind dran geblieben. In der ersten Etage nimmt Petra Vierheller den Betrachter unter dem Thema „… und am Ende meiner Reise“ mit auf Friedhöfe im Winter. Beinahe mystisch wirken die Bilder. Katrin Blumenschein hat „Frankfurt im Untergrund“ gewählt und zeigt im zweiten Obergeschoss verschiedene U-Bahn-Stationen – meist menschenleer; die Architektur steht im Vordergrund. Blickfang auf dem Treppenabsatz in der vierten Etage sind Norbert Rotschs Arbeiten zu „Licht und Schatten“. Bunter wird es im Gang; Holger Ziegler setzte das Thema „Urban Wilderness“ um, die Natur erobert sich versiegelte Flächen zurück. So verschwimmt die Frankfurter Skyline am Horizont hinter saftig-grünen Brennnesseln.

Bilder mit der Signalfarbe Rot

„Neue Portraits“ hat Annett Strickmann aufgenommen; selbstbewusst, ungekünstelt und unangestrengt blicken die Menschen den Betrachter an oder einen unbekannten Gegenstand in ihrem Umfeld nach. „Was rot ist“ heißt der Titel der Serie von Christine Meinecke. Die Signalfarbe springt sofort ins Auge. Zum Beispiel beim Mädchen, das Pommes mit Ketchup isst. Auf der fünften Etage sind Jutta Grönefelds Fotografien unter dem Titel „What remains“ zu sehen: Bilder einer Wohnung kurz vor der Auflösung nach dem Tod beider Bewohner. Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Dezember in der VHS, Sonnemannstraße 13, zu sehen.