Bibliothek bietet Lesestoff für alle Neuer Bücherschrank an der Wartburgkirche

Inge Joachim (von links), Ingrid Eiermann und Karin Guder stoßen auf den neuen Bücherschrank an. Foto: Faure

Nordend (jf) – Im vergangenen Sommer ist der Platz an der Kreuzung Hallgartenstraße/Hartmann-Ibach-Straße/Arnsberger Straße gegenüber der Wartburgkirche fertig geworden. Ein Baum, jung noch und von Latten geschützt und gestützt, wird größer werden und Schatten spenden. Zwei Bänke laden bei wärmeren Temperaturen zum Verweilen ein. Da könnte man später gleich Platz nehmen und in den Büchern aus dem Schrank schmökern. Ingrid Eiermann ist auf die Idee gekommen, an diesem Ort einen Bücherschrank aufzustellen.

 

Nach anderthalb Jahren ist aus dem Vorschlag Realität geworden: Am 12. Dezember wurde der Schrank mit ersten Büchern gefüllt und darauf angestoßen, dass er viel genutzt und nicht beschädigt werde. Das Amt für Straßenbau und Erschließung hat den Platz neu gestaltet und die kleine öffentliche Bücherei aufgestellt, der Ortsbeirat hat 6.000 Euro für das wetterfeste und mit dickem Glas ausgestattete Außenmöbel beigesteuert. Neben Ingrid Eiermann wird sich Inge Joachim – beide Damen wohnen im näheren Umfeld – um den Schrank kümmern.  „Schön, dass so viele Menschen da sind und Bücher mitgebracht haben“, sagt Nordend-Ortsvorsteherin Karin Guder. „Bücherschränke funktionieren nur, wenn sich Paten darum kümmern, Ingrid Eiermann und Inge Joachim sind jetzt praktisch ‚Bibliothekare im öffentlichen Raum’.“

Kinderliteratur steht im untersten Regal

Bevor die große rote Schleife gelöst und die ersten Bücher in die Fächer gestellt werden – Kinderliteratur ist im untersten Regal –, liest Inge Joachim noch die Geschichte „Der Leseteufel“ von Siegfried Lenz vor. Die Novelle ist auch eine Erinnerung an den Urlaub in den von beiden Paten geschätzten Masuren. Und ein schönes Beispiel dafür, wie sinnvoll Bücherlesen ist. Denn Lenz’ Großvater Hamilkar Schaß, der erst mit über 70 Jahren Lesen lernte, konnte, indem er trotz aller Drohungen darauf bestand, das gerade begonnene Kapitel zu Ende zu lesen, den Überfall des Generals Wawrila auf Schaß’ Heimatdorf Suleyken verhindern: Wawrila floh entsetzt mit seinen Leuten, als Schaß noch nicht einmal mit Lesen aufhörte, als man ihm eine Flinte an den Kopf hielt. Der erste Frankfurter Bücherschrank wurde am 3. November 2009 im Nordend am Merianplatz aufgestellt, am Oeder Weg steht eine weitere kleine Bibliothek im Stadtviertel und nun auch eine vor der Wartburgkirche. Es ist wohl der insgesamt 50. Bücherschrank der Stadt.