Wegstück zwischen Adickesallee und Feldgerichtstraße Nordend: Namensgebung für Anna-Seghers-Pfad

Pierre Radvanyi (Mitte) mit dem Schild, rechts Sabine Baumann, dahinter Bettina Wiesmann, links Lothar Ruske. Foto: Faure

Nordend (jf) – Die Namensgebung hat ihre Wurzeln in einem Geschenk, das vor rund zwei Jahren überreicht wurde. Da bekam Claudia Ehrhardt, CDU-Fraktionsvorsitzende im Ortsbeirat 3 (Nordend), von ihrer Parteifreundin Bettina Wiesmann das Buch „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers geschenkt. „Ich habe das Buch sofort begeistert gelesen und dachte, dass man eine Straße oder einen Weg nach Anna Seghers benennen müsste“, sagte Ehrhardt. Im Januar 2018 stellte die CDU im Ortsbeirat einen entsprechenden Antrag. Die zurzeit laufende Veranstaltung „Frankfurt liest ein Buch“ mit ebendiesem „Das siebte Kreuz“ im Fokus bildete nun einen würdigen Rahmen für die Verleihung des Namens.

„Dieses Wegstück an der Campusmeile gegenüber der Deutschen Nationalbibliothek und an der Frankfurt School of Finance & Management ist eine gute Wahl für den Namen Anna-Seghers-Pfad“, sagte Ortsvorsteherin Karin Guder. Eine besondere Ehre sei die Anwesenheit von Anna Seghers’ Sohn Pierre Radvanyi und seiner Frau. Sabine Baumann, Vorsitzende des Vereins „Frankfurt liest ein Buch“, Lothar Ruske, Organisator des Lesefestes, Vertreter der Frankfurt School, der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz, des Aufbau Verlags, in dem die neue Ausgabe von „Das siebte Kreuz“ erschienen ist, und Ortsbeiräte hatten sich zur Enthüllung des Namensschildes eingefunden. Pierre Radvanyi persönlich entfernte die Abdeckung vom Straßenschild. 

Roman als Wegweiser, die Freiheit zu bewahren

Vorher äußerte er: „Meine Großmutter mütterlicherseits war Frankfurterin gewesen, sie ist 1942 deportiert und ermordet worden. Wir, meine Schwester Ruth, meine Eltern und ich, waren inzwischen in Mexiko gelandet.  Meine Mutter hatte mich dort sofort am französischen Gymnasium angemeldet, an dem ich auch das Abitur ablegte.“ Weiter erzählte Pierre Radvanyi, dass der Botschafter aus Paris nach Mexiko gekommen sei und allen Abiturienten an französischen Gymnasien ein Studium in Frankreich anbot. „Das wollte ich und sprach mit meiner Mutter.“ Anna Seghers verstand ihren Sohn, entgegnete jedoch, dass sie nach dem Krieg zurück nach Deutschland müsse, denn eine Schriftstellerin könne nicht lange ohne die Muttersprache arbeiten. Also lebte Anna Seghers seit 1947 wieder in Berlin, ihr Sohn studierte Physik in Paris.

„Es ist schön, dass es nun in Frankfurt einen Anna-Seghers-Pfad gibt“, sagte Sabine Baumann und verwies auf das „Frankfurt liest ein Buch“, bei dem sich vom 16. bis zum 29. April 120 Veranstaltungen mit dem weltweit erfolgreichen „Das siebte Kreuz“ beschäftigen – längst nicht nur Lesungen. Bundestagsabgeordnete Bettina Wiesmann, die Schenkerin und damit Auslöserin der Namensgebung, bemerkte abschließend: „Manchmal kommen Dinge gut zusammen – wie jetzt am Anna-Seghers-Pfad. Im dicht besiedelten Nordend war es nicht leicht, einen geeigneten Weg zu finden. Das Buch ‚Das siebte Kreuz’ lehrt uns, dass Freiheit ein kostbares Gut ist. Der Roman ist ein Wegweiser, die Freiheit zu bewahren.“