Zwischen Latein, Griechisch und Sanierungsbedarf Oberbürgermeister besucht Heinrich-Gagern-Gymnasium

Peter Feldmann im Gespräch mit Schülern des Heinrich-Gagern-Gymnasiums. Foto: Faure

Ostend (jf) – Vor dem Haupteingang des „Neubaus“ des Heinrich-Gagern-Gymnasiums warteten Direktor Thomas Mausbach, weitere Lehrer sowie Kerstin Höhmann und Hans-Günter Lankes vom Stadtelternbeirat auf Peter Feldmann. Der Oberbürgermeister wollte sich auf einem Rundgang über das Gymnasium informieren. 

Zurzeit lernen am Gymnasium rund 850 Schüler von etwa 80 Lehrern. „2007 wurde die Turnhalle gebaut. Jetzt stellte sich heraus, dass eine neue Belüftung notwendig ist. Kosten: rund eine halbe Million Euro“, sagte Mausbach. Überhaupt ist die 1888 als Kaiser-Friedrichs-Gymnasium eröffnete Schule ein Konglomerat aus Altem und Neuem und zum Teil denkmalgeschützt. Weiter ging es zur Bibliothek; ein Glücksfall, denn Bestände aus der alten Stadtbücherei konnten bei deren Umzug von der Zeil in die Hasengasse übernommen werden.

Im Hof kam Feldmann mit Schülern ins Gespräch, auf dem Steintisch vor ihnen lag englische Literatur. Könnte sich Rektor Mausbach etwas wünschen, würde er das zweite Sanierungskonzept einer Machbarkeitsstudie mit teilweisem Abriss und Neubau favorisieren. Das ist aber mit 65 Millionen Euro sehr teuer. „Sieh sehen ja“, sagte Mausbach im ehemaligen Hölderlin-Bau, „dass die Räume viel zu klein sind.“ Tatsächlich ging es in der zehnten Klasse beim Lateinunterricht ziemlich beengt zu.

Unisex-Toiletten für die Lehrer

Auf dem Schulgelände befindet sich außerdem das Kinderzentrum Hölderlinstraße. Auch das ist eine Besonderheit. Im Keller sind Mensa und pädagogischer Mittagstisch untergebracht, die Lehrer müssen in diesem Bereich mit einer alten Unisex-Toilette auskommen. Über das ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Lichttreppenhaus ging es nach oben. Kurzbesuch im Geschichtsunterricht der neunten Klasse, die sich gerade mit dem Drei-Kaiser-Jahr 1888 beschäftigt. Und vielleicht auch mit der Eröffnung ihrer Schule.

Die von Wilhelm Steinhausen mit Fresken gestaltete Aula in der dritten Etage, einer der wenigen erhaltenen Fresken-Säle in Frankfurt, wirkt ehrwürdig. So passte Mausbachs Begrüßung des Stadtoberhaupts, er zitierte aus „Zar und Zimmermann“. Nach diesen Worten rückte er die Situation gerade: „Unser Empfang des Oberbürgermeisters ist herzlich, aber nicht demütig und salbungsvoll.“

Wohnungsbau, Bildung und Mobilität

Feldmann erzählte von seiner ersten, Jahre zurückliegenden Begegnung mit dem Heinrich-von-Gagern-Gymnasium; er wollte Althebräisch lernen und scheiterte. Dann erläutert er Schwerpunkte seiner Politik: Wohnungsbau, Bildung, Mobilität. „Wir brauchen schlaue und sprachmächtige junge Leute“, bekräftigte Feldmann, „gute Schulen sind wichtig, da darf nicht gespart werden.“ Ab November gibt es ein neues Amt für Bau und Immobilien, das alleiniger Ansprechpartner für das Stadtschulamt sein wird. Man erhofft sich davon kürzere Wege und eine bessere Koordinierung.

Auch mit Jugendlichen diskutierte Feldmann. Es ging es um erschwingliche Wohnungen, die Immobilienblase, die Diskrepanz zwischen den Plänen für ein bis zu 900 Millionen teures Opern- und Schauspielhaus und dem Schulentwicklungsplan 2015 bis 2019 im Umfang von einer Milliarde Euro. „900 Millionen für das Schauspiel wird es nicht geben, das ist viel zu teuer“, sagte der Oberbürgermeister. Er ermunterte die Jugendlichen, mit zu diskutieren, sich zu engagieren. „Es war richtig, dass ihr auf die Straße gegangen seid, für bessere Bedingungen an den Schulen demonstriert habt“, lobte Feldmann. Und beim Problem mit den PCs am Gagern-Gymnasium will er, wenn nötig, auch helfen.