Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Ostend: Ein Ort mit vielen Gesichtern

Das Herzstück des Alfred-Brehm-Platzes ist der Springbrunnen, vom Zoo ist das Zoo-Gesellschaftshaus zu sehen.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Das Ostend ist ausgesprochen vielseitig. Während am Osthafen riesige Container herumgewuchtet werden, wird an Hoch’s Konservatorium fein musiziert. Am Main thront der Monolith der Europäischen Zentralbank (EZB), im Zoo fragen sich die Affen, wer die Kokosnuss geklaut hat. Es gibt eindeutig einiges zu entdecken! Ich starte mit dem unter Denkmalschutz stehenden Ostpark. Jede Menge Sportler sind unterwegs: Auf den Wiesen wird Fußball gespielt, Walker und Jogger drehen ihre Runden, ein Mann ist in seine Tai-Chi-Übungen vertieft. Der großzügige Weiher ist sehr hübsch angelegt – schade, dass einige Besucher anscheinend keine Mülleimer kennen.

Ich verlasse den Park über die Ostparkstraße, begebe mich über kleine Steintreppen zum Röderbergweg, von dort in die Luxemburgerallee und mache ein Foto von einer Skulptur „Das Ohr“, die ich für einen Summstein mit Gesicht und eingemeißeltem Ohr halte. Über die Rhönstraße spaziere ich Richtung Zoo – Malereien auf Grundstücksmauern von Zebra, Giraffe und Löwe verraten, dass es nicht mehr weit ist. Um den quirligen Alfred-Brehm-Platz fährt die Straßenbahn, in der Mitte sprudelt ein Springbrunnen. Vom Zoo sind das Zoo-Gesellschaftshaus und das Fritz-Rémond-Theater zu sehen. Ein edles Ensemble. Weiter geht es in Richtung Waldschmidtstraße und Umgebung, wo Kulturfreunde auf ihre Kosten kommen: Mousonturm, das Theater Willy Praml, das Kabarett „Die Käs’“ sind hier zu Hause und nicht weit weg die Katakombe.

Mein Weg führt mich Richtung Main, unterwegs schaue ich mir die Erinnerungsstätte Synagoge Friedberger Anlage an. Ein Hochbunker erinnert an die einstige Synagoge, die bei den Novemberpogromen 1938 zerstört wurde. Ausstellungen gewähren Einblicke in das jüdische Leben, das das Ostend einst geprägt hat. Auf dem Weg zur Sonnemannstraße, wo sich unter anderem die Musikakademie Dr. Hoch’s Konservatorium und die Volkshochschule befinden, werfe ich einen Blick auf den dreieckigen Paul-Arnsberg-Platz, der trotz Bücherschrank, Wasserspiel und „mobilen grünen Zimmers“ des Grünflächenamts noch recht steril wirkt.

Am Main tobt das Leben auf den Sportanlagen und Rasenflächen im Hafenpark. Große Anziehungspunkte sind die Kinder-Pumptrackbahn und der Skate-Parcours. Von dort unternehme ich einen kurzen Abstecher zum Ostbahnhof, genauer zum Neuen Frankfurter Garten am Danziger Platz. Dort werden nicht nur gemeinschaftlich in einem Urban-Gardening-Projekt Kräuter, Obst, Gemüse und Blumen angebaut, auf dem Areal finden auch regelmäßig Veranstaltungen wie Konzerte und Flohmärkte statt. Außerdem kann der Baumwipfelpfad des Vereins Baum-Bienen-Gut besucht werden. Dort lernen Interessierte alles über Honigbienen.

Ich begebe mich wieder zurück an den Main, vorbei an der EZB und der ehemaligen Großmarkthalle, wo eine Gedenkstätte an die Deportation von Juden aus Frankfurt während der Zeit des Nationalsozialismus’ erinnert. Die Gestapo hatte die zu deportierenden Menschen im Keller der Großmarkthalle zusammengepfercht, von dort wurden sie zum Bahnhof Großmarkthalle getrieben. Seit 2015 führt der Edith-Erbrich-Steg zum Mahnmal. Zudem sind in die Wegplatten Zitate gemeißelt.

Weiter geht es zur Honsellbrücke, wo der Kunstverein Familie Montez zu Hause ist. Ich folge dem Fluss bis zum Osthafen. Dort herrscht reges Treiben. Mitarbeiter verschiedener Unternehmen machen offensichtlich einen Spaziergang in ihrer Mittagspause. Am gegenüberliegenden Ufer des Hafenbeckens sind derweil Kräne am Werk, Schiffe werden entladen, Maschinengeräusche sind allgegenwärtig. Parallel zum Main, durch eine Häuserzeile getrennt, brummt die Hanauer Landstraße, die im Ostend von zahlreichen Autohäusern, aber auch Bars und Lokalen geprägt ist. Bevor ich den geschäftigen Fluss verlasse, entdecke ich den Schwedlersee. Der war ursprünglich als Erweiterung des Hafenbeckens vorgesehen, doch wurde nie mit diesem verbunden. Dieses überraschend lauschige Gewässer wird von einem Schwimmverein genutzt, ebenso gibt es dort ein Lokal. Mit einem Blick auf die künstlerisch verzierte Fassade des Ateliers Frankfurt, das auf sechs Etagen Raum für Künstler und Kreative bietet, verabschiede ich mich aus dem abwechslungsreichen Ostend.

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