Bis 2028 sollen knapp 4000 Wohnungen entstehen Pläne für Frankfurter Ernst-May-Viertel

Olaf Cunitz vor dem Plan zum Ernst-May-Viertel. Foto: Faure

Nordend/Bornheim/Seckbach (jf) – Das Vorlagenpaket des Planungsdezernats für die nächste Zusammenkunft der Stadtverordnetenversammlung nach der ersten konstituierenden Sitzung ist geschnürt. Es enthält einen Sachstandsbericht zum Projekt Ernst-May-Viertel und drei Aufstellungsbeschlüsse für Bebauungspläne.

„Die Vorlagen waren zwar kein besonderes Geheimnis, aber die Information der Medien sollte normalerweise erst nach Beschlussfassung durch die Stadtverordneten erfolgen. In diesem Fall haben wir die Pressekonferenz jedoch vorgezogen“, sagte Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz den Medienvertretern in der vergangenen Woche. Ziele des Großprojekts sind Lärmschutz, Vernetzung der Siedlungs- und Grünräume, Wiederherstellung von Wegeverbindungen und Wohnungsbau.

Schon seit 2008 ist das Projekt im Gespräch. Ersten Machbarkeitsstudien zur Einhausung der A 661 folgte 2010 ein Gutachten, 2011 kam es zu einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung für weitere Untersuchungen des Gebiets zwischen Huthpark, Hauptfriedhof und Günthersburgpark. Erste Gespräche mit den etwa 500 Grundstückseigentümern – schlossen sich an. 2012 wurde der Pesch-Plan erarbeitet, bis 2016 erfolgten weitere Planungen und Machbarkeitsstudien. „Die Einhausung kommt auf jeden Fall, sie ist der Kern der ‚Grünen Mitte’“, sagte Cunitz. Allerdings ist mit einem Planfeststellungsverfahren zur Einhausung erst 2017 zu rechnen, der Bau der Einhausung, zu der vier verschiedene Varianten vorliegen, soll von 2023 bis 2025 erfolgen.

Drei Entstehungsphasen

Das Ernst-May-Viertel werde in drei Phasen entstehen. Im ersten Abschnitt, der bereits in diesem Jahr beginnen und bis 2023 dauern könnte, soll das Innovationsquartier östlich der Friedberger Landstraße und südlich des Wasserparks mit 1500 Wohneinheiten errichtet werden. Innovative Ansätze zu Mobilität, Regenwasserbewirtschaftung, kostenreduziertem Bauen und regenerativer Energieversorgung stehen dabei im Mittelpunkt. Gemeinschaftliche Wohnmodelle werden berücksichtigt. Der in diesem Gebiet liegende Abenteuerspielplatz Günthersburg soll auch bei einer möglichen Verlegung als wichtiges Angebot für Kinder weiter erhalten werden.

Zum Innovationsquartier werden in dieser Phase 250 neue Wohneinheiten in Atterberry-Ost, 100 neue Wohneinheiten im Gebiet nördlich des Günthersburgparks und ein Grünkorridor zwischen Friedberger Landstraße und Dortelweiler Straße hinzukommen.

In Phase zwei (2019 bis 2027) sollen 260 Wohneinheiten „An den Röthen“, 350 auf dem „Katharinen-Campus“ und 350 nördlich der Friedrich-Ebert-Schule gebaut werden. Außerdem ist eine Erweiterung des Huthparks geplant. In Phase drei (2022 bis 2028) stehen die Erweiterung der Festeburgsiedlung um 680 Wohneinheiten, das Gebiet südlich Seckbacher Landstraße mit 350 neuen Einheiten und die Gestaltung der zentralen öffentlichen „Grünen Mitte“ auf der Einhausung an.

Keine Abstriche bei der Versorgung

„Wenn die Stadtverordneten diese Vorlagen beschließen, werden sie im Internet veröffentlicht und in den Ortsbeiräten Nordend, Bornheim/Ostend und Seckbach/Fechenheim/Riederwald zur Diskussion gestellt“, sagte Olaf Cunitz. Das Ernst-May-Viertel bedeute keine Abstriche bei der Versorgung der Stadt mit Kaltluft – im Gegenteil, wenn die Einhausung stehe, würde das Klima sogar verbessert.

Etwa 100 Gärten müssten den Plänen weichen. „Wir werden ein Managementsystem zur Umstrukturierung der Gartenanlagen einrichten“, versicherte Cunitz. Den Pächtern würden Gärten in der Nähe – im Frankfurter Bogen, in der Nähe des Huthparks und auf dem Lohrberg – als Alternative angeboten. Die Kleingartenanlage Cronberger werde nicht angetastet. Die Bürgerinitiative habe man im Januar 2016 über die Vorlagen informiert.

Kosten: 331 Millionen Euro

Die Kosten des Projekts belaufen sich auf insgesamt 331 Millionen Euro. „Zum Vergleich: Der Riedberg mit rund 6000 neuen Wohneinheiten kostete 581 Millionen Euro. Und beim Ernst-May-Viertel sind Zuschüsse des Bundes in Höhe von 33,3 Millionen Euro für den Ausbau der A 661 zu erwarten. Die Stadt rechnet zudem mit Verkaufserlösen aus den Wohnungsbau-Projektentwicklungen von 126,5 Millionen Euro. 30 Prozent der Wohnungen sollen als öffentlich geförderter Mietwohnungsbau entstehen“, erläuterte Cunitz. Mit dem Anrücken der Bagger sei nicht in den nächsten Monaten zu rechnen, fügte Martin Hunscher, Leiter des Stadtplanungsamtes, hinzu.

Kommentare

sog innovationsquartier

Nach Durchsicht das Magistratsentwurf des Auflassungsbeschlusses des Innovationsviertels für den 22.04.2016, gilt es doch einige Punkte klarzustellen.
Ich lehne den Bau des Innovationsviertels ab. Der Magistrat äußert sich in keiner Weise zu der geplanten Zerstörung des Lebensmittelpunktes von hunderten Bürgern und deren Familien.
Die sehr umstrittene Entscheidung sechs Wochen nach einer verlorenen Wahl und ohne neuer stadtregierung zu fällen, halte ich für politisch falsch.
Wer ist der Großinvestor/Projektentwicklungsunternehmen ? Wie kann es sein, dass dieser plötzlich auf 40 % des Baulandes Zugriff hat. Alle parlamentarischen Anfragen diesbezüglich wurden immer mit Unkenntnis beantwortet.
Die Planung die Frischluftschneise auf einen Streifen südlich des letzten Wohnblocks zu dezimieren zeigt eine für mich erschreckende Unkenntnis des Magistrates über das Frankfurter Stadtklima. Auch der letzte Sommer hat gezeigt, dass wir in Frankfurt mehr Grün und nicht mehr Bebauung brauchen. Wir fordern ein klimatisches Gutachten unter Berücksichtigung meteorologischer Daten des Deutschen Wetterdienstes, z. b. von der Uni Kassel. Der Wetterauwind kann nicht durch einen Grünstreifen südlich des letzten Wohnblocks geleitet werden. Das Innovationsviertel liegt mitten in der zweitgrößten Frischluftschneise für Frankfurt.
Ich fordere vor dem Aufstellungsbeschluss das laufende Gutachten: Arten- und biotopschutzrechtlichen Risikoabschätzung bei Prof. Ziska/Senckenberginstitut abzuwarten. Wie kann es sein, dass der Aufstellungsbeschluss vor Beendigung dieses vom Planungsamt angeforderten Gutachtens, gefällt wird ? Kennt das Planungsamt schon den Ausgang des Gutachtens ?
Derzeit wird das Areal von ca. 300 Kleingärten genutzt, die die Luft auch der vielbefahrenen Friedberger Landstraße filtern und reinigen. Der Magistrat versucht den Bau von 1.500 Wohnungen und damit mindestens 1.500 Autos mehr auf der Friedberger Landstraße, den Bürgern als verkehrsberuhigende Maßnahme zu verkaufen. Das Gegenteil ist der Fall
Derzeit werden auf zwölf Hektar Grünfläche Regenwasser direkt in den Boden eingebracht. Dadurch profitiert nicht zuletzt der angrenzende hochfrequentierte Günthersburgpark. Durch den Bau wird diese Oberfläche versiegelt. Dies will uns der Magistrat mit einem modernen System als innovativen Umgang mit dem Regenwasser verkaufen. Das Gegenteil ist der Fall.
Durch den Bau des Innovationsviertels werden tausende Bäume in Nordend gefällt ! Der Magistrat will uns das als Klimaschutz verkaufen. Das Gegenteil ist der Fall.
Der wichtige und von allen Seiten geschätzte Abenteuerspielplatz soll verlegt werden. Doch wohin ? durch die Bebauung wird kein Platz mehr sein. Das prämierte pädagogische Konzept des Abenteuerspielplatzes beruht auf einer Fläche von 5.000 qm. Wo soll so eine Fläche geschaffen werden ? und wann ? und warum soll der Abenteuerspielplatz überhaupt zerstört werden ?
Wie vermutet dient der Bau des Innovationsviertels ausschließlich der Finanzierung der Einhausung A661. Erst nach der Absage des Bundes zur Kostenübernahme tauchte das Innovationsquartier auf und auch im Magistratsentwurf sollen die Einnahmen aus dem Bau des Innovationsviertels zweckgebunden sein. Die Finanzierung des Autobahnbaues ist Bundessache. Wir lehnen die Finanzierung durch die Stadt Frankfurt ab.
Ich spreche mich nicht grundsätzlich gegen Wohnungsbau in Frankfurt aus. Aber die Grüne Lunge am Günthersburgpark hat eine dem übergeordnete soziale, ökologische und klimatische Funktion. Die Grüne Lunge am Günthersburgpark muss erhalten bleiben, das Innovationsviertel muss gestoppt werden.
Peter Beckmann