Tanz, Gesang und Büttenreden Prunk- und Fremdensitzung der Bernemer Käwwern

Einmarsch der Zeremonienmeisterinnen und des Elferrats. Foto: Faure

Bornheim (jf) – „Wir sind live, bei uns geht es Schlag auf Schlag“, begrüßte der Sitzungspräsident der Karneval Gesellschaft Bernemer Käwwern, Thomas Horn, die vielen Gäste im Saalbau Bornheim. Und so kamen auch gleich anschließend das Frankfurter Prinzenpaar und das Kinderprinzenpaar auf die Bühne.

Zu einem Boney M.-Medley zeigten die Black Angels der TG Bornheim unter Trainerin Helga Zabel Showtanz vom Feinsten. Eine etwas andere musikalische Note brachten die Walldorfer Scherzbuben Horst Schäfer und Patrick Fiederer mit Karnevalsliedern auf die Bühne und ins Publikum. Mit Lea Kuhn, Tochter der „Dollen“ (Corinna Kuhn) machte sich ein Teenie Gedanken über Karnevalvereine und kritisierte jene passiven Mitglieder, die nach einem Auftritt alles besser wissen: „Die solln net die Klapp aufreiße, sondern selber was beweise.“

Lena Wisser, trainiert von Vanessa Wirth, begeisterte mit ihrem Solotanz, der Bernemer Kickboarder Wolfgang Braun, Kolpingelfer Offenbach, erzählte, was einem so alles beim Sport treiben und auf der modernen Alu-Kombination aus Skateboard und Tretroller passieren kann. Dabei gab es vom erzwungenen Sportler jede Menge Widerspruch gegen die Vorschläge der Gattin: „Fahrrad fahrn? Jetzt sei mal ehrlich – in der Stadt? Viel zu gefährlich!“ Er verriet nach einem bissigen Kommentar über englische Bezeichnungen von Sportarten auch die eigene Ansicht: „Wisst ihr, was ich am liebsten tät? Extrem-Couching. Und dann ins Bett.“ Das Tanz-Duo Sandra Helfrich und Sandra Stey, trainiert von Vanessa Wirth, bezauberte in Dirndln mit einer perfekten Choreografie.

Letzter Auftritt von Guddi Gutenberg

Zum letzten Mal stand der Mainzer Hans-Peter Betz als Guddi Gutenberg in der „Bütt“ – in diesem Jahr war das ein Kickboard. Seit 2000 ist Betz in dieser Rolle unterwegs, nach der Kampagne soll Schluss sein. Er thematisierte Verkehrsstaus, die Politik der Grünen, die Situation in Österreich – „Mit frustrierten Österreichern, die mit ‚H’ anfangen und mit ‚er’ aufhören, haben wir genug schlechte Erfahrungen“ – und pries das hohe Gut der Meinungsfreiheit. Zum Schluss forderte Guddi Gutenberg: „Wir leben seit 72 Jahren in Frieden und sollten uns den und die Freiheit nicht kaputt machen lassen.“ Mit stehenden Ovationen verabschiedete das Publikum den spitzzüngigen Redner. Musikalisch ging es mit den Maledos, Uwe Ferger, Klaus-Dieter Becht und Dieter Scheffler, weiter. Singend nahmen sie die Trump-Wahl, das milliardenschwere Steuergeschenk Irlands an Apple, den misslungenen Verkauf des Flughafens Hahn an die Chinesen, den Brexit und die Arbeit einer Baufirma auf die Schippe.

Käwwern im Matrosenkostüm

Der Auftritt der Käwwern-Garde im Matrosenkostüm endete mit einer öffentlich vorgetragenen Bitte des Sitzungspräsidenten Thomas Horn an die Trainerin Gabi Stey; sie soll die Garde nicht verlassen. Zwei Mainzer Feuerwerkstester, Uwe Ferger und Dieter Scheffler, informierten augenzwinkernd und mit Knalleffekten über die Handhabung von Pyrotechnik und Andy Ost deckte geheime Botschaften in der Musik auf und parodierte am Klavier und an der Gitarre Madonna, Eros Ramazotti, Herbert Grönemeyer, Ossy Osbourne und Co. Lang anhaltender Beifall zeigte, dass er den Nerv des Publikums getroffen hatte. Das Finale der Sitzung gestaltete Reiner Vogl, seine Peter-Maffay-Interpretationen überzeugten, ließen mitsingen und mittanzen. Eine gelungene und abwechslungsreiche Sitzung der Bernemer Käwwern, die für jeden Geschmack etwas bot.