Fastelovend in Bornheim Prunksitzung der Frankforter Schlippcher

Für die 120 Siegburger Funken Blau-Weiß ist die Bühne fast zu klein Foto: Faure

Bornheim (jf) – Die Schlippcher hatten sich zur Prunksitzung im Saalbau Bornheim auch in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Vor der Sitzung zündete traditionell das Darmol-Männchen alias Julia Emmanuele am Tisch des Elferrats auf der Bühne elektrische Kerzen an – damit dem Rat ein Licht aufgehe.

Der Elferrat zog anschließend gemeinsam mit der Garde der Stichlinge Niederrad, die sich jetzt Dance Corporation nennt, dem Frankfurter Prinzenpaar und dem Kinderprinzenpaar samt Hofstaat in den Saal. Seine Tollität Patrick I. und ihre Lieblichkeit Angie I. sowie die elfjährigen Max II. und Emely I. überbrachten Grüße, erhielten traditionsgemäß „Weck, Worscht un Woi“ als Wegzehrung – und tourten weiter zur nächsten Veranstaltung. Der Sitzungspräsident der Schlippcher, Georg Stefansky, verwies auf die Voraussicht des Vereins: „Unser Motto heißt in diesem Jahr ‚Carneval macht allen Spaß, denn Angie sagt: ‚Wir schaffen das.’ Auch Schlippcher schließen sich da an und schrei’n ‚Helau’ mit allen Mann.’. Dabei wussten wir den Namen der diesjährigen Faschingsprinzessin noch gar nicht.“

Protokoller Ralf Falkenstein spießt auf, was ihm missfällt

Die Dance Cooporation, trainiert von Andrea Bender, überzeugte anschließend mit einem Marschtanz und war später noch einmal mit einer Jazz-Vorführung zu sehen. Der Protokoller Ralf Falkenstein spießte auf, was ihm im vergangenen Jahr missfiel. Zum Beispiel die Diskrepanz zwischen den Preisgeldern für herausragende sportliche Leistungen bei Olympia und den Honoraren für die Dschungelcamp-Teilnehmer. Thema war auch die Türkei: „Gleiche Rechte für Frauen dürfte sich wohl niemand trauen“, charakterisierte Falkenstein die Situation nach dem Putschversuch. Erstaunlich sei die Entwicklung in den USA vom Milliardär zum Präsidenten, ein Lied zur Gitarre nach der Melodie der amerikanischen Nationalhymne folgte. „Jetzt regiert das große Geld – Herrgott schütze diese Welt“, bat der Protokoller. Falkenstein schalt die Medien, die mit viel Blödsinn vom tatsächlich Wichtigen ablenkten. „Es geht ein Ruck durch diese Welt, der mir persönlich nicht gefällt“, fasste Falkenstein die US-Wahl, den Brexit, die Erstarkung rechter nationaler Kräfte in Europa zusammen und forderte „Politik mit offenem Visier“.

Unter dem Motto „Opera“ zeigten anschließend die „Pink Tigers“, Hessens bekanntes und beliebtes schwules Männerballett, trainiert von Anke Viehl, Kerstin und Lisa Mathes, wie hoch sie die Beine schmeißen können. Klar, dass der Saal tobte und eine Zugabe forderte. Udo Stalp, Sitzungspräsident der Fidelen Nassauer, trat als närrischer Frankfurter Fischer ans Mikrofon und lehrte das Publikum das ABC. Er war gleich zu Beginn so in Aktion, dass er das Bier in die Bütt kippte – aber die Spuren wurden schnell beseitigt. „Pink und sexy“ lautete der diesjährige Slogan der Showtanzgruppe „Die Marionetten“ der TGS Jügesheim. Die von Stephanie Weimar und Christopher Sattler trainierte dreizehnköpfige Gruppe zauberte ein Stück Bayern in moderner Choreografie auf die Bühne.

Auftritt der ersten Deutschen Marching Band „The sound of Frankfurt“

Eine Premiere folgte mit dem Einmarsch der Ersten Deutschen Marching Band „The sound of Frankfurt“. Die Musiker unter Stabführung von Björn Kramer spielten Titel wie „Oye Como Va“ von Santana in einem ungewohnten, aber mitreißenden Arrangement. Ein drittes Prinzenpaar – Sarah I. und Andreas I. aus Rodgau – wurde auf der Bühne begrüßt. Ricky alias Sandra Grimm, eine unglaublich naive und wissensfreie Moderatorin, hatte Peter Maffay , Herbert Grönemeyer und die Herren von Abba (Stefan Grimm und Matthias Ott) auf das Pop-Sofa eingeladen. Die überspitzten Gesangseinlagen der „Künstler“ sorgten für Lacher.

Boris Reisert von der TG Ober-Roden brillierte in der Bütt als Babysitter und sprach ohne Punkt und Komma über haarsträubende Erlebnisse. Dann öffneten sich die Saaltüren, herein kamen 120 Siegburger Funken Blau-Weiß mit klingendem Spiel. Der 1859 gegründete Verein brachte einen glanzvollen Eindruck rheinischer Fastelovend auf die Bühne und sorgte mit akrobatischen Tanzeinlagen, mit Musik und kurzweiligen Anekdoten für Staunen und viel Beifall. Fazit: Die Schlippcher sorgten mit ihren tollen Gästen für einen unterhaltsamen, vielfältigen und kurzweiliger Abend.