Fahrerlos, elektrisch, sicher und bequem Robo-Taxi ist auf dem Uni-Campus unterwegs

Petra Schäfer, Frank E. P. Dievernich, Andree Hohm und Michael Rüffer vor dem Robo-Taxi CUbE. Foto: Faure

Nordend (jf) – CUbE, das bedeutet Continental Urban Mobility Experience, eine städtische Mobilitätserfahrung der Firma Continental, und hat eigentlich nichts mit einem Kubus zu tun. Obwohl das Fahrzeug knuffig aussieht und irgendwie entfernt auch an einen Würfel erinnert. Fahrerlos, gesteuert mithilfe ausgefeilter Technologie und überwacht von einem Testingenieur, bewegt sich der kleine Bus in Schrittgeschwindigkeit – obwohl er bis zu 40 Stundenkilometer fahren könnte – über den Campus der Frankfurt University of Applied Sciences an der Nibelungenallee. Ein Fotograf legt sich davor, der Bus hält erwartungsgemäß. Das Fahrzeug rollt sicher, bewältigt Kurven, hält an den vorgegebenen Stationen. Sechs Sitzplätze gibt es im Bus und sechs Stehplätze, das Robo-Taxi wiegt zusammen mit den Fahrgästen 2,7 Tonnen.

„Für uns ist die Aufnahme des Testbetriebs ein guter Tag und passt zu uns, die Frankfurt University bietet als einzige Hochschule in der Mainmetropole das Studium der Ingenieurwissenschaften an“, begrüßte Präsident Frank E. P. Dievernich die Medienvertreter. Es gehe um die Mobilität der Zukunft. Nicht der Individualverkehr, sondern der Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) muss gefördert werden. „Gerade für die Campusmeile könnte der CUbE eine Lösung sein.“

Die Mobilitätswelt im Umbruch sieht auch Michael Rüffer, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF): „Autonome Kleinbusse haben Potenzial und würden den ÖPNV revolutionieren. Das gilt nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Region – wir hätten da sofort Ideen.“ Neue Technologien seien essenziell für die VGF, Teile der beim CUbE verwendeten Technologie, wie beispielsweise die Sensorik, sind Grundbestandteile für die Fahrer-Assistenzsysteme unserer Straßenbahnen, mit denen Unfälle reduziert oder verhindert werden.“ Rüffer verwies darauf, dass von Sommer 2016 bis Oktober 2017 die Postauto Schweiz AG in Sion autonom fahrende Busse erfolgreich testete.

Unfallfreies Fahren ohne Umweltbelastung

Andree Hohm, Leiter des Projekts Self-Driving Car bei Continental, nannte Zahlen, die nachdenklich machen: „39 Stunden jährlich steht ein Autofahrer in Frankfurt im Stau. 23 Stunden durchschnittlich stehen Pkw täglich auf einem Parkplatz. Wir müssen Mobilität neu denken.“ 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in großen Städten leben, das sind enorme Herausforderungen auch an die Mobilität. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger können schon bis 2030 etwa ein Viertel der Transportleistungen auf fahrerlose Fahrzeuge entfallen.

„Wir haben die Vision Zero – keiner kommt durch Verkehr zu Schaden.“ Das bedeute nicht nur unfallfreies Fahren, sondern auch keine Belastung der Umwelt. Seit 2012 testet Continental in Nevada (USA) autonomes Fahren und hat dort schon mehrere 10.000 Meilen erfolgreich absolviert. Seit 2017 hat Continental eine Minderheitsbeteiligung an Easy-Mile erworben, einem Pionierunternehmen für fahrerlose Technologie und intelligente Mobilitätslösungen.

Anschaffungskosten im niedrigen sechsstelligen Bereich

Petra Schäfer, Leiterin der Fachgruppe Neue Mobilität an der Frankfurt University, bemerkte: „Der Testbetrieb ist hier auf dem Campus genau richtig. Wir wollen erforschen, wie neue Systeme angenommen werden. Dabei haben wir bislang gar nicht über den Antrieb des CUbE gesprochen, sondern gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass dieses Fahrzeug elektrisch angetrieben wird. Es ist bequem, angenehm und funktional.“

Der CUbE, seine Anschaffungskosten liegen im niedrigen sechsstelligen Bereich, fährt lautlos über die etwa 600 Meter lange Teststrecke. Viele halten das Fahrzeug nicht nur mit einem Handyfoto fest, sondern steigen auch neugierig ein, Angst und Vorbehalte gibt es nicht. Im Gegenteil, die Studierenden wollen wissen, wie sich das Auto bewegt und was an Technologie, beispielsweise Kamera-, Radar- und Lasersensoren und leistungsfähige Computer, so in ihm steckt. Viele können sich einen tatsächlichen Betrieb im ÖPNV vorstellen. Doch dafür fehlt noch der gesetzliche Rahmen, auch die Haftungsfrage bei Unfällen ist noch nicht geklärt. Doch das müsste in den nächsten zwei Jahren zu schaffen sein.