Dozent der anderen Art Roboter hält erste Vorlesung an der UAS Frankfurt

Programmierer Kerem Türkogullari, Barbara Klein und „Dozent“ Roboter Pepper. Foto: Faure

Nordend (jf) – Es war ein Experiment, eine Premiere an der Frankfurt University of Applied Sciences: Ein Roboter ersetzte den Dozenten. „Die anwesenden Studierenden kommen aus allen vier Fachbereichen der Frankfurt University, es handelt sich um das interdisziplinäre Studium Generale“, erklärte vorab Dr. Barbara Klein, Professorin im Fachbereich vier Soziale Arbeit und Gesundheit.

An diesem Nachmittag ging es um Normen: „Den besonders interessanten Part übernimmt Pepper“, sagte Klein. Pepper, ein 120 Zentimeter großes Kerlchen auf Rollen, 29 Kilogramm schwer, bewegt Kopf, Arme, Hände, Oberkörper. An Augen, Ohren und Schultern blinken ab und zu LEDs. Auf einem Tablet, das Pepper vor der Brust trägt, ist alles, was er mit weiblich klingender Stimme und geringer Modulation sagt, nochmals ablesbar, hinter ihm erscheint es in großer Schrift auf der Wand. Seit März dieses Jahres gehört Pepper zum Team der Frankfurt University. 18.000 Euro hat er gekostet.

Erste Reaktion nach der 15-minütigen Premiere: „Vorlesen hätte ich auch können“, meinte ein Student etwas enttäuscht. Barbara Klein und der Programmierer von Pepper, Kerem Türkogullari, nahmen das zur Kenntnis; beide wissen, dass noch viel zu tun ist. Doch Pepper soll auch nicht Dozenten ersetzen, sondern im Gesundheitswesen „arbeiten“. „Im Übrigen hätte ich die Vorlesung genauso gehalten wie Pepper, nur bin ich eben ein Mensch, könnte auf Fragen sofort reagieren“, erläuterte Klein.

Wie Pepper bei Studierenden ankommt

Das könnte Pepper auch – wenn er Fragen und Antworten vorher einprogrammiert bekäme. Eine Menge hat Pepper schon „gelernt“, er erkennt fünf verschiedene Emotionen, kann tanzen, Hände schütteln, reden, erkennt Gesichter wieder. 15 Studierende beschäftigen sich mit Anwendungsszenarien wie Tabletten reichen, Aktivitäten wie Stuhlgymnastik mit Senioren, die Begleitung von Menschen von einem Ort zum anderen auf kurzen Distanzen. 

Und Pepper als Dozent? Ist es da nicht besser, ein Video mit dem tatsächlichen Dozenten abzuspielen? „Videos kommen anders an als Pepper, dem Humanoiden zuzuhören, bringt noch einen anderen Aspekt hinzu“, ist sich Klein sicher. Und etwas Besonderes wurde ganz nebenbei erkannt: Wenn Pepper das Wort „stakeholder“ wie „Steakholder“ ausspricht, bleibt dieser Fehler den Studierenden eher im Kopf als selbst Gelesenes. Am Mittwoch, 6. Dezember, sind im Rahmen der European Robotics Week insgesamt acht Roboter in der Ausstellung „Barrierefreies Wohnen und Leben“ an der Frankfurt University zu sehen. Pepper und seine Kollegen sollen dafür sorgen, das Leben der Menschen einfacher und angenehmer zu machen. Ersatz für menschliche Nähe wollen und können sie jedoch nicht sein.