Brücken verbinden, versorgen, faszinieren Rosa Lachenmeier stellt im Frankfurter Ostend Brücken-Kunst aus

Rosa Lachenmeier, Markus Meli und Peter Feldmann in der Ausstellung. Foto: Faure

Ostend (jf) – Die Schweizerin Rosa Lachenmeier ist seit 2001 ist mit der Kamera, offenen Augen und viel Gespür für das Besondere immer wieder in Frankfurt unterwegs gewesen. „Ich gehe vom visuellen Leben aus und will wissen, was dahinter steckt“, sagt die Künstlerin, die auf zahlreiche internationale Ausstellungen verweisen kann und als Dozentin an der Schule für Gestaltung in Basel arbeitet.

Im Sommer 2015 war sie mit einem ähnlichen Projekt im Basler Rheinhafen – ein großer Erfolg. Warum also nicht auch am Main in Frankfurt? Im November 2015 fand die erste Sitzung mit dem Kooperationspartner statt. Die „Willi“ ist über 100 Jahre alt, der Verein Historische Binnenschifffahrt der Schweiz rettete das Schiff 2004 vor der Verschrottung und richtete es mit viel Aufwand wieder her. Nun ist das fahrtüchtige maritime Denkmal ein Museumsschiff für besondere Ausflüge, Theateraufführungen und eben auch Ausstellungen.

„Nicht die Postkartenmotive, sondern Umbruchorte sind am interessantesten für mich“, erklärt Lachenmeier. Deshalb ist die berühmte Frankfurter Skyline auf ihren zehn Brückenbildern kaum zu sehen.

Sie verbindet Altes und Neues

Die Künstlerin kombiniert Fotografie, Malerei und Collage, setzt gleich mehrere Mainbrücken auf einem Bild in Szene, verbindet Altes und Neues. So entstehen ungewohnte, faszinierende Brückengemälde. „Über die Brücken habe ich viel recherchiert, von der ersten, 1222 zum ersten Mal offiziell erwähnten Alten Brücke bis hin zur Osthafenbrücke, die im Dezember 2013 in Betrieb genommen wurde“, erklärt Lachenmeier. Etwa 20 Brücken und Stege überqueren heute den Main und die Hafenbecken im gesamten Stadtgebiet.

Das Thema Brücken ist für die Familie Lachenmeier nicht neu, einer ihrer Vorfahren hat sich bereits im 16. Jahrhundert damit beschäftigt und Brücken in den Schweizer Bergen gebaut.

 „Verbindungen, keine Grenzen“

„Brücken sind wie eine Familie, jede hat einen anderen Charakter, vom Clochard bis zum Großindustriellen – alles ist dabei“, verdeutlicht die Künstlerin. Zur Vernissage sind der Schweizer Generalkonsul Markus Meli, Hanspeter Funke vom Verein Historische Binnenschifffahrt und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, der die Schirmherrschaft übernommen hat, gekommen. „Brücken als Thema mit Verknüpfung zur Schifffahrt ist eine geniale Idee. Es ist das, was die Stadt Frankfurt ausmacht: Verbindungen, keine Grenzen“, sagt das Stadtoberhaupt und erinnert an das Messeprivileg von 1240 – ohne Schiffe und später Brücken sei die Messe undenkbar gewesen.

„Brücken sind auch in der Schweiz sehr wichtig“, unterstreicht Markus Meli und zählt unterirdische Landverbindungen wie den kürzlich eröffneten St.-Gotthard-Tunnel dazu.

Gemälde und Installationen

Für die Künstlerin ist der Begriff Brücke ebenfalls ein weiter, sie rechnet beispielsweise die „Hungerkralle“ dazu. Ein dreifaches Luftbrückendenkmal in Deutschland, eine der Skulpturen steht auch in der Nähe des Frankfurter Flughafens. Eine andere Parallele fällt Rosa Lachenmeier noch ein: Ihre Heimatstadt Basel und ihr Ausstellungsort Frankfurt seien gleichermaßen Verlegerstädte.

Neben zehn Gemälden hängen in der Ausstellung im Innenraum des Schiffes auch zwei Installationen aus Schallplatten. Und der Besucher kann das Lied „Bridges“ beim Betrachten der Bilder hören.

Die Ausstellung auf dem an der Weseler Werft in der Nähe der Flößerbrücke ankernden „Willi“ ist bis zum 10. Juli täglich zwischen 14 Uhr und 21 Uhr zu sehen, der Eintritt ist frei, Spenden zur Erhaltung des Schiffes sind erbeten.