Auf Bootstour durch den Frankfurter Osthafen Der Schifffahrt fehlt der Nachwuchs

Der Osthafen vom Wasser aus betrachtet: Eine spannende Perspektive.

Ostend (jf) – Die kleine Hafenbarkasse tuckert los. Vom Osthafen 1 führt die Bootstour vorbei an hohen Kaimauern und geschäftigen Betrieben. Container türmen sich vierfach übereinander, Bagger laden Schubleichter aus, verteilen Schüttgut in Lastwagen und Waggons. Eine spannende Perspektive. Eingeladen zu der aufschlussreichen Rundfahrt haben die Gemeinschaft Frankfurter Hafenanlieger (GFH), die IHK Frankfurt und die HFM Managementgesellschaft für Hafen und Markt.

110 Unternehmen mit rund 8000 Mitarbeitern sind im Hafengebiet auf einer Fläche von 140 Hektar tätig. Mehr als 2200 Schiffe legten 2021 im Osthafen an, schlugen über zwei Millionen Tonnen Steine, Erden, Baustoffe um – das Gros unter den Gütern, wie die Teilnehmer erfuhren. Von den 15 deutschen Binnenhäfen liegt der Frankfurter Osthafen auf Platz acht (2021). „Er ist für die Stadt unersetzbar, gerade für die Ver- und Entsorgung“, bemerkt IHK-Präsident Ulrich Caspar, der ebenso wie Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst mit an Bord ist. 47.500 Lastwagen werden monatlich durch Schiffstransporte eingespart, sonst hätte Frankfurt einen noch größeren CO2-Fußabdruck. „Frankfurt ist zwar als Bankenstadt bekannt, doch in den Bereichen Verkehr und Logistik gibt es mehr Beschäftigte als im Finanzsektor“, sagt Christian Eichmeier, Vorstandsvorsitzender der 1992 gegründeten GFH, der zurzeit 32 Mitgliedsbetriebe angehören. Eichmeier ist Geschäftsführer des Logistikers Contargo Rhein Main. Er und Daniel Imhäuser, Geschäftsführer von Blasius Schuster, Spezialist für den Abtransport von Erdaushub, Bauschutt und Schotter, vertreten auf der Fahrt die Hafenanlieger. Mit dabei ist außerdem Ralf Karpa, Geschäftsführer der HFM. Das Schiff steuert Bianca Winkel, ebenfalls HFM.

Zwei Flusskreuzfahrtschiffe liegen am Kai hinter der Lindleystraße. „Der Hafen bietet bessere Bedingungen für Reparaturen und Warenbeladung als der Mainkai“, erklärt Eichmeier.

Nur wenige Schiffe sind auf dem Main unterwegs. „Aufgrund seiner Staustufen kommt der Main mit Niedrigwasser gut zurecht. Doch wenn auf dem Rhein die Schifffahrt schwierig wird, hat das natürlich Auswirkungen“, erklärt Karpa. „Zurzeit fahren wir mit 20 bis 25 Prozent Beladung, da muss man nachdenken, ob sich das überhaupt noch rechnet“, ergänzt Eichmeier. „Wir haben schon kleinere Schiffe beauftragt“, fügt Imhäuser hinzu, „es ist wichtig, die Baustellen zu bedienen.“ Eine Schiffsladung sind etwa 2.500 Tonnen Schüttgut, das entspricht 100 Lastwagen oder 33 Bahnwaggons. Transporte auf dem Wasser seien nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll. Neben dem derzeitigen Niedrigwasser hat die Schifffahrt allerdings noch ein ganzjähriges Problem: Es fehlt der Nachwuchs.

Auf dem Gelände von Blasius Schuster meint Imhäuser überzeugt: „Wir brauchen mehr Kreisläufe. Deshalb arbeiten wir beispielsweise alten Gleisschotter auf, er kann dann im Straßenbau weiterverwendet werden.“

Der 35 Meter hohe Kran auf dem Betriebsgelände von Contargo bietet von der Plattform aus einen guten Überblick auf den Osthafen. „Wenn wir unser bisher 40.000 Quadratmeter großes Gelände um die Hälfte erweitern, brauchen wir noch einen dritten Kran. Investitionen in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags stehen an, das wird spannend“, sagt Eichmeier. Schon jetzt stapeln sich die Container, etwa 1250 passen auf das Areal. 50.000 Container werden pro Jahr von Contargo umgeschlagen – vor allem Reifen, Haushaltsartikel und Konserven sind in den Großbehältern, die aus aller Welt in den Osthafen kommen und wieder verschickt werden – am besten per Schiff, aber auch per Bahn und Lastwagen – trimodal heißt das. Der Osthafen ist und bleibt ein in jeder Hinsicht wichtiges Drehkreuz.

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