Nette Gespräche bei traditioneller Feuerzangenbowle Seckbach: Kultur- und Geschichtsverein stellt sich vor

Rosie Reinhardt, Helmut Brehm, Thomas Dahlmann, Roland Bolliger, Detlef Stange und Walter Sauer hinter den Bowle-Kesseln. Fotos (2): Faure

Seckbach (jf) – „16 Gasthöfe gab es in Seckbach um 1900, heute sind es noch sechs“, erklärte Hermann Schmidt in den Museumsräumen des Kultur- und Geschichtsvereins Seckbach in der Wilhelmshöher Straße 124. Jeden ersten Sonntag im Monat öffnet der Verein im Fachwerkhaus, dem ehemaligen Pedellhäuschen der Zentgrafenschule, die zwei niedrigen Räume im Erdgeschoss zwischen 15 Uhr und 17 Uhr. Das Museum kann außerdem nach Vereinbarung besichtigt werden. 

Der neunköpfige Vorstand des 150 Mitglieder starken Vereins wechselt sich bei der Betreuung der Besucher während der monatlichen Öffnungszeiten ab. „Im links des Eingangs gelegenen Raum befindet sich die Dauerausstellung, rechts gibt es wechselnde Expositionen. Im Moment geht es um Gewerbe und öffentliche Einrichtungen“, erklärte Hermann Schmidt. Im Januar 2004 wurde das Museum eröffnet, der Verein nutzte das obere Stockwerk bis dahin bereits als Archiv und Büro.

Schmidt holte die neueste Veröffentlichung des Vereins, das 522 Seiten starke „Seckbacher Museumsbuch“, das seit März 2017 zum Selbstkostenpreis von 25 Euro erworben werden kann. Eine Arbeitsgruppe mit Roland Bolliger, Ursula Krause, Walter Sauer und Hermann Schmidt hat sich um den im September 2017 verstorbenen Stadtteilhistoriker 2014/15 Helmut Steinacker geschart. Zur Gruppe gehörte außerdem der ebenfalls nicht mehr lebende Siegfried Neubauer. Beiträge zum Buch lieferten zudem Thomas Dahlmann, Franz Mühl, Dieter Zeh und der verstorbene Erich Wiesner. Helmut Brehm hat das Buch für den Druck bearbeitet.

Brennendes Zuckerhütchen sorgt für gute Stimmung

„Etwa anderthalb Jahre hat es gedauert, alles zusammen zu tragen“, sagte Hermann Schmidt. Helmut Brehm erzählte von einem Besuch bei Helmut Steinacker im Krankenhaus: „Kümmere dich nicht um mich, sorge lieber dafür, dass unser Buch fertig wird“, habe Steinacker gesagt. Oben in der Zentgrafenstraße wurde im schönen Gartensaal der Mariengemeinde am späten Sonntagnachmittag Feuerzangenbowle zubereitet. In der Küche erhitzte Thomas Dahlmann das gewürzte Getränk, auf drei Stövchen wurde es dann im Saal von einem „geübten Team“, wie Walter Sauer, Vorsitzender des Vereins, zur Eröffnung sagte, publikumswirksam mit brennenden Zuckerhüten „flambiert“.

Die traditionelle Feuerzangenbowle ist die erste Veranstaltung des Kultur- und Geschichtsvereins im neuen Jahr. Detlef Stange, ebenfalls Vereinsmitglied, hatte Geschichten aus dem alten Frankfurt und Gedichte von Eugen Roth und Heinz Erhardt mitgebracht – allerhand Wissenswertes, Witziges und Kurioses. Zunächst ging es weit zurück in die Geschichte, Stange begab sich auf die Spuren eines 17 Millionen Jahre alten fossilen Barsches. „Der schwamm damals in einer an diesem Ort befindlichen von Palmen umsäumten Lagune“, bemerkte der Vortragende. Unglaublich bei dem momentanen Schneefall hinter den großen Glasscheiben des Saales.

Detlef Stange berichtet über allerlei Historisches

Von einem Gutenberg-Denkmal aus Brot und einem doppelten Goethe-Denkmal erzählte Stange, von Frankfurt als Hauptstadt der Stiftungen und von Johann Christian Senckenberg; der Arzt, Stifter und Naturforscher stürzte 65-jährig vom Gerüst seines Bürgerhospitals. „Sein Leichnam war der erste, der in der von ihm gestifteten Anatomie untersucht wurde“, berichtete Stange. Seit dem 1. August 1887 wird Frankfurts Wasser gereinigt. Die erste Anlage – und gleichzeitig die erste Europas – befand sich in Niederrad. Bereits 1869 gab es ein 12,5 Kilometer langes Abwassersystem, 1870 die ersten 49 Wasserklosetts in der Stadt – ihre Zahl nahm in den Folgejahren rapide zu.

Erinnert sich noch jemand an das „Frankfurter Frauenzimmer“ Henriette Zobel? Die „schirmschwingende Furie“, in Seckbach und später in Bornheim wohnhaft, soll 1848 an der Ermordung des Fürsten Felix von Lichnowsky beteiligt gewesen sein. Ein Irrtum, wie sich später herausstellte. Der Schirm mit abgebrochenem Knauf, das vermeintliche Corpus Delicti, ist heute im Historischen Museum zu sehen. Ein unterhaltsamer Spätnachmittag. Zum Schluss warb Walter Sauer nochmals für „Das Seckbacher Museumsbuch“, es ist beim Verein, im Laden „Ratzefummel“, in der Gaststätte „Zur Krone“, in der Lohrberg-Apotheke, im Friseursalon Atzelberg und in der Buchhandlung Naumann & Eisenbletter in Bornheim zu kaufen. Und es enthält jede Menge in Kleinarbeit und mit Fleiß zusammengetragene Stadtteilgeschichte.

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