„Wir haben vor einigen Jahren begonnen, ein Konzept zu entwickeln, um Handwerksbetriebe und mögliche Nachfolger oder Gründer zusammenzubringen“, sagt Arif Arslaner, Geschäftsführer von Kubi. Der 1993 von Deutschen und Türken gegründete Verein ist seit Mai eine gGmbH.
Emre Berk, bei Kubi Bereichsleiter Berufliche Bildung und Arbeitsmarktintegration, erläutert: „Das Projekt ‚follow mi‘ ist eins von bundesweit insgesamt 30. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Partner sind die IHK Frankfurt, die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, Kompass sowie zwei Frankfurter Kanzleien. Ziel ist es, die Stilllegung von Unternehmen und das Scheitern von Übernahmen zu vermeiden.“
„Mit dem Projekt können wir geballte Kompetenz anbieten“, ergänzt Ellen Katharina Bommersheim, Geschäftsführerin von Kompass Frankfurt. Sie verweist auf die große internationale Gründerszene in Frankfurt. Etwa 75 Prozent der Gründer haben einen Migrationshintergrund, 90 Prozent von ihnen einen akademischen Abschluss. Das Problem: Dieser wird oft nicht anerkannt. Auch in diesem Fall setzt sich „follow mi“ ein. „Und wenn es um Geld geht, können wir auf Fördermittel verweisen, bei der Gestaltung neuer Geschäftsmodelle unterstützen. Warum eine eigene Firma gründen, wenn man ein etabliertes Unternehmen auf dem gleichen Feld fortführen kann?“, sagt Bommersheim.
„Wir arbeiten seit 2012 mit kleinen und mittleren Unternehmen zusammen und haben gesehen, wie wichtig die Regelung der Nachfolge ist“, unterstreicht Arslaner. In den fast 30 Kubi-Jahren hat sich ein großes Netzwerk entwickelt. Natürlich ist bei „follow mi“ auch ein kritischer Blick notwendig: Ist das Unternehmen überhaupt zukunftsfähig? Was muss geschehen, um den Betrieb langfristig zu sichern? „Es gibt durchaus unterschiedliche Vorstellungen. Migranten suchen oft in der Familie nach einer Nachfolge, Nichtmigranten fangen mit der Suche in der Regel viel zu spät an“, bemerkt Berk. „Die Meisterpflicht in Deutschland bildet oft eine Hürde, aber auch da gibt es entsprechende Angebote und Hilfen“, fügt Benedikt Fröhlich von der Handwerkskammer hinzu.
Eine ganz persönliche Geschichte erzählt Salih Tasdirek, Inhaber der Firma Erbacher und Kolb. 1980 kam er mit 17 Jahren aus der Türkei nach Deutschland, absolvierte bei Erbacher und Kolb eine Ausbildung als Werkzeugmacher, später kam ein BWL-Studium dazu. 2003 stand die Firma im 85. Jahr ihres Bestehens vor der Insolvenz. Tasdirek baute das Unternehmen wieder auf, ist heute außerdem Vizepräsident der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Für eine gute Nachfolge braucht man Zeit: „Etwa zwei Jahre sollte man für den Übernahmeprozess einplanen – das hängt natürlich auch von der Art des Betriebs ab“, meint Nalan Seval, Projektleiterin bei Kubi.
Wer sich für das Thema interessiert, meldet sich am besten bis zum 28. Oktober per E-Mail bei seval[at]kubi[dot]info zum Online-Info-Abend „Unternehmensnachfolge – Wie geht das?“ an, die Zoom-Konferenz findet am Montag, 1. November, ab 18 Uhr statt.