Theater „Marimotz“ stellt kleine Menagerie auf die Bühne Spielfreude seit 35 Jahren

Das Ensemble von „Marimotz“ begeisterte mit seiner Menagerie. Foto: Faure

Seckbach (jf) – Theaterabend im Rosl und Paul Arnsberg-Saal der Budge-Stiftung. Der abgeklärt wirkende Professor (Stefan Georg Babion) kommt früher von einer Dienstreise nach Hause. Diener Johann (Helga Heise) rezitiert gerade Elgar, der über verlogene Frauen schreibt. Die junge Professorengattin Eva (Caroline Neuner) nimmt es mit der Treue nicht so ernst, vertreibt sich die Zeit auch gerne einmal mit einem anderen Mann. Dummerweise hat des Professors Hund Hektor den Liebhaber Tittori (Sina Scharf) gebissen. Der Professor, wenig schmeichelhaft als „Stoffaffe“ von seiner Frau bezeichnet, beklagt sich bei Evas Rückkehr: „Wie doch ein Mann verliert, wenn seine Frau auftritt.“ Allerdings ist er klug, durchschaut den Betrug und diagnostiziert unfehlbar bei Tittori Tollwut. Ein Gegenmittel gäbe es neben Binden und essigsaurer Tonerde, wenn der eindrucksvoll winselnde und leidende Liebhaber das Verhältnis zu Eva gesteht: „Der Hund im Hirn“ ist ein entlarvendes Stück über menschliche Schwächen.

Der zweite Einakter, „Die Taube auf dem Dach“, handelt von zwei Ehepaaren, bei denen die miteinander bekannten Männer einst auswürfelten, wer welche Dame bekommt. Aber wie können die Frauen dieser Ungeheuerlichkeit auf die Spur kommen? Sie planen ebenfalls ein perfides Spiel: Jede Frau macht sich an den Ehemann der anderen heran. Hübsch kontrastierend in Grün (die unsichere Beatrice alias Viktoria Auth und Macho Balthasar alias Matthias Fehlau) und Rot (die selbstbewusste Alice alias Sina Scharf und der sentimentale Adolar alias Florian Hoffmann) gekleidet, geht das Vorhaben auf. Am Ende allerdings bezieht Adolar von Beatrice beachtenswerte Ohrfeigen, die nicht nur angedeutet sind – und alles scheint wieder vollkommen in Ordnung zu sein.

Ehe sich der Vorhang für den dritten Einakter öffnet, greift Christian Falch zur E-Gitarre und singt Frank Sinatras „Fly Me To The Moon“.

Auf der Bühne: Drehtag, Langeweile am Set. Die Schauspieler vertreiben sich die Zeit mit dem Aufsagen von Reimen. Der Geist (Helga Heise) schnarcht vor sich hin – er kann sich der unförmigen Rüstung wegen nicht rühren, das stundenlange Warten erträgt der Geist, hinter dem der berlinernde Schauspieler Schmitz steckt, nur mühsam.

Der Regisseur (Franz Sprossmann bedient alle Klischees) schimpft, fuchtelt herum, schreit, ist verzweifelt, weil der Hahn – dringend notwendig für Shakespeares „Hamlet“-Inszenierung – fehlt. Der schwäbelnde Regieassistent Merker (Sina Scharf) bemüht sich, den unsinnigen Anweisungen seines Chefs Folge zu leisten. Endlich tritt der sächselnde Teichmann (Matthias Fehlau) samt Hahn im Korb auf. Nun aber fehlt die Hauptdarstellerin, die den Hamlet mimen soll. Die schöne, blonde Bekanntschaft (Elena Gibson) eines Hessisch sprechenden Mitarbeiters soll die Situation retten – doch so bezaubernd sie ist, so talentlos ist sie anscheinend auch. Zu allem Unglück lässt sich der Hahn zu keinem Ton bewegen. Ein Nervenzusammenbruch des Regisseurs ist nahe. Die Schöne allerdings entpuppt sich als berühmte Schauspielerin, die inkognito in der Stadt weilt und seit zehn Jahren beim Film ist. Unaufhaltsamer Aufbruch nach diesem Bekenntnis – jeder am Set will ein Autogramm von ihr.

Vor 35 Jahren wurde die Theatergruppe „Marimotz“ gegründet. An diesem Abend in der Budge-Stiftung stellten sie ihre Spielfreude unter Beweis. Für die Regie der drei vergnüglichen Einakter zeichnen Florian Hoffmann und Franz Sprossmann verantwortlich.

Ein unterhaltsamer Abend, der vom Publikum mit viel Beifall honoriert wird.