Fotograf Leonhard Hamerski stellt im BBK aus Die Sprache bewegender Bilder

Leonhard Hamerski mit einer Globica II aus den 1920er Jahren und einer Büste von Louis Daguerre. Foto: Faure

Ostend (jf) – Das Atelier des Kameramanns und Fotografen Leonhard Hamerski im Frankfurter Osten ist eine Art Wunderkammer. Es ist Museum, Arbeitsplatz, Dunkelkammer und Wohnküche in einem. Die Besucher entdecken alte Fotografien, manche handkoloriert, riesige hölzerne Kameras, Scheinwerfer, Blenden, Ständer, Puppen, Computer. Eine Petroleumlampe mit Rubinglas für Filmentwicklung im Dunklen steht auf einem Bord. Eine Büste von Louis Daguerre, dem Fotopionier, auf einem Schrank.

Geboren im heute polnischen Swidnica (Schweidnitz), etwa 50 Kilometer von Wroclaw (Breslau) entfernt, wuchs Leonhard Hamerski mit seinen drei Schwestern und drei Brüdern in einer Fotografenfamilie auf. „Dort drüben hängt das alte Ladenschild meines Vaters“, zeigt der Lichtbildner auf die Schriftzüge „Foto Hamerski“. „Ich bin praktisch in diesem Metier groß geworden, auch unter meinen Geschwistern gibt es weitere Fotografen und Kameraleute. Mein Großvater war bereits Fotograf, mein Vater Meister seines Fachs, meine Mutter hat später bei der Retusche mitgeholfen“, berichtet der Mann mit den weißen Haaren, dem kleinen Schnauzbart und den hellwachen Augen. „Wir konnten damals gut von dem Geschäft leben, von Porträts, Passbildern, Hochzeitsfotos, Jubiläumsfeiern“, erzählt er. Zu den schönsten Erlebnissen gehört seine Gesellenprüfung. Eine Kommission besah die Bilder mit strengem Blick und urteilte: „Die Arbeit gefällt uns.“ „Ich war unglaublich stolz, hatte mir alles selbst ausgedacht.“ Disziplin, Ruhe, eine gute Selbsteinschätzung und Kontrolle der Ergebnisse – diese Tugenden hat er vom Vater übernommen.

1985 kam er nach Beendigung seiner Ausbildung zum Kameramann und Fotografen und einem Studium in Warschau nach Frankfurt. Zwei seiner Schwestern lebten bereits dort, das machte die Umgewöhnung leichter. „Die Sprache war das Schwierigste“, sagt er. Den Akzent hat er beibehalten. Aber in seinem Beruf lässt er eher Bilder sprechen. Als Kameramann wirkte er bei Dengel-Produktion in Wiesbaden mit. 1990 und 1993 wurden seine beiden Söhne geboren, 2005 machte sich Hamerski selbstständig.

Die Coronapandemie hat auch die Zeitungsbranche getroffen. „Früher hatte ich schon mal acht Termine pro Tag, heute sind es wenn‘s gut läuft drei“, schildert der Fotograf. Andererseits kann er sich in auftragsarmen Zeiten mehr den Themen widmen, die ihn berühren: „Mit Kunst kann man viel zeigen.“ Schon 2019, als er dem Berufsverband Bildender Künstler Frankfurt (BBK) beitrat, war er mit einem Projekt auf dem Museumsuferfest: Wie kann sich ein Hartz-IV-Empfänger ernähren? Die mit Prospekten beklebten Stühle und der Tisch stehen heute im Atelier.

Mit einer Installation, bestehend aus mit Maler-Overalls bekleideten und mit Plastikwäscheleinen geschmückten kopflosen Puppen, denen vor dem Bauch eine offene Fischdose mit Abfällen baumelte, wies Hamerski auf die Thematik Mikroplastik in den Meeren hin.

„Die Fensterausstellung beim BBK an der Hanauer Landstraße dreht sich um die Amerikanisierung in Deutschland nach 1945. Dafür habe ich 24 Fotografien ausgewählt. Mittlerweile gehören die Schnellrestaurants und Hähnchenbratereien, die Jongleure auf den Straßen, die Amerikanismen in der Sprache, die Trends in der Mode zum Alltag. Keiner denkt mehr darüber nach“, sagt der Fotokünstler. Die Ausstellung ist bis 15. August in den Fenstern des BBK zu sehen.