Staatssekretär überreicht Bewilligungsbescheid Theater-Projekte für Geflüchtete im Willy Praml gefördert

Über die Bewilligung der Gelder freuten sich in der Naxoshalle von links: Rebekka Waitz, Birgit Heuser, Hangama Kawa, Willy Praml, Jo Dreiseitel, Maria Niesen, Muawia Harb, Andreas Bach, Baha Shaar und Ibrahim Mahmoud. Foto: Faure

Ostend (jf) – Der Bevollmächtigte für Integration und Antidiskriminierung, Staatssekretär Jo Dreiseitel, kennt das Theater Willy Praml und dessen Chef seit vielen Jahren, besuchte so manche Vorstellung in der Naxoshalle. Mit Hangama Kawa aus der Integrationsabteilung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration überbrachte er kürzlich einen Bewilligungsbescheid über 44.000 Euro für das Projekt „ZuFlucht. Theater ist eine Heimat“. 

Willy Praml und sein Ensemble freuten sich sehr über diese Finanzhilfe. Jo Dreiseitel erklärte: „Hessen steht mit einem Anteil von 30 Prozent Einwohnern mit einem Migrationshintergrund bei den Bundesländern an erster Stelle. Bei den unter 18-Jährigen beträgt der Anteil 41 Prozent, bei den bis Sechsjährigen sogar 48 Prozent. Da hat jeder einzelne Bürger Verantwortung.“ Mit dem 2013 aufgelegten hessischen Förderprogramm WIR (Wegweisende Integrationsansätze Realisieren) unterstützt das Ministerium für Soziales und Integration überzeugende Projekte. Und die hat das Theater Willy Praml in der Tat vorzuweisen.

Theaterstück dreisprachig aufgeführt

Seit September 2015 engagierte sich das Theater mit seinen Mitteln als Theater für Geflüchtete. Es erarbeitete das Theaterstück „Das Erdbeben von Chili“ von Kleist in vier Monaten und führte es dreisprachig – auf Arabisch, Farsi und Deutsch – von Januar bis Juli 2016 in elf Vorstellungen auf. „Gemeinsam mit unserem Ensemble traten Geflüchtete aus Aleppo, Damaskus, den syrischen Kurdengebieten, aus dem Iran und Afghanistan auf“, sagte Willy Praml. Es sei eine Art Volkstheater gewesen mit Zuschauern aus vielen Nationen. Manche Besucher seien das erste Mal in einem Theater gewesen: „Eine sensationelle Erfahrung.“ Nach dem „Erdbeben in Chili“ wurden einige der Geflüchteten auch bei Eigenproduktionen beschäftigt.

Im Februar 2017 hat das Theater Willy Praml mit den Proben zu „Nathan der Weise“ von Lessing begonnen. 18 Araber wirken mit, Mitglieder des Interreligiösen Chors singen auf Hebräisch. „Den Nathan werden wir 2018 wiederaufnehmen“, kündigte Praml an. Und das Theater will auf jeden Fall mit Literatur weitermachen. Zunächst steht am 14. September die Premiere von „Amerika erklären“ von Walt Whitman an. Auch in diesem Stück über den amerikanischen Traum wirken drei Geflüchtete mit. „Darsteller aus anderen Nationen bereichern das Ensemble“, sagte Schauspielerin Birgit Heuser. „Und machen dreimal so viel Arbeit“, ergänzte Produktionsleiterin Rebekka Waitz lachend.

Willy Praml ist zweite Heimat

Doch die Ergebnisse können sich sehen lassen; die intensiven Proben, Gespräche, Erklärungen, das Deutsch lernen haben sich gelohnt. Selbst wenn es an der Sprache noch hapert – das starke Wollen der Geflüchteten ist spürbar, einigen von ihnen ist das Theater Willy Praml zur zweiten Heimat geworden. Sie haben einen Platz gefunden, einen neuen Sinn im Leben. Dahinter steckt eine enorme Leistung von allen – den festen Ensemblemitgliedern, den neu hinzugekommenen, den vielen Unterstützern in den unterschiedlichen Netzwerken. Mit der Bewilligung der Gelder erkennt das Hessische Ministerium für Soziales und Integration diese wichtige Aufgabe an.