Hessen Mobil lädt auf die Baustelle Leitungsbrücke Gleisdreieck ein Transparenz gegen die Legendenbildung

Mit einem Schutzkamin wird die Spundwand einvibriert, ein beeindruckendes Erlebnis für die Zuschauer. Foto: jf

Riederwald (jf) – Die orangefarbenen Warnwesten der Mitarbeiter von Hessen Mobil waren schon von weitem zu sehen. Jeder Besucher – und es waren viele, die sich für das Großprojekt Riederwaldtunnel interessierten – erhielt ebenfalls Weste und Helm. Jürgen Semmler, Dezernatsleiter Planung und Bau Riederwaldtunnel bei Hessen Mobil, begrüßte die Gäste: „Wir werden die Baustelle in drei Etappen begehen. Transparenz ist uns wichtig, wir wollen einer Legendenbildung entgegentreten und hoffen auf Akzeptanz der Baumaßnahmen.“

Bei diesem Termin vor Ort am Gleisdreck, nahe der Straße Am Erlenbruch, war man also ganz nah dran.

Erste Station: die Pläne. Alexander Ott von Hessen Mobil erläuterte die Projektübersicht zu den vorbereitenden Maßnahmen für den Riederwaldtunnel. Drei Leitungsbrücken – Gleisdreieck, Borsigallee und Lahmeyerstraße – sowie drei Sammler für Grundwasser sind geplant, die Arbeiten wurden im November 2017 aufgenommen. Der An- und Abtransport von Material erfolgt über eine Baustraße, die von der A 661 abzweigt.

Vor Beginn der Erdarbeiten waren Tiefensondierungen des Erdgrundes auf Kampfmittel erforderlich. „An der Borsigallee wurde am 10. April eine Sprengbombe, am Gleisdreieck wurden sechs Brandbomben gefunden“, informierte Kai Eglinger vom Ingenieurbau Wayss & Freytag.

Die Leitungsbrücke Gleisdreieck ist gut vorangekommen, die zwei kurzen Seiten und eine lange Seite sind fertig. Die Spundwand ist zehn Meter breit und 40 Meter lang, die Pfähle werden bis zu 25 Meter in den Boden gerammt.

Lärm wird unterschiedlich bewertet

„Alle Messwerte befinden sich im Normbereich“, erklärte Martin Forst vom Ingenieurbüro i-Secon GmbH, das auf Erschütterungsmessungen spezialisiert ist. „Was nützt das, wenn zuhause der Esstisch wackelt?“, fragte ein Bürger nach. „Wir haben Messpunkte an der Pestalozzischule und Am Erlenbruch 88. Der Wirkpegel beträgt 65,5 Dezibel (dB(A)), die Lärmgrenze wurde also eingehalten“, erläuterte Kai Pies vom gleichnamigen schalltechnischen Ingenieurbüro. „Trotzdem empfinden die Kinder in der Pestalozzischule das Geräusch als Lärm“, entgegnete Rainer Frey, Sprecher der Bürgerinitiative Riederwald. „Es gibt einen Alarm- und Handlungsplan“, antwortete Jürgen Semmler. Sollte Hessen Mobil die Benachrichtigung erhalten, dass Grenzwerte überschritten wurden, würden alternative Bauverfahren und alternative Maschinen angewendet.

Wenn nötig, könnte auch die Bauzeit, die gegenwärtig werktäglich – also auch samstags – von 7 Uhr bis 20 Uhr geplant ist, reduziert werden. „Wir haben an der Pestalozzischule 50 dB(A) gemessen, die Lärmschutzwand bringt eine Entlastung von acht bis zehn db(A)“, berichtete Pies. „Wann wird denn gemessen?“, erkundigte sich Hinrich Rottmann, Diplomingenieur, ausgewiesener Spezialist für Messungen und in der Bürgerinitiative engagiert. „Es wird bei jeder Veränderung der Arbeitsschritte gemessen“, sagte Pies. Allerdings sind die Messdaten anschließend noch auszuwerten, bevor sie veröffentlicht werden. Zudem gäbe es verschiedene Lärmverordnungen.

„Die Verordnungen sind das Eine, das Leben unter Lärm ist etwas Anderes“, wandte eine Besucherin ein. Semmler musste nun sehr laut sprechen, damit ihn alle verstanden – gerade hatten wieder Rammarbeiten, die eigentlich Vibrierarbeiten sind, begonnen. Der richtige Zeitpunkt, um direkt hinüber zur Baustelle zu gehen. Die Besucher konnten beobachten, dass bei der Einvibrierung der Spundwände ein Schutzkamin – eine Art mobile Lärmschutzhülle – verwendet wurde, weil die acht Meter hohe L-förmige Lärmschutzwand der Länge der Segmente nicht ganz entspricht.

Bürgerinitiative kämpft weiter gegen die Belastung

Wenn etwa 2,5 Tonnen in vier Minuten in den Boden gebracht werden, spürte das der Baustellenbesucher unter seinen Füßen. Und er hörte es. Hinter der Lärmschutzwand ist die Wirkung dieser Maßnahme deutlich, es sind 15 bis 20 dB(A) weniger.

Noch weniger Presslärm ist am Messpunkt Am Erlenbruch 88 zu vernehmen, da sind Straßenverkehr und Flugzeuge wesentlich lauter.

„Bauen ohne Lärm ist nicht möglich“, sagte Semmler zu Beginn der Veranstaltung.

Die Bürgerinitiative wird weiter dafür kämpfen, dass der Lärm jedoch so gering wie möglich gehalten wird.