Abend zum 90. Wiegenfest Franz Mons in der Romanfabrik mit akustischen und visuellen Leckerbissen Wort-Feinkost zum Geburtstag

Franz Mon in der Romanfabrik. Foto: Faure

Ostend (jf) – Auf besondere Weise wurde in der Romanfabrik gefeiert: Die Veranstaltung zum 90. Geburtstag des Künstlers Franz Mon bot Einblicke in das visuelle und akustische Werk des vielseitigen Wortjongleurs.

Romanfabrik-Chef Michael Hohmann begrüßte die zahlreichen Gäste: „Franz Mon sagt: ‚Wir haben Sprache. Und sie hat uns.’ Genau das trifft den Gegenstand, mit dem sich der Künstler sein Leben lang beschäftigt.“

Den Abend gestaltete Mon gemeinsam mit Klaus Ramm, ebenfalls ein Experte in den Bereichen Konkrete Poesie und Hörspiele. Die Besucher hatten auch die Möglichkeit, Bilder von Franz Mon zu betrachten – die Romanfabrik hatte eine kleine Ausstellung vorbereitet.

Kulturdezernent Felix Semmelroth überbrachte nachträglich (Mon hatte bereits am 6. Mai Geburtstag) die Glückwünsche der Stadt und würdigte das Werk, „ein Oszillieren zwischen visueller und Konkreter Poesie“, des Künstlers.

Im Gespräch zwischen Franz Mon und Klaus Ramm unterstrich Ramm, dass Mons Werk Strahlkraft über den deutschen Sprachraum hinaus habe. Franz Mon sei zeitlebens seiner Maxime, dass man sich von der Nachfrage die Fragestellung nicht verwischen lassen dürfe, treu geblieben.

Aus seinem gerade erschienen Buch „Sprache lebenslänglich. Gesammelte Essays“ las Mon „Das Glück der Wörter“. Mon ergänzte im Anschluss scharf: „Sprache ist einbeinig, kann auch ganz große Scheiße sein, haufenweise abgesondert von irgendwelchen Ärschen beispielsweise im Internet.“ Sprache sei eine Bewegung auf Lava.

In den 1950er Jahren sei es für Mon schwierig gewesen, seine Ansichten durchzusetzen und zu veröffentlichen. Von Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus wollte man im Nachkriegsdeutschland nichts wissen. Er verweis auf Walter Höllerer, der 1954 die Zeitschrift „Akzente“ gründete, zu einer Zeit, als Titel wie „Eine Rose als einzige Stütze“ ein großes Publikum anzogen.

Auf Ramms Frage, warum Mon keine Autobiografie geschrieben habe, antwortete der Künstler: „Ich kann das nicht schreiben. Aber viele Texte haben mit meiner Lebenspraxis zu tun.“

Franz Löffelholz kam 1946 aus belgischer Kriegsgefangenschaft zurück in seine Heimatstadt Frankfurt: „Da habe ich glücksbedingte Quellen gefunden, darunter auch Kandinsky.“ 1951 veröffentlichte Löffelholz sein erstes Gedicht – unter dem Namen Mon. „Es gab in Frankfurt die Zimmer Galerie Franck in der Böhmerstraße. Da kamen vergessene, verfemte und junge Künstler zusammen, Paul Celan beispielsweise las 1952 dort.“ Die Galerie habe ihn inspiriert.

Mon studierte bis 1955 Germanistik, Geschichte und Philosophie in Frankfurt und Freiburg im Breisgau.

Eine Anekdote fiel dem Künstler ein: „1960, auf der Lyrik-Konferenz in Berlin, sagte Peter Rühmkorf: ‚Der Mon macht sich’s leicht und lässt seine Leser entscheiden.’ Das ist eine betrübliche und beglückende Wahrheit zugleich.“

Autoren wie Ernst Jandl und Ror Wolf bezeichnet der Künstler als Freunde. „Gegenseitiges Respektieren von Schreibweisen ist mir wichtig“, unterstrich Mon.

Früh arbeitet er komplex: Verbale, akustische und visuelle Ausdrucksmöglichkeiten ergänzen einander. „Noch heute steht die alte Mangel meiner Mutter in der Garage. Ich habe sie genutzt, um Presstexte zu erzeugen“, erzählte er. Dabei wurden Texte, Plakate zerknittert, gemangelt, ergaben anschließend neue Verbindungen.

Zum Abschluss des Abends lauschten die Gäste dem Hörspiel „Käm’ ein Vogel geflogen“ in Dolby Surround-Qualität. Erst mit Erfindung der Stereophonie in den späten 1960er Jahren konnte Mon seine experimentell-radiophonen Arbeiten realisieren. Mit der 5.1-Kanal-Technologie gelingt es noch besser: Aus einer Sequenz von Hörbarem entstand ein Stück, dass Stimmqualitäten und Worterfahrungen ermöglicht, die vorher nicht zugänglich waren.

Ein gelungener Nachgeburtstagsabend für einen großen, bescheidenen Künstler, der anschließend noch viele Bücher signieren musste. Er tat’s gerne.