Ines und ihr Junges zeigen sich Zoo: Kleiner Nachwuchs bei den Großen Ameisenbären

Ines trägt ihren Nachwuchs gut getarnt auf dem Rücken. Foto: Faure

Ostend (jf) – Dort kommt Ines. Aber wo ist ihr Junges? Erst aus der Nähe sieht man, dass der lang gestreckte Körper des weiblichen, etwa 1,60 Meter messenden Tieres, eigentlich zwei Körper sind: Ines trägt ihr Kind auf dem Rücken. Weil die borstigen, langen, graubraunen Haare eine perfekte Tarnung sind, ist das Kleine, der erste Nachwuchs für die Große Ameisenbärin, kaum zu erkennen.

„Es freut mich, dass ich mittels Ultraschall den Geburtstermin ziemlich genau vorhergesagt habe“, meint Dr. Nicole Schauerte vom Zoo Frankfurt. Tierärztin hat ihre Doktorarbeit über den Großen Ameisenbär geschrieben. „Meine Lieblingstiere!“, fügt sie hinzu. Nun also gibt es Nachwuchs in Frankfurt: Das Kleine kam am 30. Juni zur Welt und wog 1630 Gramm. Vier Wochen später bringt es bereits 2500 Gramm auf die Waage.

Mit Joghurt ins Außengehege gelockt

Im Frühjahr 2017 kam die Große Ameisenbärin Ines aus Tschechien nach Frankfurt, etwa zur selben Zeit zog auch der Große Ameisenbär Falin von Köln an den Main. Damit sind diese Tiere nach 23 Jahren erstmals wieder im Zoo zu sehen. Sie haben sich gut entwickelt im Ukumari-Land, 45 Kilo wiegt Falin, 33 Kilo Ines. Pflegerin Anni Fuchs und ihr Team betreuen die beiden liebevoll. Ines war eine Handaufzucht, deshalb sind ihr Menschen vertraut. Mit Joghurt lockt Fuchs die Große Ameisenbärin ins Außengehege. Klappt, dieser Leckerei kann Ines nicht widerstehen. Falin indessen wartet hinter den Kulissen. Die Tiere sind grundsätzlich Einzelgänger.

Die Nachzucht freut alle. 1951 zeigte der Zoo Frankfurt erstmals Große Ameisenbären, doch erst Anfang der 1970er Jahre kamen Junge zur Welt. Allerdings überlebten sie nur kurze Zeit. Die Haltung der Großen Ameisenbären ist nicht so einfach. Doch inzwischen weiß man mehr über die Tiere, die nichts mit Bären zu tun haben. Sie sind Nebengelenktiere, haben 16 Brust- und nur zwei Lendenwirbel. Die Nebengelenke befinden sich an den hintersten Brust- und an den Lendenwirbeln, außerdem sind zwei zusätzliche Nebengelenke vorhanden, die den Wirbelsäulenbereich verstärken. Die Tiere können schlecht sehen, aber gut riechen.

Die Zunge ist 60 Zentimeter lang

Im zahnlosen Mund befindet sich eine bis zu 60 Zentimeter lange Zunge – ideal, um Ameisen und Termiten aus ihrem Bau zu holen. Heimat der Großen Ameisenbären ist Mittel- und Südamerika. „Sie gelten laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet“, erklärt Antje Müllner von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Die Organisation hat seit 2014 ein Projekt in Guyana und kümmert sich dort zwischen tropischen Regenwäldern und Feuchtsavannen um die Kanuku Mountains, eines von drei Schutzgebieten.

Dort gibt es neben Jaguaren, Tapiren und Pumas auch Große Ameisenbären. Zwar sind Jaguar und Puma Fressfeinde, aber mit den kräftigen Krallen eines aufgerichteten Ameisenbären legen sich die Großkatzen lieber nicht an. Hauptfeind des Großen Ameisenbären ist der Mensch, der beispielsweise durch Abholzung den Lebensraum der Tiere immer weiter verkleinert. Nationale Schutzgebiete wirken dem entgegen. Die Großen Ameisenbären in Frankfurt haben solche Widrigkeiten nicht zu befürchten. Ines wird ihren männlichen Nachwuchs bis zu sechs Monate auf dem Rücken tragen. Bereits nach drei Monaten wird der Kleine neben der Muttermilch feste Nahrung zu sich nehmen.