Kerb im Hitzerekord: Wasser fließt in Strömen Gut gelaunter, bunter Umzug in Groß-Zimmern

Zurück in die bunte und schnörkelige Biedermeierzeit ging es mit dem Tanz- und Gymnastikclub. Foto: Friedrich

Groß-Zimmern (ula) – Eine Gemeinde im Ausnahmezustand: Höfe, Garagen und Bürgersteige wurden zur Partyzone. Petrus sandte herrliches Wetter und eine junge Frau stieg in Highheels aus dem Fenster. Kaum hatte der grün-weiße Jahrgang am Sonntag sein Kerbmädchen Carolin Herzog in Empfang genommen, formierten sich Zimmerns Kerbbegeisterte zum großen Jubiläumsumzug.

Bei ordentlicher Sommerhitze feierten Hunderte begeisterter Bürger schon vor dem Start des bunten Kerb-Lindwurms unter freiem Himmel. Gartenschläuche wurden auf dem Umzugsweg ausgerollt, um den Teilnehmern und Passanten zuweilen eine Abkühlung zu verschaffen.

Nachdem bereits 2015, zur Feier der 524. Kerb, hochsommerliche Temperaturen ein Massenschwitzen auslösten, hatte man vorgesorgt.

Entlang des Umzugsweges hatte der Kerbverein Wasserkästen platziert, wo jeder zugreifen konnte. Den Kameraden der Feuerwehr, die wie immer die Sicherung der Strecke gewährleisteten, wäre koffeinhaltige Limonade sicher lieber gewesen. Manch einer war nämlich nachts gleich zweimal zu Bränden ausgerückt, an Schlaf war nicht zu denken.

Mit 36 Zugnummern bot der Festumzug zur 525. Jubiläumskerb eine ordentliche Länge. Vereine und Jahrgänge, so schien es, wollten sich mit spektakulären Ideen diesmal selbst übertrumpfen. Der TV entzündete das olympische Feuer in Zimmern, die Handballmädels begeisterten als Ninja-Turtles und der TGC schlüpfte in herrliche Biedermeierkostüme, als Burgfräulein rollten die Rollsportlerinnen daher und die Chorgemeinschaft war vom Vampir gebissen. Zugorganisator Sven Heil hatte eine ordentliche Menge Teilnehmer mobilisiert – nur Schulen und Kindergärten waren diesmal ferienbedingt außen vor.

Auch die vielen teilnehmenden Jahrgänge übertrafen sich mit pfiffigen Ideen. ,,Gesucht houn mer seit langer Zeit wie oald die kerb, ehr liewe Leit. Jetzt ist‘s gewiss, es Jubiläum kloar, mer feiern schun seit 525 Joohr“, getreu dem Motto der Jubiläumskerb ging es bunt kostümiert durch die Jahrhunderte. Die Steinzeitkerbborschte (Jahrgang 1995/96 und 1987/88) schwangen die Keulen, der Jahrgang 1985/86 ging als multiple Version des französischen Sonnenkönigs Ludwig, auch der Kerbverein wandelte im historischen Adelsgewand, die Kerbborschte 1996 verschlug es in die Zukunft. Und während das Kerbdreigestirn ganz klassisch in der Pferdekutsche von dannen rollte, presste ein munteres Bauernvölkchen die letzten Reste aus einem Fässchen. Zimmerns Kerbvädder hatten den Bannwein tapfer von Seeheim-Jugenheim nach Hause gezogen und nahmen nun noch ein paar Meter mehr beim gut zweistündigen Umzugspektakel durch Zimmerns Straßen in Kauf.