Kaiser Wilhelm macht sich langsam rar Kelterfest des Naturschutzbundes auf den Wiesen von Ralf Oeswein

Keltern macht allen Generationen Spaß: Wenn der frische Süße in die Behälter rinnt, gibt es kein Halten mehr. Foto: Bernauer

Klein-Zimmern (bea) – Ein Kelterfest ist für die Besucher immer eine wahre Freude. Schmeckt der süße Apfelsaft doch frisch am besten. Deshalb kamen in diesem Jahr Mitte September auch sehr viele Besucher zum Kelterfest des Naturschutzbundes (Nabu).

Die Naturschützer veranstalten dieses nahrhafte Fest schon seit 16 Jahren auf der Obstbaumwiese von Ralf Oeswein. Der Besitzer ist selbst immer dabei. Früher brachte er seine Äpfel in die Kelterei, das schafft er heute zeitlich gar nicht. Deshalb ist er immer froh, wenn sein Obst auch entsprechend verwertet wird.

Ralf Oeswein hat eine besondere Streuobstwiese. Die meisten Bäume wurden zur gleichen Zeit angepflanzt und es herrscht große Vielfalt unter den Obstsorten. Auf dem Grundstück stehen neben vielen Apfelsorten auch Pflaumen, Kirschen und Reneclauden, so dass Oeswein fast den ganzen Sommer Obst ernten könnte. Wenn da nicht mitunter Widrigkeiten wären, die der Besitzer nicht beeinflussen kann. Neu war in diesem Jahr die Schädigung durch die Kirschessigfliege, die erst seit wenigen Jahren in Deutschland zum Problem wird. Sie befällt allerdings weniger den Apfel, sondern mehr Kirschen oder Pflaumen. „Selbst den Staren haben in diesem Jahr die Kirschen nicht geschmeckt“, erinnert sich Oeswein, „die waren nur ganz kurz auf dem Grundstück.“

Alte Sorten sind zu finden

Die meisten Bäume sind Apfelbäume. Auf dem Grundstück stehen nicht nur die heute gängigen Sorten, sondern auch alte Sorten, die heute kaum noch angepflanzt werden. Deshalb kommen auch immer mal wieder Obstbauern oder Privatleute, die um ein paar Zweige bitten, die Oeswein ihnen gerne gewährt. Sie werden verwendet um auf Unterlagen gepropft zu werden, damit die alten Sorten auch woanders wachsen können.

Einen Kaiser Wilhelm findet man nicht mehr so häufig. Auf den Flächen des gewerblichen Obstanbaus schon gar nicht. Die Sorte war Mitte des 19. Jahrhunderte ein Zufallssämling im Düsseldorfer Bereich und wurde weiter gezüchtet. Der Baum wächst stark in die Höhe, ist deshalb schlecht abzuernten und verschwand aus diesem Grund bereits in den 1950er Jahren aus dem Erwerbsgartenbau. Allerdings wird er in gut sortierten Baumschulen mittlerweile wieder im Sortiment geführt.

Speierling ist ein Wildobstbaum

Selten ist auch der Speierling geworden, Oeswein hat hingegen gleich drei Bäume auf dem Grundstück stehen. Der Speierling ist ein Wildobstbaum und war aufgrund seiner Seltenheit 1993 Baum des Jahres. Der tanninreiche Saft noch nicht vollreifer Früchte wird mancherorts bei der Herstellung von Apfelwein in kleinen Mengen dazu gegeben. Als Speierling ist er vor allem im Frankfurter Raum eine Spezialität und gar nicht so einfach erhältlich.

Oeswein nutzt seine Früchte zwar kaum noch, ihm ist aber wichtig, dass diese Baumart erhalten bleibt.