Blühstreifen in den Weinbergen für einen wasser- und bodenschonenden Weinbau Paradies für Insekten und Bienen

Etwa 70 Teilnehmer waren bei der Weinbergsführung der Winzergenossenschaft „vinum autmundis“ dabei. Foto: p

Groß-Umstadt (lahe) – Wer vor einigen Wochen an den Groß-Umstädter Weinbergen vorbei spazierte, dem fiel dabei unweigerlich die teilweise zwischen den Rebstöcken zu beobachtende Blütenpracht auf.

Was es mit dieser Neuerung auf sich hat, erfuhren rund 70 Interessierte bei einem Rundgang durch die Weinberge.

Die Begrüßung übernahm der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft „vinum autmundis“, Philipp Weber.

Im OWG Vorstand habe man sich entschlossen, den Winzern Saatgut bereit zu stellen, damit diese im Frühjahr ein Experiment wagen können, wodurch die Rebflächen ein vollkommen neues Bild bekämen. Viele Winzer waren, so Weber, von der Idee sehr angetan.

Diese Blühstreifen seien ein Paradies für Insekten und Bienen gewesen, die von den inzwischen abgeblühten Rapsfeldern nahtlos in die Blühstreifen der Weinberge „umziehen“ konnten.

OWG-Aufsichtsratsvorsitzender Holger Schütz erklärte, dass über 50 Prozent der Rebflächen von OWG-Winzern herbizidfrei bearbeitet werden. Das solle aber noch ausgebaut werden. Ausgesät wurden, bezüglich der Blühstreifen, eine Mischung von über zehn Komponenten.

Weber wies darauf hin, dass der Weinbergsrundgang anschließe an die Vortragsreihe der OWG: „Biodiversität – Weinbau im Wandel der Zeit“.

Außerdem machte er deutlich, dass die meisten Winzer alles begrünt haben. Allerdings gebe es nach wie vor welche, die eine Gasse offen halten und die andere begrünen.

Das wolle man aber nicht, denn das gebe Probleme bei Starkregen mit Erosionsschäden als Folge.

Ein weiteres Anliegen sei die mechanische Unterstockbearbeitung. Das bedeutet, das Unkraut wird mittels verschiedener Spezialeinsätze entfernt, die an einem Kleintraktor angebracht sind. Dadurch kann herbizidfrei gearbeitet werden.

Ein Nebeneffekt bei der Anlegung von Blühstreifen sei zudem, so Weber, dass zuvor der Boden aufgebrochen wird. Dadurch mineralisiere der Boden und setze Stickstoff frei.

Beim Rundgang war auch Diplom Agraringenieurin Dr. Angela Homm-Belzer von der Arbeitsgemeinschaft Gewässerschutz und Landwirtschaft (AGGL) Region Starkenburg dabei.

Für sie ist die Begrünung der Rebzeilen unerlässlich für einen wasser- und bodenschonenden Weinbau. Mit der Ansaat von reich blühenden Mischungen, die von den Winzern und der AGGL zusammengestellt wurden, werde zudem ein wertvoller Beitrag für die Umsetzung des Agrarumwelt- und Biodiversitätskonzeptes (AUBI) geleistet. Auf dem Rundgang wurden die Blühmischungen sowie verschiedene Produktions- und Pflegeverfahren im Weinbau vorgestellt.

Alle drei Jahre wird der Blühstreifen umgebrochen und neu eingesät.

Das bedeutet für den Winzer viel Arbeit, denn der Wechsel vom Grasstreifen zum Blühstreifen und umgekehrt erfordert einen großen Aufwand. Zudem müssen die Winzer künftig die Kosten für den Samen selbst tragen. Diesmal hatte noch die OWG den Samen gestellt.

Wie Weber noch erwähnte betreue Homm-Belzer auch die Neuanlage der Rebflächen in Heubach, wo sie mit den untersuchten Bodenproben bezüglich der Nitratwerte sehr zufrieden sei.

Diese Bodenproben würden auch in den Umstädter Weinbergen regelmäßig erfolgen, um ständig die Qualität der Böden zu prüfen.

Im Anschluss an den Rundgang lud die Winzergenossenschaft noch zu Weck, Worscht un Woi in den Weinbergen, beziehungsweise in der Schröbels-Hütte ein.