Kreis-Chorverband will Schwund entgegen wirken / Ehrungen in Umstadt Singpaten nehmen ihre Arbeit auf

Bei der Sängerehrung des Kreis-Chorverbandes Dieburg in Groß-Umstadt wurden auch gemeinsam Lieder angestimmt.  Foto: zba

Dieburg/Groß-Umstadt (zba) –   Reine Männerchöre kämpfen ums Überleben. Als Ausweg aus der Misere werden Singpaten angesehen, die schon Kinder im Kita-Alter für den Gesang begeistern sollen.

41 Sänger freuten sich im Rittersaal des Pfälzer Schlosses in Groß-Umstadt über eine Ehrung für langjähriges aktives Chorsingen. Die 31 Herren und zwölf Damen wurden für 70, 65, 60, 50, 40 und 25 Jahre Singen ausgezeichnet, wobei allein sechs Sänger ihren Vereinen seit 70 Jahren treu sind. Einer allerdings wurde für noch eine längere Zeit ausgezeichnet, Artur Seitel singt schon seit 75 Jahren bei der Germania 1890 Eppertshausen. Eine solch hohe Ehrung ist auch Dr. Fritz Roth, dem Vorsitzenden des Kreis-Chorverbandes Dieburg, erst einmal untergekommen.

Auch Dieburger Sänger wurden mit Wein und Urkunden ausgezeichnet. Seit 65 Jahren singt Helmut Maurer beim KMGV Dieburg, Erika Weber verstärkt stimmlich seit 60 Jahren die Freie Sängervereinigung. Norbert Weber singt seit 50 Jahren bei der Sängerlust, sein Vereinskollege Joachim Steinmetz seit 40 Jahren. Seit 25 Jahren singen Erika Bonifer und Heidi Köhler in Dieburger Vereinen, Bonifer beim KMGV, Köhler bei der Sängerlust. Dr. Fritz Roth nahm nicht nur die Ehrungen vor, sondern setzte sich in seiner Rede auch mit dem Chorgesang auseinander. Bekanntlich haben besonders die älteren Chöre und hier auch viele reine Männerchöre ums Überleben zu kämpfen.

Neue Projektchöre

Gleichzeitig werden neue Projektchöre gegründet oder Veranstaltungen wie das Rudelsingen in Groß-Umstadt haben großen Zulauf. Roth betrachtete diese Entwicklung kritisch. Zum einen seien gerade für das Rudelsingen die Eintrittspreise hoch, zum anderen würden die Menschen – Singen ist ein emotionales Erlebnis – nach dem Abend alleine gelassen.

Erstaunlich erscheint Roth, dass die Menschen zwar bereit sind, für einen Abend viel Geld auszugeben, aber Schwierigkeiten hätten, kontinuierlich 10, 12 Euro pro Monat für ihre Mitgliedschaft in einem Gesangverein zu bezahlen. „Wegen einer Beitragserhöhung sind schon Vereine zerbrochen“, sagte Roth. Er zog Analogien zu Sportvereinen. Auch denen fehlten die Mitglieder, dafür „aber rennen die Leute in die Fitness-Studios für 80 bis 100 Euro im Monat“.

Roth machte für diese Entwicklung zum Teil die schulische Ausbildung verantwortlich. Wäre früher in der Schule viel gesungen worden, so habe der Musikunterricht heute viele theoretische Anteile. Dem versuche der Chorverband mit dem Projekt Singpaten entgegen zu steuern. Die ersten Paten hätten ihre Ausbildung absolviert und begönnen nun in den Kindergärten mit ihrer Arbeit. „Kinder sind begierig zu lernen, sie saugen alles auf und sind offen. Wenn ihnen das richtige Singen einmal grundlegend und in verständlicher Form vermittelt wurde, bedeutet das nicht nur Sing-Kompetenz, sondern sie verlernen es nie mehr im Leben“, so Roth.