„Es ist erstaunlich“, meinte Willi Braun in der Eulengasse 7. „Ich dachte, da kommt bei dem Regen eh so schnell keiner, da kannst du auch in die Kirche gehen. Und als ich zurückkam, stand schon eine ganze Gruppe vor der Gartentür und wollte rein.“ Ihm erging es wie den anderen Teilnehmern des „1. Tags der Höfe und Gärten“, zu dem der Dieburger Anzeiger seine Leserinnen und Leser aufgerufen hatte. Bei der weiteren Tour durch die Stadt stellte man schnell fest, dass auch die anderen Dieburger, die sich gewagt hatten, ihre ansonsten versteckten Höfe und Gärten für die Allgemeinheit zu öffnen, von der Resonanz auf das Angebot sehr überrascht waren.
„Wir saßen hier alle zusammen unterm Zeltdach, das war richtig kuschelig“, sagte Monika Böhm in der Kolpingstraße, die den Garten zusammen mit ihrem Mann Georg in ein Freiluft-Atelier umgewandelt hatte. Großformatige Bilder und Selbstgenähtes zeugten von der Kreativität, die hier wächst und gedeiht.
„Bei uns war es den ganzen Tag ein Kommen und Gehen“, freute sich auch Kerstin Uhlhaas, die ins Neubaugebiet Campus eingeladen hatte und ebenfalls Malerei zeigte. Ihre Freundin hatte ein wahres Kuchenbüffett aufgebaut, an dem sich die Gäste zugunsten einer Spende für die Knochenmarksdatei DKMS gütlich tun konnten. „Es sind 200 Euro zusammengekommen“, strahlte Uhlhaas.
Immer wieder sah man am Nachmittag Passanten in den Dieburger Gassen nach bestimmten Hausnummern suchen. „Ich komme aus Groß-Umstadt extra hierher“, sagte ein Radfahrer, der nach dem Weg fragte. „Die Aktion finde ich klasse. Mir fehlt jetzt nur noch eine Station.“
Viel zu entdecken gab es in den versteckten Winkeln der Scheune von Armin Kaiser im Steinweg 33, der sein Talent als Anbieter von Weinproben unter Beweis stellte. Und bei Bernhard Wolfenstädter (Ringstraße 12) standen auch viele Fahrräder vor dem Gartentor. Kein Wunder, hatte er doch angekündigt, auch den Cocktail-Shaker in Betrieb zu nehmen.
Über viel Fläche zum Vorzeigen unzähliger Blumeninseln, lauschiger Sitzplätze und blühender Topfpflanzen verfügte die „Republik am Schlangensee“: In Nummer 115 bis 117 a hatten die Familien Schledt, Steinmetz und Wittur eingeladen.
„Ich muss auch mal wieder drüber nachdenken, in meinem Garten etwas zu verändern, wenn ich das hier so sehe“, bemerkte eine Besucherin, die grübelnd vor einem Vorhang aus blühenden Fuchsien stand. „Machen Sie das eigentlich nächstes Jahr wieder?“, fragte sie unvermittelt die Berichterstatterin. Nach der gelungenen Premiere könnte durchaus eine Wiederholung der Aktion folgen.