Münster Ehrenamtslotsen stoßen mit Reparatur-Café auf großes Interesse / Auf der Suche nach weiteren Ideen und Mitstreitern Wenn’s Bügeleisen nicht mehr dampft

Bei Kaffee und Kuchen lässt es sich den Ehrenamtslotsen und Mitstreitern gut beim Reparieren der mitgebrachten kaputten Utensilien zuschauen: Das Reaparatur- und Ideencafé in der Lise-Meitner-Straße kommt gut bei den Bürgern an. Und für das Beheben kleinerer Funktionsschwächen wird nicht etwa zur Kasse gebeten: Eine kleine Spende für die Kaffeekasse ist hingegen nicht verpönt. Foto: Th. Meier

Münster (tm) –  Das Reparatur- und Ideencafé der Münsterer Ehrenamtslotsen (MEL) verzeichnet immer größeren Zuspruch. Zum dritten Reparier-Termin kamen rund zwei Dutzend Bürger mit kaputten Teilen. Doch werden für ein noch umfangreicheres Programm weitere Mitstreiter gesucht. Tom Volkert strahlt. Der 50-jährige IT-Spezialist ist wie Britta Schneider vom Land ausgebildeter Ehrenamtslotse. Beide haben sich dem hehren Ziel „Ehrenamt und Engagement fördert Gemeinschaft über Generationen hinaus“ in Münster verschrieben. Und mit ihrem „Reparatur- und Ideencafé“ haben sie den Nerv vieler Bürger getroffen. Dreimal wurde es bislang in Räumlichkeiten des gemeindlichen Bauhofs in der Lise-Meitner-Straße 2 (Eingang von der Friedrich-Ebert-Straße 66 her) geöffnet, „und jedesmal verdoppelte sich die Anzahl der Besucher“, freut sich Volkert. Von Münsterern für Münsterer soll sich ehrenamtliches Engagement auszahlen. Und wichtig: Die Angebote richten sich grundsätzlich an alle Generationen. Alle, die ein wenig Zeit haben und sich einbringen wollen, sind dabei willkommen.

Damit Volkert und Schneider den noch zu rekrutierenden Mitstreitern zeigen können, wie jeder für sich das passende Ehrenamt findet, nahmen sie an Wochenendschulungen des Landes teil. Und die beiden MEL kamen mit guten Ideen an die Gersprenz zurück. Das Reparaturcafé ist dabei nur der Einstieg ins übergreifende Projekt, an dem sich bislang sieben Interessierte fest beteiligen. Unter ihnen sind beispielsweise auch die Reparierer. Ausgeführt werden bislang Reparaturen in den Bereichen, die Schlosser, Schreiner, Elektriker und Mechaniker vertraut sind. Sie tragen die Idee, die hinter dem speziellen Café steckt: In jedem Haushalt gibt es kleine Dinge des täglichen Gebrauchs, die nicht mehr richtig funktionieren. Vom kaputten Fahrradlicht bis zum Wasserkocher ist alles dabei. Ein demolierter Vogelkäfig, der nicht mehr scherende Rasierapparat, die alte Stehlampe, die nicht mehr leuchtet: solche Sachen fanden sich schnell im Bauhof ein.

„Wir möchten alte Sachen erhalten, dabei auch Ressourcen schonen und den Bürgern den Weg zeigen, kleine Dinge wieder selbst funktionstüchtig zu machen,“ sagt Volkert. Und dies alles in einer entspannten Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen. Letzteres steuern Mitglieder bei, wobei der Kuchen beim jüngsten Treffen von Kerstin Nürnberger aus Eppertshausen kam. „Mir gefällt die MEL-Idee. Ich hab überlegt, was kann ich beisteuern und kam so aufs Backen“, lacht sie. Und auch der Mann, der Bügeleisen, Wasserkocher und andere Elektrogeräte gangbar machen kann, kommt aus dem Nachbarort. Schreinermeister Hans Volkmann will nicht nur sich und seine Kenntnisse einbringen, er hat auch die Grundidee verinnerlicht: zwischenmenschliche Werte verbessern, die Gemeinschaft in der Gemeinde fördern. Und so war er bei der jüngsten Zusammenkunft nicht nur fürs Zusammenleimen auseinandergegangener Möbel verantwortlich, sondern auch für die Unterhaltung eventuell mitgebrachter Kinder. Die konnten bei ihm nicht nur Bauklötze über seine Geschicklichkeit staunen, sondern mit den von ihm mitgebrachten Holzbausteinen auch spielen.

Die Gemeinde unterstützt MEL mit der Bereitsstellung des Multifunktionsraumes im Bauhof. 2 000 Euro gab es vom Land als Anschubfinanzierung. Die Unterstützer wissen wie die MEL: Ehrenamt ist notwendig für eine funktionierende Gesellschaft. Für Volkert verstehen viele Menschen unter „Ehrenamt“ immer noch die klassische Arbeit in Musik- oder Sportverein, in Initiativen oder Verbänden. „Dies hat sich aber, auch bedingt durch einen grundlegenden Wandel in der Gesellschaft, verändert. Ehrenamt kann und sollte auch jenseits dieser Sichtweise sinnvoll und attraktiv sein“, sagt Volkert. Doch er weiß auch, dass ein Ehrenamt sehr zeitintensiv ist, weshalb sich auch immer weniger Menschen hierfür engagieren. Diesem Trend entgegenzuwirken und neue Möglichkeiten sinnvollen Allgemeinengagements aufzuzeigen, treten die MEL an. Manchmal auch getreu dem Motto „Anarchie ist machbar, Nachbar“. Denn einen festen Plan oder Vorgaben im Tun der Gruppe, die gern mal Verein werden möchte (erst möglich ab sieben festen Mitstreitern), gibt es nicht. Für Engagement gibt es keine Vorgaben hinsichtlich Alter, Geschlecht, Religion oder Berufsstand. Jeder entscheidet, wie er sich zeitlich und inhaltlich einbringen möchte.

Es kamen nicht nur Besucher mit etwas Kaputtem zum jüngsten Treff ins Reparatur-Café. Auch an einer Mitarbeit Interessierte. So meldete sich beispielsweise ein Uhrmacher, der sich einzubringen gedenkt. Ein anderer Mitbürger, der vom Café hörte, spendierte einen Gutteil seines von ihm nicht mehr benötigten Werkzeug. „Jetzt können wir auch größere Sachen angehen“, lacht Volkert.

Und nicht nur repariert werden soll von MELs. Da wird bereits an die Vermittlung von „Leihopas“ gedacht für Familien, denen es am Babysitter mangelt, andere Nachbarschaftsdienste könnten einbezogen werden. Was man nicht möchte: In Konkurrenz treten zum etablierten Gewerbe. Das nächste Reparatur-Café öffnet am 2. April seine Pforten in der Lise-Meitner-Straße 2 von 13 bis 16 Uhr. Weitere Informationen über MEL und die noch losen Treffen der Mitarbeiter unter www.generationengemeinde.de.