Der kleine Florian könnte noch leben, hätte ihm ein Familienmitglied lediglich den Kopf nach hinten in den Nacken gestreckt. Dieses war nur eines von vielen Fallbeispielen, denen Frank Risy, Dozent für Notfallmedizin, leider zu oft begegnet. Die Zahlen, die Risy präsentierte, waren alarmierend: Liegt eine leblose Person am Boden, greifen weniger als zehn Prozent der Umstehenden ein. So geht wertvolle Zeit verloren, denn die Rettungskräfte treffen unter Umständen erst nach acht bis 15 Minuten ein, während das Gehirn des Betroffenen, wenn es mehr als drei Minuten ohne Sauerstoffversorgung ist, dauerhafte Schäden davonträgt. Dabei sei es ganz einfach, erklärte der Seminarleiter mit dem norddeutschen Sprachbild, dem Betroffenen zu helfen.
Bei einem Notfall haben viele Menschen Angst, etwas falsch zu machen
Die meisten, die nicht eingreifen, hätten Angst, etwas falsch zu machen – so lautete auch der Tenor der Seminarteilnehmer. Risy veranschaulichte anhand einer Puppe und mit einer guten Prise Humor, dass man gar nichts falsch machen kann. Zunächst gelte es, die leblose Person anzusprechen. Erfolge keine Reaktion, sei zu prüfen, ob derjenige noch atmet, denn oft rutsche dem Bewusstlosen die Zunge in den Rachen. Im Zweifel greife der norddeutsche Trinkspruch: „Nich’ lang schnacken, Kopp in’ Nacken“, so Risy. Auf diese Weise wird der Zungenmuskel gestreckt und der Betroffene bekommt wieder Luft.
Seitenlage verhindert, dass der Betroffene an Erbrochenem erstickt
Wer atmet, aber nicht bei Bewusstsein ist, laufe Gefahr, an Erbrochenem zu ersticken. „Man muss ihn in die Seitenlage bringen“, sagte eine Teilnehmerin und Risy war ihr dankbar, dass sie den technisch klingenden Begriff „stabile Seitenlage“ vermieden habe. Wie Risy ausführte, höre er nämlich häufig, dass Umstehende den Betroffenen nicht in die Seitenlage gebracht hätten, weil sie nicht mehr genau gewussten hätten, wie diese korrekt auszuführen ist. „Drehen sie den Patienten einfach auf die Seite und fertig“, stellte der Dozent klar. Und ganz wichtig: Den Notruf unter 112 verständigen.
Die Herzdruckmassage hält den Blutkreislauf in Gang
Wenn ein Bewusstloser trotz in den Nacken gestreckten Kopfes nicht atmet, ist die Herzdruckmassage anzuwenden. Auch diese Methode vermittelte Risy ganz pragmatisch – ohne langes Herumsuchen nach dem richtigen Druckpunkt. „Denken Sie sich einfach eine Linie zwischen den Brustwarzen und dann in der Mitte der Linie mit dem Handballen feste und schnell drücken, drücken, drücken – bis zu 120 Mal pro Minute“, sagte der Experte. Seines Erachtens braucht der Betroffene auch nicht beatmet werden. Die künstliche Beatmung nütze nämlich nichts, wenn das Herz nicht pumpt. „Halten Sie mit der Herzdruckmassage den Blutkreislauf aufrecht, bis die Rettungskräfte eintreffen“, mahnte Risy eindringlich.
Selbst wenn man sich nicht sicher sei, ob der Patient noch atme oder Puls habe, sollte mit der Herzdruckmassage begonnen werden. „Sie können das Herz damit nicht ausschalten oder durcheinanderbringen“, erläuterte der Kursleiter und appellierte an die Teilnehmer, im Notfall nicht lange zu überlegen.
Zum Abschluss erklärte der Dozent die Anwendung automatischer Defibrillatoren, die vielerorts verfügbar sind – so auch bei der TSG Fechenheim. Das Gerät erteilt dem Benutzer Anweisungen, sodass die Handhabe ganz einfach ist. Der Defibrillator ermittelt über die am Betroffenen angebrachten Elektroden dann auch eigenständig, ob ein Stromstoß überhaupt erforderlich ist, oder nicht.