Betreten des Gebiets auf eigene Gefahr Einschränkungen für Besucher des Fechenheimer Walds

Die Hundegruppe möchte den Fechenheimer Wald wie gewohnt nutzen – trotz der Naturschutzmaßnahme. Verboten ist das laut Unterer Naturschutzbehörde nicht. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Idyllische Wege schlängeln sich durch den Fechenheimer Wald. Die in der Nähe wohnenden Hundehalter und ihre Vierbeiner schätzen vor allem diese verschlungenen, ruhigen Trampelpfade. Doch wenn es nach Hessen Mobil geht, sollten genau diese Strecken künftig nicht mehr von Spaziergängern aufgesucht werden.

An vier Stellen informiert das Straßen- und Verkehrsmanagement Hessen Mobil mittels Holztafeln darüber, dass die Waldbesucher demnächst auf einen Teil des Naherholungsgebiets verzichten sollen – zugunsten des Fledermausschutzes. Das Projekt stellt eine Ausgleichsmaßnahme zum Bau des Riederwaldtunnels und des Lückenschlusses der Autobahn A66/A661 dar, denn durch das Bauprojekt wird auch der Lebensraum der seltenen Bechsteinfledermaus zerstört. „Um die Fledermausart zu erhalten, wird ein Teil des Fechenheimer Waldes aus der forstlichen Nutzung herausgenommen“, erklärt Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde.

Stefan Hausendorf fühlt sich von den Behörden übergangen

Die Bewohner in Fechenheim-Nord, die das Waldgebiet gerne für Spaziergänge nutzen, haben von der geplanten Maßnahme erst durch die am Wald aufgestellten Infotafeln erfahren. Den Betroffenen stößt das übel auf. „Mit uns hat niemand darüber gesprochen. Wir fühlen uns von den zuständigen Behörden übergangen und von unseren Volksvertretern im Stich gelassen“, kritisiert Stefan Hausendorf. Nachdem er eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der Pfade ins Leben gerufen hatte, konnte er viele Unterstützer gewinnen. Mehr als 250 Unterschriften kamen schon zusammen.

Spaziergänger sollen künftig nur die legalen Hauptwege im Fechenheimer Wald nutzen

Ähnlich wie vor einigen Jahren im Riederwald, sollen die Wegeverbindungen zum Inneren des Waldgebiets zwischen A66 und Vogelschutzwarte unterbrochen werden. Den Waldbesuchern stehen dann nur noch die außenrum verlaufenden Hauptwege zur Verfügung. Für die Hundegruppe sind diese aber keine Alternative. „Die Wege verlaufen parallel zur Schule, zur Sportanlage und zur Autobahn. An diesen Stellen ist es laut. Außerdem wird der Schwarze Weg entlang der Vogelschutzwarte auch von Radfahrern genutzt, da kommt es immer wieder zu Konflikten“, berichtet Hausendorf. Er wohnt seit 59 Jahren in Fechenheim-Nord und kennt den Wald sehr gut. Da Fechenheim-Nord wenig Attraktives biete, sei das Naherholungsgebiet besonders wichtig, weiß Hausendorf. „Wir haben gar nichts gegen Fledermaus- und Naturschutz, wir wollen nur, dass die schönen Wege weiterhin begehbar bleiben“, lautet der Wunsch der Gruppe um Hausendorf.

Im geschützten Gebiet gilt: Betreten auf eigene Gefahr

Wie Volker Rothenburger betont, würden die Wege nicht abgesperrt, vielmehr sollen in dem Waldbereich rund um den Amphibienteich keine Verkehrssicherungsmaßnahmen mehr vorgenommen werden. „Das bedeutet, die Bäume dürfen dort alt und morsch werden“, so Rothenburger. Bäume, die an für Waldbesucher legal benutzbaren Wegen stehen, müssen durch das Grünflächen- und Forstamt gepflegt werden, damit niemand beispielsweise von herabfallenden Äste verletzt werden kann. Dort, wo Pfade zurückgebaut werden und dann auch nicht mehr als solche zu erkennen sind, haften die Behörden nach dem Bundesnaturschutzgesetz nicht für sich aus der Natur ergebende Gefahren.

„Es ist keinesfalls verboten, dieses Gebiet zu betreten“, stellt Rothenburger klar. „Nur geschieht dies dann auf eigene Gefahr.“ Gekennzeichnet werden die unterbrochenen Wege durch Totholzbarrieren, die jedoch kein Hindernis darstellen, sondern lediglich Signalwirkung hätten, so Rothenburger. Schilder, die darauf hinweisen, dass ab dort das Betreten auf eigenes Risiko erfolgt, soll es laut Unterer Naturschutzbehörde nicht geben. „Wir möchten dort keine Schilderlandschaft“, erklärt Rothenburger.

Plattgetretene Ufervegetation am Amphibienteich im Fechenheimer Wald

Auch wenn es nicht verboten ist, das Waldgebiet aufzusuchen, sähe es die Untere Naturschutzbehörde gerne, wenn sich die Waldbesucher ausschließlich an die legalen Hauptwege halten würden, damit die Tiere ihre Ruhe haben. Denn gerade an dem vor drei Jahren in diesem Gebiet angelegten Amphibienteich hätten die Behörden schlechte Erfahrungen mit Spaziergängern und Hundehaltern gemacht. „Dort wurde die Ufervegetation plattgetreten, sodass die Tiere, die sich dort eigentlich ansiedeln sollten, keinen Schutz finden. Der Teich kann seine Funktion nicht erfüllen“, so das Fazit des Amtsleiters.

Ein Termin für den Rückbau der Wege im Fechenheimer Wald steht noch nicht fest.