Ausstellung mit Erinnerungsstücken an Stute Jenny im ehemaligen Stall Familienmitglied auf Hufen

In Jennys ehemaligem Stall sind Erinnerungsstücke an die weiße Araberstute ausgestellt.

Fechenheim (sh) – Die Besucher schlendern durch den ehemaligen Stall, in dem Fechenheims weiße Araberstute Jenny zu Hause war. Das heißt: Eigentlich war sie in ganz Fechenheim zu Hause, denn ihre Solo-Spaziergänge im Stadtteil, bei denen man ihr begegnete, haben sie weltberühmt gemacht. Nach ihrem Tod im März werden nun in Jennys Stall am Linneplatz Erinnerungsstücke gezeigt, die die Fechenheimer im Gedenken an das sanftmütige Tier angefertigt haben.

Zur Eröffnung besuchen zahlreiche Jenny-Fans den lang gezogenen Anbau, um die Fotos, Gemälde und Bastelwerke zu bewundern. Zur Aktion hatte die Quartiersmanagerin für Fechenheim-Süd, Leonore Vogt, aufgerufen – nicht zuletzt um Jennys Besitzer Werner und Anne Weischedel ein wenig zu trösten. „Ich habe mit viel Zulauf gerechnet“, sagt sie, als sie den Blick über die reich behängten Wände gleiten lässt. Unterstützung in der Vorbereitung der Ausstellung erhielt Vogt von der Künstlerin Asli Özdemir, die an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studiert. Sie hat die Exposition kuratiert und bei der Hängung darauf geachtet, „die Bilder miteinander sprechen zu lassen“. Schließlich sollen die Kunstwerke auch Jennys Charakter spürbar machen. Özdemir ist Jenny selbst häufig bei Spaziergängen begegnet.

Neben vielen Bildern haben vor allem Fechenheimer Kinder Selbstgebasteltes zur Ausstellung beigesteuert, wie aus Karton und Papprollen geschaffene Pferdchen mit Wollfaden-Mähnen und Glitzersteinen.

Zahlreiche Anekdoten zu Jenny hat Werner Weischedel auf Lager. So habe ihm vor rund anderthalb Jahren ein Chinese zunächst 100.000 Euro für Jenny geboten. Nachdem Weischedel abgelehnt hatte, das Pferd zu verkaufen, habe der Mann auf eine Million Euro erhöht. Mit den Worten: „Sie ist ein Familienmitglied“ machte Weischedel ihm klar, dass Jenny nicht zum Verkauf stehe.

Einer der Blickfänge der Ausstellung ist ein schneeweißes Stoffpferd mit rosa Mähne in der Größe eines Ponys. Auch dazu gibt es eine Geschichte. „Vor 15 Jahren bin ich mit Jenny einem russischen Oligarchen und seiner zwei Jahre alten Tochter begegnet“, berichtet Weischedel. Die Tochter habe von ihrem Vater mit Vehemenz ein Pferd verlangt, woraufhin dieser in Thüringen das riesige Stofftier für 3000 Euro anfertigen ließ. „Fünf Jahre später bekam sie dann ein richtiges Pferd und der Oligarch überließ mir das Stoffpferd“, erzählt Weischedel. Nachdem dieses zehn Jahre im Klavierzimmer seiner Frau Anne gestanden habe, ist es nun in die Erinnerungsstätte gezogen.

Die Ausstellung wird bis 31. Juli zu sehen sein, dann findet um 18 Uhr die Finissage mit Vorführung des Films „The Walk“ von Michael Jung statt, der Jenny zwei Jahre lang begleitet hat. Danach werden die Original-Kunstwerke wieder ihren Besitzern übergeben, sind dann aber in digitalisierter Form weiterhin im ehemaligen Stall zu sehen.

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