Die Takke Twins setzen Jesus auf die Harley Fechenheimer Jungfilmer präsentieren „Rock’n’Bible“

Kino-Premiere für „Rock’n’Bible“: Die Fechenheimer Harald (links) und Steven Takke haben für ihr Filmstudium Geschichten des Neuen Testaments in die Biker-Szene versetzt. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Jesus steckt sich eine Zigarette an. Dann schwingt er sich auf sein Motorrad. Er fährt zu Lazarus, um ihn von den Toten aufzuerwecken. Jesus als Biker? Passt das zusammen? Ja, sagen die Filmemacher Steven und Harald Takke.

Die Fechenheimer Jungfilmer präsentieren in ihrer Trilogie „Rock’n’Bible“ den Heiland und dessen Jünger in eher ungewohntem Gewand. „Jesus und seine Jünger trugen ihre Haare lang. Unsere Biker tun das auch“, sagen die beiden. Die „Takke Twins“ sind in der Biker-Szene groß geworden, fahren selbst schwere Maschinen und wissen, dass Rocker und Biker häufig kritisch beäugt werden. „So ging es auch Jesus und seinen Jüngern. Die sind nicht überall mit offenen Armen aufgenommen worden“, erklären Steven und Harald Takke, wie sie auf die Idee gekommen sind, ausgewählten Geschichten aus dem Neuen Testament die Lederkutte überzustreifen.

Im ersten Kurzfilm der Takke Twins geht es um Lazarus

Der erste Kurzfilm „Lazarus“ entstand als Auftragsarbeit im Studium an einer Frankfurter Akademie für Kommunikation und Design. Doch das Bibel-Thema hat die beiden 22-Jährigen schon vorher gereizt. „Als wir uns verstärkt eingelesen hatten, sind wir auf interessante Geschichten und Charaktere gestoßen“, sagen die Takke Twins. Am Ende drehten sie eine Trilogie: „Lazarus“, „Der Täufer“ und „Das Abendmahl“ lauten die Titel der Kurzfilme – „Das Abendmahl“ fungiert dabei als Examensarbeit der beiden Jungfilmer.

Unterstützt werden Steven und Harald Takke von ihren Eltern Heike und Thomas, die sowohl als Produzenten im Abspann stehen, als auch ihr schauspielerisches Können zeigen. „Die Filme wurden komplett mit Laiendarstellern besetzt, die meisten von ihnen sind auch im wahren Leben Biker“, erzählen die Takke Twins. Familie, Verwandte, Bekannte und Freunde ließen sich nicht lange bitten, um beim Filmprojekt dabeizusein. Gestandene Herren befolgten brav die Anweisungen der höchstens mal halb so alten Regisseure. Und sie hatten jede Menge Spaß dabei. „Sie haben mitgedacht, an ihrer Rolle gearbeitet, viel Geduld bewiesen und richtig Gas gegeben. Das hat uns sehr beeindruckt“, berichten die Filmemacher.

Kernige Charaktere aus der Biker-Szene werden in der Trilogie „Rock’n’Bible“ gezeigt

Die Takke Twins wollen authentische Charaktere zeigen. Ungeschminkt. Kernig. Echt. „Die Rollen sollten auch zu den Darstellern passen“, sagen die Zwillinge. Die Szenen seien genau durchgeplant, aber meistens hätten sich während eines Drehs Änderungen ergeben. „Es ist ein schmaler Grat, die Dinge ganz genau im Kopf zu haben und gleichzeitig offen für Neues zu sein“, sagen die Takke Twins. Die größte Herausforderung sei gewesen, alle für die zeitintensiven Dreharbeiten unter einen Hut zu bekommen.

Viele Wochen haben die Arbeiten gedauert, vom Raussuchen der Textpassagen aus dem Neuen Testament – die alle im Original belassen wurden – über das Zeichnen der Storyboards, dem Aussuchen der Drehorte bis zu Schnitt und Vertonung. Auch den Soundtrack komponierten und spielten die Zwillinge selbst ein.

Premiere auf der Großleinwand des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt

Die harte Arbeit hat sich gelohnt. Davon konnten sich alle Beteiligten im Filmmuseum überzeugen. Denn dort hatten die Filmschaffenden den Kinosaal gebucht und alle Mitstreiter zur Vorführung eingeladen. „Es ist das erste Mal, dass wir unsere Trilogie auf der Großleinwand sehen. Das ist total aufregend“, so die Takke Twins. Das Ergebnis überzeugt und zeigt insbesondere die handwerkliche Entwicklung der beiden. Vor allem „Das Abendmahl“ – die Abschlussarbeit – ist eine echte Perle. Die Geschichte um den Verrat Jesu durch Judas wird in Rückblenden erzählt. Die Jünger sind Boxer, Metzger, Schrauber und werden von ihren Arbeitsplätzen von Jesus, natürlich per Bike, zum Abendmahl abgeholt. Zuvor trifft der angeklagte Jesus auf Pilatus. Dieser ist im Film Chef einer Tabledance-Bar im Hauptbahnhof, wo die Szene auch tatsächlich gedreht wurde. Bei der Verhaftung von Jesus in der Fechenheimer Klassikstadt kommt es schließlich zum Eklat, das Ende bleibt aber offen.

Besonders spannend fanden die Takkes die Figur des Judas. „Er wird gerne als Böser dargestellt, aber wir wollen auf subtile Art darstellen, dass Judas mit dem Verrat an Jesus seine ihm zugeteilte Aufgabe erfüllen musste“, sagt Harald Takke.

Jetzt geht es für die beiden erst einmal nach Amerika – Kontakte knüpfen in Los Angeles steht auf dem Programm. Und auch eine Idee für das nächste Projekt gibt es schon: Es soll um einen aufstrebenden Nachwuchs-Gangster gehen.

Wer sich für die Arbeit der beiden Filmemacher interessiert, wird auf Facebook, Twitter und Youtube unter dem Stichwort „Takke Twins“ fündig.