Stolpersteine erinnern an Leo Gans sowie Arthur und Carl von Weinberg Gedenken am Arbeitsplatz

Drei Stolpersteine vor dem Verwaltungsgebäude der Allessa erinnern an die Gründer. Bild: Faure

Fechenheim (jf) – „Hier arbeitete Arthur von Weinberg, Jahrgang 1880, 1933 aus der Firmenleitung entlassen, Vermögen enteignet, deportiert 1942 Theresienstadt, ermordet 20.3.1943“, steht auf dem linken der drei Stolpersteine auf der Stufe vor dem Eingang ins Verwaltungsgebäude des Chemie-Unternehmens Allessa. Ähnliches findet sich auf den Gedenksteinen für Carl von Weinberg und Leo Gans.

„Um 1900 befand sich an diesem Standort unter dem Namen Leopold Cassella & Co. das weltgrößte Unternehmen zur Produktion synthetischer Farbstoffe“, sagte Allessa-Geschäftsführer Till Riehm auf der Gedenkfeier zur Enthüllung der Stolpersteine. „1870 baute Leo Gans in Fechenheim eine Fabrik zur Herstellung von Farbstoffen. Er begann mit 15 Arbeitern. 30 Jahre später waren es bereits 800 Mitarbeiter. Gegenwärtig, als Teil der Weyl Chem Group, werden im breiten Produktportfolio immer noch Pigmente für die Farbindustrie hergestellt. Leo Gans und seine Neffen, die Brüder Arthur und Carl von Weinberg, waren nicht nur erfolgreiche Geschäftsleute, sondern auch bedeutende Mäzene. Nun erinnern golden glänzende Stolpersteine an sie – und gleichzeitig auch an eine dunkle Zeit“, äußerte der Geschäftsführer. Die Nazis enthoben die jüdischen Geschäftsleute aller Ämter, beraubten sie ihres Vermögens, vertrieben und ermordeten sie. Jeder, der nun das Gebäude betritt, werde auf die Firmengründer stoßen. Riehm dankte allen, die sich für diese Steine stark gemacht haben, darunter an vorderster Stelle dem Betriebsratsvorsitzenden Thomas Schinz.

„Wir erinnern hier an drei gebürtige Frankfurter, die diese Stadt mitgestaltet haben“, sagte Oberbürgermeister Mike Josef, „die Steine sind ein Zeichen des Respekts.“ Es gibt zwar Straßen, Plätze, einen Park und eine Brücke, die nach den Unternehmern benannt wurden, aber erst jetzt Stolpersteine am ehemaligen Arbeitsplatz.

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„Leo Gans war mein Urgroßvater“, sagte Kartz von Kameke, der mit seiner Frau Marion zur Feierstunde angereist war. Aus Erzählungen seiner Mutter ergab sich trotz hoher Verdienste und Auszeichnungen das Bild eines bescheidenen Mannes, der nicht einsehen wollte, warum er zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft 1928 einen neuen Anzug kaufen sollte. „Die Familie musste viel Überzeugungskraft und diplomatisches Geschick aufwenden“, erzählte von Kameke.

Nun liegt ein Stolperstein für den Urgroßvater vor dessen ehemaliger Wirkungsstätte. „Das ist ein großer Tag für mich“, äußerte von Kameke. Seine Frau würdigte, dass Leo Gans nicht nur die Märkte, sondern das Wohl der Menschen im Blick hatte. „Er war ein junger Mann, der für seine Ideale brannte, und Mitstreiter finden musste und fand.“ Marion von Kameke dankte der Initiative Stolpersteine für ihr Engagement: „Das ist etwas ganz Großes für uns.“

Uwe Becker, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben, betonte: „Frankfurt wäre ohne das Wirken von Leo Gans und den Brüdern von Weinberg ärmer. Stadt und Land sind schuldig geworden am Verrat und an der Ermordung dieser Männer. Das Gedenken kommt spät.“

Diesen Eindruck gewann auch Stadtteilhistoriker Reiner Conrad, der über 50 Jahre bei Cassella gearbeitet hat. „Gans und die Weinbergs waren in den 60er und 70er Jahren nach hinten gerutscht. Gut, dass es nun diese Stolpersteine gibt.“

Barbara Dankert von der Initiative Stolpersteine unterstrich: „Stolpersteine auf einem Betriebsgelände sind etwas Besonderes.“ Ihr Vater habe als Ingenieur bei Cassella gearbeitet, aber die Gründerväter seien nie Thema gewesen. „Gunter Demnig ist es zu danken, dass mit den von ihm entwickelten und verlegten Stolpersteinen die Namen der Verfolgten und Ermordeten aus dem Vergessen geholt werden.“ Im Mai wurde in Nürnberg der 100.000. Stein verlegt.

Auch Gerhard Dönges vom Freundeskreis der Cassella-Pensionäre sieht es als eine Aufgabe, sich mit dafür einzusetzen, dass Menschen nicht vergessen werden.

Barbara Dankert von der Initiative Stolpersteine unterstrich: „Stolpersteine auf einem Betriebsgelände sind etwas Besonderes.“ Ihr Vater habe als Ingenieur bei Cassella gearbeitet, aber die Gründerväter seien nie Thema gewesen. „Gunter Demnig ist es zu danken, dass mit den von ihm entwickelten und verlegten Stolpersteinen die Namen der Verfolgten und Ermordeten aus dem Vergessen geholt werden.“ Im Mai wurde in Nürnberg der 100 000 Stein verlegt.

Auch Gerhard Dönges vom Freundeskreis der Cassella-Pensionäre sieht es als eine Aufgabe, sich mit dafür einzusetzen, dass Menschen nicht vergessen werden.