Windrosen an der Decke und Trinkbrunnen im Hof Geschichtsverein erhält Dokument zur Schillerschule

Hermann Altpaß vom Heimat- und Geschichtsverein Fechenheim präsentiert stolz den Fund, den Mitglied Harry Kollatz aufgespürt hat: Auszüge aus der Deutschen Bauzeitung mit Details zur im Krieg zerstörten Schillerschule. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Der Heimat- und Geschichtsverein Fechenheim ist stolz auf seinen neuesten Fund: Mitglied Harry Kollatz ersteigerte im Internet Auszüge aus der Deutschen Bauzeitung, Berlin, aus dem Jahr 1909. Darin wird detailliert der Bau der Fechenheimer Schillerschule beschrieben, die 1909 eingeweiht und 1945 durch einen Bombenangriff zerstört wurde.

„Wir freuen uns, dass wir mit diesem Originaldokument so ausführliche Informationen zur Schillerschule in den Händen halten“, sagt Hermann Altpaß, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins. Die Schillerschule befand sich an der Bodenseestraße, gegenüber des Schwimmbads, dort wo heute ein großer Spielplatz ist. „Aus den Unterlagen geht hervor, wie fortschrittlich die Schule für ihre Zeit war“, freut sich Altpaß.

Die Schillerschule war eine evangelische Volksschule für Mädchen und Jungen

Die Einrichtung diente als evangelische Volksschule für Mädchen und Jungen, eine Trennung der Schüler nach dem Geschlecht war nicht vorgesehen, wie aus dem Dokument hervorgeht. „Die Klassen sind für 60, 50 und 40 Schüler bestimmt, sodass die Anstalt in 20 Klassen insgesamt 1050 Kinder aufnehmen kann“, heißt es in der Deutschen Bauzeitung. Zur Größe des Hofs schrieb das Fachblatt: „Der 2290 Quadratmeter große Spielhof ergibt für den Schüler 2,16 Quadratmeter.“ Auch ein Rektor-Wohnhaus gehörte zu dem Gebäudekomplex. Die Schule verfügte über eine Turn- und eine Festhalle. „Das war damals außergewöhnlich“, berichtet Altpaß. Wie aus der Bauzeitung weiter hervorgeht, befand sich im Keller eine Schulbadeanlage sowie eine Schulküche für den hauswirtschaftlichen Unterricht für Mädchen.

Bemerkenswerte Ausstattung der Klassenzimmer begeistert Herman Altpaß

„Interessant ist auch die Ausstattung der Klassenzimmer“, sagt Altpaß. So hat es laut Bauzeitung an den Zimmerdecken eine Windrose zur Orientierung gegeben sowie „an der einen Längswand ein Quadratmeter, teilweise in Quadratdezimeter geteilt, zur Erziehung der Kinder zum Augenmaß“. Auch Künstler-Steinzeichnungen habe es an den Wänden der Gänge und Klassenzimmer gegeben sowie Trinkbrunnen auf den einzelnen Etagen und im Hof. Als Schmuckrelief für den Eingangsbereich hatte der Frankfurter Architekt Franz Thyriot einen heimkehrenden Erntewagen gewählt. „Dieses Motiv soll einerseits Bezug nehmen auf die in Fechenheim in großem Umfang betriebene Landwirtschaft, andererseits ein Sinnbild der geistigen Ernte sein, welche die Anstalt den Kindern vermittelt (...)“, heißt es in der Bauzeitung.

Mit dem Bau der Schule wurden heimische Gewerbebetriebe unterstützt

Die reinen Baukosten hätten sich auf 327.500 Mark belaufen. Alle Arbeiten, so führt die Zeitung aus, seien „in engerem Kreis“ ausgeführt worden, „um das heimische Baugewerbe, das gerade in den letzten Jahren schwer zu kämpfen hatte, zu unterstützen.“ Hermann Altpaß ist über das zeitgeschichtliche Dokument sehr glücklich. „Es ist für uns wichtig, diese Daten bekommen zu haben, denn es gibt von der Schule selbst keine Unterlagen mehr“, sagt der Vorsitzende.

Name wechselt von Schillerschule zu Freiligrathschule

Mit der Eingemeindung Fechenheims nach Frankfurt im Jahr 1928 musste die Schillerschule ihren Namen aufgeben, denn es gab in Frankfurt bereits eine Einrichtung mit diesem Namen. Ab diesem Zeitpunkt hieß sie dann Freiligrathschule. 1945 fiel die Schule einem Bombenangriff zum Opfer. „Obwohl ein Rotes Kreuz auf das Dach gemalt war, weil in der Schule auch Verwundete untergebracht waren, wurden Bomben darauf abgeworfen“, berichtet Altpaß. Es habe an diesem Tag ein Schneegestöber gegeben, sodass das Zeichen des Roten Kreuzes vom Piloten möglicherweise nicht gesehen wurde.

Von einem Zeitzeugen erfuhr Altpaß, dass dieser den Bombenangriff im Keller der Schule nur überlebt hatte, weil es einen Verbindungsgang zwischen Heizungsraum und Badeanlage gegeben hat. „Über diesen ist er in die Freiheit gelangt. Hätte es den Gang nicht gegeben, wäre er verschüttet gewesen“, sagt Altpaß.

Wer sich für die Geschichte der Schulen in Fechenheim oder generell für die Historie des Stadtteils interessiert, kann bei Herman Altpaß von ihm verfasste Bücher zu diesen Themen erwerben. Die Buchhandlung Bücher vor Ort in der Martin-Böff-Gasse hat ebenfalls Literatur von Hermann Altpaß vorrätig. Über die Internetseite www.heimat-und-geschichtsverein-fechenheim.de sowie per E-Mail an hermann-altpass[at]t-online[dot]de können Interessierte Kontakt zum Verein herstellen.