„Es können schon mal Gläser im Schrank klappern“ Hessen Mobil informiert über Riederwaldtunnel

Andrea Schilling (mit Mikro) und (links daneben) Dr. Hönig von Hessen Mobil geben Auskünfte zum Tunnelbau. Foto: eis

Riederwald (eis) – Zu einer Informationsveranstaltung über vorbereitende Baumaßnahmen zum Riederwaldtunnel hatte die Straßenbaubehörde Hessen Mobil Anwohner und Interessierte in die Heilig-Geist-Gemeinde im Riederwald eingeladen. Gut 100 Bürger und Anwohner waren der Einladung gefolgt.

Zehn Vertreter von Hessen Mobil erläuterten in kurzen Vorträgen, welche Baumaßnahmen geplant sind und vor allem, mit welchen Maßnahmen die Beeinträchtigungen für die Anwohner im Rahmen gehalten werden sollen. Konkret geht es bei den Anfang April beginnenden Arbeiten darum, „Platz“ für den erst später erfolgenden eigentlichen Tunnelbau zu schaffen, wie Andrea Schilling von Hessen Mobil erläuterte. Kabel und Leitungen in dem Bereich, in dem später der Tunnel entstehen soll, müssen verlegt werden. Dazu werden ab April zwei Leitungsbrücken am Gleisdreieck und der Borsigallee errichtet, welche die Tunneltrasse überqueren, aber selbst im Erdreich liegen und daher nicht zu sehen sein werden. Eine dritte Leitungsbrücke soll ab Frühjahr 2019 an der Lahmeyerstraße entstehen.

Auch die Stadtentwässerung muss ihre Abwasserleitungen neu ordnen, so Schilling. Dazu entstehen nördlich und südlich der geplanten Tunneltrasse Sammler. Die Zufahrt zu den Baustellen soll über die A661 und die Wächtersbacher Straße erfolgen. Mit Verkehrsbehinderungen rechnet Hessen Mobil daher nicht.

Lärmschutzwände sollen auch die Pestalozzischule schützen

Bauleiter Eckhard Kotte erläuterte, dass zuerst acht Meter hohe Lärmschutzwände errichtet werden, danach entstehe eine Bohrpfahlwand zur Abstützung, bevor Spundwände um die Baugrube eingebracht werden. Die Lärmschutzwände sollen auch die Pestalozzischule schützen. Sie sollen aber nicht um die Schule herum, sondern dicht an der Baugrube gebaut werden. Die Baumaschinen werden im Zeitraum von sieben bis 20 Uhr maximal acht Stunden laufen. An Sonntagen fänden keine Arbeiten statt, auch samstags in der Regel nicht, erklärte Hessen Mobil.

Belastungen für Anwohner sollen sich laut Hessen Mobil in Grenzen halten

Durch den Einsatz emissionsarmer Bauverfahren und moderner Baugeräte sowie der Schutzwände sollen die Belastungen für die Anwohner reduziert werden. Durch Messungen soll zudem die Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte überprüft werden. Alexander Pilz, Regionalleiter Rhein-Main von Hessen Mobil, versprach, dass sich die Belastungen für die Anwohner in Grenzen halten werden.

Martin Forst, Sachverständiger für Erschütterungsmessungen, erläuterte, dass in mehreren Gebäuden Messgeräte aufgestellt werden, die online eine kontinuierliche Überwachung der Erschütterungen ermöglichen. Allerdings lägen auch Erschütterungen im zulässigen Wertebereich „deutlich über der Wahrnehmungsschwelle. Es können also schon mal die Gläser im Schrank klappern“, so Forst. Andrea Schilling ergänzte, dass Erschütterungen in erster Linie durch das Einvibrieren der Spundwände zu erwarten seien, das etwa zwei Wochen dauern wird.

Lärmmessungen gestalten sich laut Kai Pies schwierig

Die Lärmmessung gestaltet sich etwas schwieriger, wie der Sachverständige Kai Pies erläuterte. Dazu müsse einen ganzen Tag gemessen und dann ein Mittelwert bestimmt sowie Straßen- und Fluglärm herausgerechnet werden. Die Auswertung dauere mindestens einen Tag. Daher seien Messungen zunächst nur an Stichtagen geplant, und zwar immer dann, wenn neue Arbeitsmaßnahmen anstehen. Schallmessungen werden an vier Messpunkten vorgenommen, darunter auch die Pestalozzischule.

Anwohner wünschen sich einen Ansprechpartner

Die Anwohner wollten vor allem wissen, ob es einen Ansprechpartner geben wird, an den sie sich wenden können. Die zunächst etwas unbestimmte Antwort von Hessen Mobil wurde mit Unmut aufgenommen. Erst auf Nachfrage hieß es, dass vor erschütterungsträchtigen Maßnahmen alle Anwohner informiert und auch ein Ansprechpartner genannt werden soll, an den sie sich wenden können. Der Quartiersmanager für den Riederwald Sebastian Wolff kritisierte, dass die bisherige Informationspolitik von Hessen Mobil als unzureichend empfunden werde und fragte, weshalb nicht mit den Riederwäldern ein gemeinsames Informationssystem erarbeitet werde. „Das werden wir gerne aufgreifen“, kündigte Alexander Pilz an.

Dietmar Hönig, bei Hessen Mobil für das Planungsrecht zuständig, zeigte sich überzeugt, dass bei den Baumaßnahmen keine Werte überschritten werden. „Dafür wurde ja eine Prognose erstellt.“ Demnach trete bei einer acht Meter hohen Schutzwand eine Überschreitung gar nicht erst auf.

Aktionsbündnis wirbt für Klagen gegen den Autobahnbau

Friedhelm Ardelt-Theeck, vom Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn (AUA), der mittels Flyern um Spenden für weitere Klagen gegen den Autobahnbau warb, kritisierte, dass die Baumaßnahme so eigentlich gar nicht stattfinden dürfe. „Es steht noch gar nicht fest, ob und wann der Tunnel denn tatsächlich kommt“, so Ardelt-Theeck. Dass die Öffentlichkeit nicht in das Planänderungsverfahren einbezogen worden sei, nannte der Vertreter des Aktionsbündnisses „eine Schande“ und erhielt dafür Applaus der Zuhörer. Hönig entgegnete, dass keine weitergehende Beeinträchtigung der Anwohner durch die Änderung zu erwarten sei, daher sei keine Beteiligung der Öffentlichkeit notwendig gewesen. Für den Bau der Leitungsbrücken würden die Richtwerte eingehalten, so Hönig. Für den Bau des Tunnels selbst sei dies nicht gewährleistet, weshalb sich die Behörde dann schon auf Entschädigungszahlungen einstelle.