Antagon Theater setzt Umbrüche von 1968 kreativ in Szene Vom Objekt zum Subjekt

Das Antagon-Ensemble ist für seine atemberaubenden Performances bekannt.

Fechenheim (jf) – Der geräumige Hof hinter der Halle des Antagon Theaters an der Orber Straße ist für „Traum einer Sache“ vorbereitet. Noch ist ein großer Würfel mit schwarzen Tüchern verhangen, meterhohe Aufbauten mit weißen Mauern davor irritieren zunächst. „Das Stück beschäftigt sich mit einer Zeit, in der Menschen mehr zusammenrückten. 2018 brachten wir die erste Version auf die Straße, nun haben wir uns erneut drei Wochen mit ‚Traum einer Sache’ auseinandergesetzt. Uns interessiert, was 1968 anfing; die Hoffnung auf Veränderung, als Menschen nicht mehr nur Objekte waren, sondern zu Subjekten wurden“, führt Antagon Gründer Bernhard Bub in die Open-Air-Aufführung ein.

Dann erscheinen Bilder der Zeitgeschichte auf dem Würfel, berühmte Personen wie Che Guevara, Martin Luther King, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Malcolm X sind zu erkennen.

Das Tuch wird entfernt, ein Würfel aus kunstvoll miteinander verbundenen Bambusstangen kommt zum Vorschein und wird vom Ensemble über den Hof bewegt. Wild tanzen die Männer und Frauen, musikalisch von der Liveband und von Lautmalereien begleitet.

Dann kommen Papierbahnen ins Spiel, es wird heftig diskutiert, gelesen, geschrien. „No justice, no peace“, lautet ein Slogan. Die weiße Würfelmauer wird niedergerissen, später zu einem Turm aufgebaut. Wie viele Menschen müssen ihr Leben in Gefängnissen verbringen? Wie viele sterben im Knast, werden ermordet?

1967 wird Che Guevara gefangen genommen und erschossen. Seine Idee, die Indios in Bolivien zum Kampf zu bewegen, scheiterte. „Wir müssen stark werden, ohne je unsere Zärtlichkeit zu verlieren. Seid vor allem immer fähig, jede Ungerechtigkeit gegen jeden Menschen an jedem Ort der Welt im Innersten zu fühlen. Das ist die Eigenschaft eines Revolutionärs. Um etwas zu tun, muss man es sehr lieben. Um etwas sehr zu lieben, muss man bis zur Verrücktheit daran glauben – seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.“ Che Guevaras Worte. Der Arzt und Revolutionär wurde nur 39 und zum Märtyrer. Sein Mörder ist dieses Jahr im Alter von 79 gestorben.

Erneut wird aus dem Turm eine Mauer, aber sie ist überwindbar, bekommt Lücken, wird schließlich zur Begrenzung einer Manege. „Allein machen sie dich ein“ von Ton Steine Scherben erklingt. Das Lied gehört zu den Wünschen und Manifesten, die anklingen, während weiter getanzt, geschossen, gestorben und auferstanden wird.

Am Schluss des Stücks gibt es eine faszinierende Feuershow, die den Nachthimmel immer wieder funkeln lässt und die Zuschauer in Staunen versetzt.

Dem Ensemble wird mit Standing Ovations für die mitreißende, kraftvolle, engagierte Aufführung gedankt.

„Traum einer Sache“ ist auf der Sommerwerft, die vom 22. Juli bis zum 7. August auf dem Gelände an der Weseler Werft stattfindet, zu sehen.