Ruderin aus Fechenheim erhält Rettungsmedaille des Landes Hessen Ohne zu zögern geholfen

Rettungsmedaille für die Ruderinnen: Der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Michael Eiblmaier, Offenbachs OB Felix Schwenke, Katrin Thoma, Leonie Pieper und Polizeipräsident Eberhard Möller beim Festakt. F.: Stadt Offenbach / georg-foto, offenbach/p

Fechenheim (sh) – Es war ein kalter Februartag im Jahr 2019, als sich die Fechenheimerin Katrin Thoma und ihre Ruder-Kollegin Leonie Pieper aus Düsseldorf in ihrem Doppelzweier für das Training zur nationalen Teambildung auf den Main begaben. Da die Physikstudentin Thoma an die Uni musste, waren die beiden Frauen an diesem Morgen die ersten auf dem Wasser. „Wir merkten gleich, dass etwas nicht stimmte, weil ein großes Polizeiaufgebot auf der Carl-Ulrich-Brücke zu sehen war“, resümiert Thoma. Die Polizei wartete auf Rettungsboote, denn in den Fluten trieb eine leblose Person. Thoma und Pieper zögerten keine Sekunde und retteten den Mann. Dafür wurden die Ruderinnen kürzlich mit der Rettungsmedaille des Landes Hessen ausgezeichnet.

Thoma blickt noch einmal zurück und berichtet, wie sie versuchte, den nahezu bewusstlosen und unterkühlten Mann am Arm zu greifen. „Ich stellte schnell fest, dass das nicht reicht und ich beide Arme brauchte, um ihn unter den Achseln packen und ein Stück hochzuziehen“, sagt sie. Pieper hielt währenddessen das schmale Sportboot stabil und ruderte ans Ufer, während Thoma den Mann festhielt. „Wäre ich alleine in einem Einer unterwegs gewesen, hätte ich es nicht geschafft“, berichtet die 28-Jährige. Gedanken darüber, was passieren könnte, wenn der Mann in Panik um sich schlagen würde, seien ihr zwar schon durch den Kopf geschossen, doch die Sorge galt weniger ihr selbst, als der hilflosen Person. „Wir sind darin geschult, uns im Falle eines Kenterns richtig zu verhalten“, sagt Thoma, die selbst schon eine Kenterung erlebt hat. Trotz Schulung schnelle in einer solchen Situation der Adrenalinspiegel hoch. Allein schon, weil die Füße im Ruderboot fixiert seien und der erste Griff an die Kentersicherung gehen müsse, um die Füße zu befreien. Doch glücklicherweise ging bei der Rettungsaktion alles gut, der Mann im Wasser ließ sich mitziehen. „Ich würde jederzeit wieder so handeln und helfen“, sagt Thoma. Es sei „krass gewesen“, den Mann im Wasser zu sehen – in unmittelbarer Lebensgefahr, beschreibt sie den Moment. Als bei der Verleihung der Rettungsmedaille in Offenbach (die Rettung fand auf der Offenbacher Flussseite statt) der dortige Oberbürgermeister Felix Schwenke eine Statistik verlas, aus der hervorging, dass viele Menschen in Notsituationen keine Hilfe leisten, konnten Thoma und Pieper dies kaum glauben. Für die beiden Frauen war der Rettungseinsatz eine Selbstverständlichkeit.

Dennoch ist die Freude über die Ehrung groß. „Diese Medaille ist etwas ganz Besonderes und steht in meiner Vitrine“, sagt die Fechenheimerin, die bereits zahlreiche sportliche Auszeichnungen ihr eigen nennen darf – darunter den Weltmeistertitel 2015 im Leichtgewichtsdoppelvierer. Thoma und Pieper hoffen, durch ihren Einsatz möglicherweise jene, die bisher nicht bereit waren, Mitmenschen in Not zu helfen, zum Umdenken bewegt zu haben.