Eine Magistratsvorlage mit zu vielen Fragezeichen Ortsbeirat diskutiert über interkommunales Gewerbegebiet

Mit einem interkommunalen Gewerbegebiet versucht die Stadt Frankfurt, der Metzgerei Brandenburg einen geeigneten Standort zu schaffen. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Das geplante interkommunale Gewerbegebiet von Frankfurt und Maintal sorgte bei der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats elf für Diskussionsstoff. Die Grünen bezeichneten die dazugehörige Magistratsvorlage als nicht schlüssig und warnten vor vorschnellen Entscheidungen.

Wie bereits berichtet, soll ein Bebauungsplan für neue Gewerbeflächen südlich des Wilhelmsbader Wegs an der Gemarkungsgrenze zur Stadt Maintal aufgestellt werden. Mit der Stadt Maintal soll dann ein zusammenhängendes, insgesamt etwa 22 Hektar großes Gebiet für die Neuansiedlung von produzierenden Gewerbebetrieben mit einem hohen Flächenbedarf geschaffen werden.

Metzgerei W. Brandenburg könnte in neues Gewerbegebiet umziehen

Dorthin könnte die zur Rewe-Group gehörende Großmetzgerei W. Brandenburg ziehen, die der zeit an der Wächtersbacher Straße in Fechenheim ihren Sitz hat. Das Unternehmen ist bereits seit mehr als einem Jahr auf der Suche nach einem 15 Hektar großen Grundstück, um dort eine neue, moderne Produktionsstätte zu errichten. Bei der Stadt Frankfurt hofft man, mit der Schaffung des interkommunalen Gewerbegebiets, dem Metzgereibetrieb eine geeignete Fläche bieten zu können.

Den Grünen im Ortsbeirat fehlte in der Vorlage ein schlüssiges Konzept bezüglich Verkehrsführung, Infrastruktur, Kostenentwicklung für die Stadt Frankfurt sowie Schutz vor Schadstoffen für die Anwohner. Thomas Dorn führte gleich eine ganze Reihe von Kritikpunkten an. So befürchtete er, das Klima in Fechenheim könne unter der Versiegelung leiden. „In Fechenheim-Nord gibt es freie Gewerbeflächen, aber es soll dort ein neues Gewerbegebiet entstehen, wo viele Grünflächen sind“, monierte Dorn. Thema waren bei ihm auch die zu schützenden Zauneidechsen. „Diese wurden in einem Millionenprojekt vom Neubaugebiet Leuchte in Bergen-Enkheim auf das Areal nahe der Baumschule gebracht. Entsteht dort ein Gewerbegebiet, müssen die Tiere schon wieder umgesiedelt werden“, sagte Dorn.

Grüne finden Anbindung an den ÖPNV zum geplanten Gelände nicht ausreichend

Darüber hinaus bemängelte der Grünen-Politiker die Anbindung des Geländes an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), die mit nur einer Busanbindung der Linie 560 nicht ausreichend sei. Bedenken zeigte er auch im Hinblick auf die zusätzliche Verkehrsbelastung auf den Straßen des Frankfurter Ostens durch das neue Gewerbegebiet. „Solche Aspekte werden in dem Aufstellungsbeschluss gar nicht beleuchtet“, kritisierte er. Auch würden in der Magistratsvorlage keine Ausgleichsflächen für die Eingriffe in der Natur genannt. „Es gibt zu viele Fragezeichen, die Vorlage ist handwerklich schlecht gemacht“, lautete Dorns Fazit.

Die Linke fordert einvernehmliche Lösung mit Bauwagen-Bewohnern

Stefan Klee (Die Linke) betonte, dass ihm der Erhalt der Arbeitsplätze im Fleischwerk zwar wichtig sei, doch auch die Bewohner des auf dem Gelände befindlichen Bauwagen-Platzes müssten bedacht werden. „Wenn die Stadt alternative Wohnformen fördern will, muss dort eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Der Magistrat hat noch keine Gespräche mit den Bauwagen-Bewohnern geführt“, beanstandete Klee. Der Beschluss dürfe nicht „übers Knie gebrochen und noch vor der Sommerpause durchgepeitscht werden“, mahnte das Ortsbeiratsmitglied und schloss sich Thomas Dorns Vorschlag an, dass zunächst nach alternativen Gewerbegebieten geschaut werde.

Sandra Neubauer (Grüne) gab zu bedenken, dass sich das Unternehmen bezüglich der Standortsuche noch nicht entschieden habe und immer noch abspringen könnte. Das Gremium stimmte schließlich über einen Antrag der Grünen ab, in dem für das interkommunale Gewerbegebiet ein nachhaltiges Konzept seitens des Magistrats gefordert wird, das die Themen Verkehr, Infrastruktur, Immissionsschutz, Klima und Bewohner des Bauwagenplatzes behandelt. Während die BFF gegen den Antrag stimmte und sich die CDU enthielt, votierten die restlichen Fraktionen dafür. Zudem bittet der Ortsbeirat die Stadtverordnetenversammlung, die Magistratsvorlage zum interkommunalen Gewerbegebiet so lange zurückzustellen, bis das geforderte Konzept vorliegt.