Von Muckefuck bis Schmiere stehen Philharmonie Fechenheim präsentiert Rainer Weisbecker

Hat den „Äbbelwoi-Blues“ und ganz viel Ahnung vom Frankfurter Dialekt: Rainer Weisbecker trat zu Ehren der Philharmonie Fechenheim im Mainbörnchen auf. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Mit einem „Frankforder Sing- un Babbelabend“ begeisterte der Mundartdichter und Liedermacher Rainer Weisbecker das Fechenheimer Publikum. Der Amateurtheaterverein Philharmonie Fechenheim hatte den Künstler ins Mainbörnchen eingeladen, denn die „Philis“ feiern ihr 100-jähriges Bestehen und waren am vergangenen Wochenende Ausrichter des Landesverbandstags hessischer Amateurtheater.

Rainer Weisbecker lebt, liebt und pflegt das Frankforderische („Wenn jemand mei Muttersprach beleidigt, werd’ ich ääbsch“) und gibt sein Wissen um die sprachlichen regionalen Besonderheiten gerne an sein Publikum weiter. Die Besucher erwiesen sich als ausgesprochen versiert, was den hessischen Zungenschlag angeht und Weisbecker machte der Abend – trotz leichten Schnupfens – sichtlich Spaß.

Rainer Weisbecker hat den „Äbbelwoi Blues“ 

Der in Niederrad aufgewachsene Künstler, der auch schon in der Frankfurt City Blues Band gespielt hat, begleitete sich bei seinen Kompositionen wie „Äbbelwoi Blues“, „Ich zieh in de Baumarkt“ oder „Babbische Finger“ an der Gitarre – später holte er noch die Mundharmonika dazu und als es um das Thema „Schwarzbrennen“ ging, bewies der Frankfurter Bub, dass er auch das Spiel an der Konzertina bestens beherrscht.

Viele Ausdrücke im Frankforderischen stammen aus dem Jiddischen

Weisbecker ließ die Besucher der Veranstaltung wissen, dass viele Ausdrücke im Frankforderischen ihren Ursprung im Jiddischen haben. Insbesondere beim Lesen der Gedichte von Friedrich Stoltze, lasse sich erkennen, dass jiddische Ausdrücke in Frankfurt gang und gäbe waren. Zum Beispiel „aachele“ für „essen“, „meschugge“ für „verrückt“ oder „Schmier“ für „Polizei“ (dieses Wort bedeute im Jiddischen „Wache“ und auch die Redewendung „Schmiere stehen“ leite sich davon ab, wie Weisbecker erklärte.)

Auch französische Wörter sind im Frankfurter Dialekt zu finden

Ebenso tauchten im Frankforderischen viele aus dem Französischen stammenden Wörter auf. Dies zeige sich schon beim Besichtigen eines Hauses: „Parterre, Souterrain, Beletage, Mansarde, Belvedersche – un vis-à-vis wohnt ‘n Simpel“, zählte Weisbecker auf. Im Haus ging es französisch weiter mit der Lamperie, der Chaiselongue und der Jalousie. Auch die Bezeichnungen „Muckefuck“ und „todschick“ sind der französischen Sprache entlehnt. Der Malzkaffee heißt dort „Mocca faux“ und „todschick“ liegt „tout chic“ zugrunde. In Stadtteilen, die in der Nähe des Mains liegen – wie Fechenheim – sei „Maa-Französisch“ gesprochen worden und jeder, der weiter weg vom Fluss wohnte, sprach „Trottoir-Französisch“, klärte der Künstler auf.

Treffsichere Pointen bringen das Publikum zum Lachen

Neben Liedern und Wissenswertem über den heimischen Dialekt trug Weisbecker außerdem Mundart-Gedichte vor, deren treffsichere Pointen für reichlich Lachmuskelkater sorgten. Weisbecker freute sich, im „Luftkurort Bad Fechenheim“ auftreten zu dürfen und der Anlass, das 100-jährige Bestehen der Philharmonie Fechenheim, ließ ihn ehrfürchtig werden: „100 Jahr, des is schon ebbes. Des kann net jeder von sich sagen, so lang durchgehalten zu habbe – schon gar net in de Kultur.“

Mit den Frankfurter Klassikern „Die Fraa Rauscher aus de Klappergass“ und dem „Alte Grießbrei“ sowie der Nationalhymne von Niederrad „De Rattegickel aus de Unnergass“ verabschiedete sich der Künstler von seinem bestens gelaunten Publikum. Mehr zu Rainer Weisbecker unter www.mundartprojekte.de.

Fechenheimer Theatertage stehen am kommenden Wochenende an

Die Philharmonie Fechenheim freut sich nun auf die Fechenheimer Theatertage, die von kommendem Freitag bis Sonntag im Mainbörnchen auf die Bühne gebracht werden. Gezeigt wird die Komödie „Lieber Orangenhaut als gar kein Problem“. Für die Vorstellung am Sonntag, 25. März, um 17 Uhr gibt es noch Karten zu zwölf Euro, ermäßigt neun Euro, in der Buchhandlung Bücher vor Ort, Martin-Böff-Gasse 2, und Kiosk Presse Mirza (vormals Döbert), Alt-Fechenheim 79. Näheres unter www.philharmonie-fechenheim.de.