Vereinsamung verhindern „Pontifeen“ sollen älteren Menschen Starthilfe geben

Kerstin Zahrt (links) und Naoual Alyarrudi wollen „Pontifeen“ schulen, die dann ehrenamtlich älteren, schüchternen Menschen Starthilfe beim Besuch der Gruppen des Begegnungszentrums geben. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Gute Feen erfüllen nicht nur Wünsche, in Fechenheim wollen sie auch Brücken bauen. Die „Pontifeen“ sollen künftig all jenen Fechenheimern der Generation 60plus Starthilfe geben, die sich nicht trauen, neue Menschen kennenzulernen.

Seit mehr als acht Jahren leitet Naoual Alyarrudi das Begegnungs- und Servicezentrum (BGZ) des Frankfurter Verbands in Fechenheim. Dabei habe sie die Erfahrung gemacht, dass sich viele ältere Menschen vom Leben in die Isolation zurückziehen. Zwar seien sie mit der Situation unglücklich, aber um auf andere zuzugehen und sich einer Gruppe anzuschließen, fehle ihnen der Mut. Naoual Alyarrudi möchte nun mit Hilfe von ehrenamtlichen „Pontifeen“ älteren Mitbürgern aus der Einsamkeit helfen, beziehungsweise verhindern, dass sie vereinsamen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung stellte Naoual Alyarrudi zusammen mit Kerstin Zahrt, freiberufliche Trainerin und Coach mit Schwerpunkt Kommunikation, das neue Projekt, das von der Polytechnischen Gesellschaft unterstützt wird, vor.

Interessierte treffen sich im Begegnungszentrum

Ein kleiner Kreis interessierter Mitbürger hatte sich im BGZ eingefunden. Die Beweggründe, älteren Mitbürgern zu helfen, waren unterschiedlich. Einige wollten gerne ein Ehrenamt ausüben, zwei Teilnehmer waren im Nachbarschaftsverein „Adsum“ tätig, der sich jedoch aufgrund von Nachwuchsmangel auflösen musste. Dort sammelten sie bereits wertvolle Erfahrungen in der Unterstützung von Senioren – sei es, dass sie für sie Einkäufe erledigten oder sie zum Arzt begleiteten.

Die Zielsetzung des Projekts „Pontifeen“ sieht etwas anders aus: In Begleitung einer „Pontifee“ sollen einsame Menschen an die Angebote des Begegnungs- und Servicezentrums wie Handarbeitskreis, Gedächtnistraining, Stadtteilfrühstück oder Singkreis herangeführt werden. Die „Pontifee“ findet in Gesprächen heraus, wo die Interessensgebiete der entsprechenden Einzelperson liegen und begleitet sie ins Begegnungszentrum. Dort gibt sie dann Starthilfe bei den ersten Treffen mit der Gruppe – sie baut sozusagen eine Brücke zwischen dem einsamen Menschen und der Gruppe. „Nur Angebote machen, reicht nicht aus, um Isolation zu verhindern“, so Alyarrudi. Wenn die Leiterin des BGZ zurückblickt, hätten sich im Lauf der Jahre die Gruppen, welche die unterschiedlichen Angebote wahrnehmen, gefestigt. Dies sei zwar ein großer Erfolg, aber: „Auf neue Einzelbesucher kann eine solche Gruppe wie eine geschlossene Einheit wirken.“

„Pontifeen“ erleichtern den Einstieg in die Gruppe

Doch neue Besucher sind ausdrücklich gewünscht. „Wir möchten nicht, dass die Gruppen stagnieren“, führt Alyarrudi aus. Häufig würden ihrer Erfahrung nach Missverständnisse den Einstieg eines neuen Besuchers in die Gruppe erschweren oder gar verhindern. Die „Pontifeen“ könnten da für Klarheit sorgen und Missverständnisse auflösen.

Um die einsamen Menschen aufzuspüren, seien beispielsweise so genannte Multiplikatoren im Stadtteil gefragt, wie Ärzte, Mitarbeiter von sozialen Diensten und Pflegediensten, Sozialbezirksvorsteher oder auch die Besucher des BGZ selbst. Langfristig sollen dann aus den neu geknüpften Kontakten weitere Aktivitäten entstehen. „Das Ziel ist eine lebendige Nachbarschaft“, so Alyarrudi. Bevor das Projekt startet, werden die „Pontifeen“ von Kerstin Zahrt geschult. Die Startveranstaltung findet am Donnerstag, 2. März, im Begegnungszentrum, Alt-Fechenheim 89, statt. Von März bis Mai finden Schulungen zu den Themen „Leitfaden“, „Einsamkeit“, „Kommunikation“ und „Frankfurter Verband“ statt. „Wir sind Pioniere für dieses Projekt und werden daher einen Leitfaden erstellen, in dem wir unsere Erfahrungen festhalten“, erklärt Zahrt. Die Schulungen sind kostenlos. Wer als „Pontifee“ tätig werden möchte, sollte in Fechenheim leben, da es sich um ein Nachbarschaftsprojekt handelt. Bei Interesse steht Naoual Alyarrudi unter Telefon 069 97694692 oder per E-Mail an bgz.fechenheim[at]frankfurter-verband[dot]eu für Fragen und Anmeldungen zur Verfügung.