Wo die Kinder im Bilde sind Tagesmutter in Fechenheim arbeitet mit „Marte Meo“

Tagesmutter Rachida El Faida mit zweien ihrer „Spielmäuse“ Philipp und Noah. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Bei den „Spielmäusen“ von Rachida El Faida gibt es nicht nur Spielzeug und einen tollen Garten. Die 28 Jahre alte Tagesmutter hält den Alltag auch auf Video fest. Dies ist Bestandteil der Erziehungsmethode „Marte Meo“.

Maria Edwards vom Fachdienst Kindertagespflege (Träger: Internationales Familienzentrum (IFZ)) berät und begleitet die Tagesmütter, die dem IFZ angeschlossen sind und dort eine 173 Unterrichtseinheiten umfassende Qualifizierung absolviert haben. Maria Edwards ist ausgebildet in „Marte Meo“ und bietet diese Form der Erziehungsberatung an. Bei „Marte Meo“ (lateinisch für „aus eigener Kraft“) werden alltägliche Situationen gefilmt – zum Beispiel die Interaktion zwischen Tagesmutter und Kind beim Spielen. Maria Edwards sichtet das Filmmaterial und schneidet Sequenzen zusammen, die sie dann gemeinsam mit der Tagesmutter anschaut und bespricht. „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, erklärt Edwards. Die Aufnahmen werden natürlich in Absprache und nach Zustimmung der Eltern gemacht. Den Eltern wird zudem empfohlen, beim Anschauen des Films dabei zu sein.

„Marte Meo“ gewinnt in Deutschland immer mehr Anhänger

Häufig gehe es bei der Interaktion mit Kindern darum, den Kontakt mit einem freundlichen, positiven Gesichtsausdruck herzustellen. So fühlen sich die Kinder wohl und sicher. Per Videoaufnahme kann man überprüfen, wie gut dies gelungen ist und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt. „In Deutschland gewinnt ,Marte Meo’ immer mehr Anhänger, in den skandinavischen Ländern gehört die Methode schon längst in den pädagogischen Alltag von Kitas, Schulen, Pflegeeinrichtungen und logopädischen Praxen“, berichtet die Fachberaterin.

Maria Edwards überprüft zudem potenzielle Tagesmütter, ob sie für den Beruf geeignet sind. Als Rachida El Faida sich beim Fachdienst Kindertagespflege gemeldet hat, um künftig in ihrer Wohnung in Fechenheim-Nord Kinder bis zu drei Jahren zu betreuen, stattete Edwards ihr zunächst einen Hausbesuch ab – schaute sich die Räumlichkeiten an und beobachtete sie in der Interaktion mit ihrem inzwischen fast drei Jahre altem Sohn Noah. „Es gefiel mir gut, wie liebevoll und sanft sie mit ihm umging. Dann haben wir Grenzen geübt: Das heißt, Noahs Mama sollte auch ,Nein’ sagen lernen“, blickt Edwards zurück. Das gefiel Noah gar nicht und er reagierte prompt. „nahm mich an der Hand, brachte mich vor der Tür, gab mir die Schuhe und und zeigte mir den Weg nach draußen“, lacht Maria Edwards. Das war 2014. Inzwischen sind Noah und Maria Edwards richtig gute Freunde.

Tagesmutter bereut den Schritt in die Selbständigkeit nicht

Bevor Rachida El Faida Tagesmutter wurde, arbeitete sie als Bäckereifachverkäuferin. Als Noah auf die Welt kam, ließ sich ihr Beruf aufgrund der Arbeitszeiten nicht mehr mit der Familie vereinbaren. Den Schritt vom Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit bereut die Tagesmutter nicht – im Gegenteil. „Ich habe Kinder schon immer geliebt. Und im Job mein eigenes Kind mitbetreuen zu können, war besonders reizvoll“, erzählt die Tagesmutter. Außerdem habe Noah als Einzelkind so gelernt, zu teilen. „Wenn ich die Kinder betreue, ist es, als würde er mit Geschwistern aufwachsen. Da ist es ganz normal, zu teilen“, erläutert Rachida El Faida.

Krankenschwester freut sich über flexible Betreuungszeiten

Die Eltern, die ihre Kinder zu ihr bringen, sind mit der Tagesmutter hochzufrieden. Lusann Amberg aus Erlensee ist Krankenschwester und freut sich vor allem über die flexiblen Betreuungszeiten. „In Ausnahmefällen kann ich Philipp schon um 4.30 Uhr bringen“, sagt Amberg. Das jüngste Kind der Gruppe ist die kleine Maya, die vor fast drei Monaten das Licht der Welt erblickt hat. Die Eltern suchten berufsbedingt händeringend einen Krippenplatz, doch entweder waren alle Plätze belegt oder sie wurden mit den Worten abgewiesen, dass Maya zu jung sei. „Über Facebook haben wir dann Kontakt zu den ,Spielmäusen’ hergestellt und gleich gemerkt: Das passt. Wir bringen Maya mit einem guten Gefühl hierher“, sagt Philip Ton.

Dass der Beruf Tagesmutter weit mehr bedeutet, als eine „Abgabestelle“ für Kinder zu sein, betont Maria Edwards ausdrücklich: „Wir haben einen gesetzlichen Bildungsauftrag. Die Tagesmütter arbeiten auf der Grundlage des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans (HBEP), um jedes Kind in seinen individuellen Lernvoraussetzungen, seiner Persönlichkeit und seinem Entwicklungsstand anzunehmen und angemessen zu begleiten.“ So sieht der Tagesablauf auch Singen, das Betrachten von Büchern, Basteln, Malen, Kneten, Turnen, Spielen im Garten und Ausflüge in die Umgebung wie in den Zoo und auf einen Bauernhof vor.

Internationales Familienzentrum nimmt Hausbesuche vor

Das IFZ als Fachdienst der Kindertagespflege nimmt regelmäßige Hausbesuche bei den Tagesmüttern vor, bietet Weiterbildungen und alle sechs Wochen Regionaltreffen an in der Zentrale des Fachdiensts in der Friesstraße 16 in Seckbach, zuständig für die Stadtteile Fechenheim, Bergen-Enkheim, Seckbach, den Riederwald und das Ostend. Derzeit gibt es 52 Tagesmütter verteilt auf diese fünf Stadtteile.

Das IFZ ist eine der ältesten Einrichtungen in Deutschland, die sich der sozialen, pädagogischen und psychosozialen Versorgung und der Bildung von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und kultureller Prägung widmet. Seit fast 40 Jahren kommen Familien, Kinder und Jugendliche sowie zunehmend auch ältere Menschen aus zahlreichen Ländern Europas und der Welt in die Einrichtungen des IFZ. Die Einrichtung arbeitet als sozialer Bildungsträger in verschiedenen Stadtteilen von Frankfurt (Bockenheim, Eschersheim, Nordend, Ostend, Bahnhofsviertel, Fechenheim, Sachsenhausen, Praunheim, Höchst, Frankfurter Berg und Unterliederbach) sowie in Offenbach.